Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Klein-Karben (Stadt Karben, Wetterau-Kreis) 
Jüdischer Friedhof 
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde           
    
Siehe Seite zur Synagoge in Groß-Karben (interner Link)
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes              
    
  
Der jüdische Friedhof ist als eingefriedete Grünfläche erhalten. Grabsteine befinden sich keine mehr auf ihm. Östlich des Ortskerns hebt sich der Friedhof in der umgebenden Feldlage durch seinen Baumbestand hervor.   
Auf dem Friedhof ist ein Hinweis-/Gedenkstein vorhanden.    
     
Gedicht "Judenkirchhof bei Klein Karben" (1877)    

Klein Karben Israelit 24101877.JPG (117289 Byte) Abgedruckt in: "Der Israelit" vom 
24. Oktober 1877: "Der Judenkirchhof 
bei Klein Karben

(Aus den demnächst erscheinenden
 'Haiderosen, Gedichte eines Odenwälders) 

Bei Klein-Karben in dem Felde  
Liegt ein Friedhof, fast vergessen.   
Seine Mauern sind zerfallen  
Und geschwunden die Cypressen.  
Halb im falben Moos verborgen,  
Sagt die Inschrift auf den Steinen,  
Dass dereinst zerstreute Juden  
Sich im Grabe hier vereinen.   
 
Ferne von Jericho's Fluren, 
Ruhen sie im fremden Lande.  
Keine frischen Kränze schmücken  
Ihre Gräber in dem Sande.  
Keine treuen Lieben kommen  
Weinend mehr an ihre Grüfte.  
Nur des Käuzchens bange Klage   
Wimmert nächtig durch die Lüfte.    
Mancher, der im Lauf der Zeiten  
Sieht des Friedhofs letzte Spuren,   
Denkt an die nicht, die da schlafen, 
Ferne von Jericho's Fluren.  
Nur der Frühling, nur der Frühling  
Denkt an ihre ird'sche Hülle  
Und bestreut die Ruhestätte   
Mit der Blumen bunter Fülle.
  
An dem Schwarzdorn prangt die Blüte;  
Aus dem Rasen schwillt das Leben.  
Veilchensträuße duften lieblich   
Durch das Grün der wilden Reben.  
Schattenreich schmiegt um die Hügel,  
Angeweht vom Frühlingshauche  
Und umkost von Maiendüften,  
Sich das Laub vom Brombeerstrauche.   
 
Wenn dann aus den fernen Tälern  
Helle Morgenglocken klingen,  
Fangen rings in Busch und Wäldern  
Alle Vögel an zu singen. -  
Also schmücket Gott alljährlich  
Jedes Grab mit Lenzesgluten, 
Dass sie nicht vergessen schlafen,  
Die da sind vom Stamm der Juden.  Karl Schäfer." 
 
Bei Karl Schäfer handelt es sich um einen bekannten Odenwälder Heimatdichter (geb. 1849 in Brensbach im Odenwald, von Beruf Lehrer; gest. 1915). 

     
     
Lage des Friedhofes    
      
Der jüdische Friedhof befindet sich in der Flur "Am Judenbegräbnis" etwa 100 m nordöstlich des allgemeinen Friedhofes des Ortes gegenüber der Gemeinschaftsobstanlage. 
   
   
   
    
Fotos 
(Fotos: wurden noch nicht erstellt; über Zusendungen freut sich der Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite.    

       

       
Einzelne Presseberichte zum Friedhof    

Mai 2021: Über den jüdischen Friedhof in Klein-Karben       
Artikel von Jürgen Schenk in der "Wetterauer Zeitung" vom 28. Mai 2021: "Karbener Geschichtsforschung. Vergessener jüdischer Friedhof in Klein-Karben
Ebenso verborgen wie der Platz ist auch die Geschichte des alten Judenfriedhofs in Klein-Karben. Tatsächlich gleicht das umzäunte Areal eher einem verwilderten Garten. Nichts ist übrig, was an eine Begräbnisstätte erinnert. Zumindest nichts Sichtbares.
Allem voran fehlen die Grabmale auf dem alten jüdischen Friedhof. Über einen langen Zeitraum scheinen Bäume ihre Positionen eingenommen zu haben. Im Mai steht das Gras dort hüfthoch, sodass auch der Gedenkstein am Eingangstor langsam zuwächst. In Klein-Karben selbst gibt es keine Zeitzeugen mehr, die über die Vorgänge an diesen Ort berichten könnten. Doch das allein rührt noch mehr den Forschergeist.
Erinnerndes Gedicht von Karl Schäfer. 'Bei Klein-Karben in dem Felde liegt ein Friedhof, fast vergessen?' Mit diesen Worten beginnt das Gedicht 'Der Judenkirchhof bei Klein-Karben' des Odenwälder Heimatdichters Karl Schäfer. Schon im Jahr 1877 beklagte er in fünf Versen den offensichtlichen Niedergang des Friedhofs mit seinen fast vergessenen Toten. 'Nur der Frühling, nur der Frühling denkt an ihre ird’sche Hülle. Und bestreut die Ruhestätte mit der Blumen bunter Fülle.'
Wie immer, wenn man einen Sachverhalt erforschen will, finden sich zu Beginn verschiedene Versionen. Über den Verbleib der jüdischen Grabsteine existiert derzeit aber nur eine einzige Wahrheit und die lautet: Man weiß es nicht. Entweder sie befinden sich noch an Ort und Stelle im Erdreich oder man hat sie irgendwann abgeräumt. Manche Ungewissheiten müsse man im Leben einfach hinnehmen, meint Judaica-Forscher Hartmut Polzer. Vor einigen Jahren habe er zusammen mit dem verstorbenen Helmut Heide Nachforschungen wegen der Steine angestellt. 'Ohne Erfolg. Wir konnten das Geheimnis nicht lüften, weil die Totenruhe gewahrt bleiben muss', teilt Polzer mit. 'Eigentümer des Friedhofs ist der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen. Und von dort bekommt man keine Genehmigung für weitergehende Untersuchungen.'
Mühsame Nachforschungen. Eine Erzählung aus Klein-Karben berichtet von einem 'Eisenbahner', der in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren das Gelände gepachtet haben soll, um Essbares anzubauen. Er habe die störenden Grabdenkmäler kurzerhand eingegraben. Allerdings gibt es keine schriftlichen Belege für diese Version. Und eine Bewirtschaftung des Grundstücks nach 1945 scheint es nicht gegeben zu haben. Rainer Züsch weiß aber noch, dass das Gelände als Kinderspielplatz tabu war. Anfang der 1950er Jahre habe er den vergessenen Friedhof immer nur zum Muttertag betreten. 'Damals gab es noch keinen Zaun', erzählt der ehemalige Ortsvorsteher von Klein-Karben. 'Das war ein guter Ort, um Schlüsselblumen zu pflücken. Die habe ich dann meiner Mutter zum Ehrentag geschenkt. Einmal fand ich, gemeinsam mit anderen Kindern, an einer Stelle des Friedhofs verrostete deutsche Stahlhelme und Wehrmachtsessbestecke. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie die Sachen dorthin gekommen waren.'
Das betreffende Flurstück in der Klein-Karbener Gemarkung heißt 'Am Judenbegräbnis'. Allein dieser Name deutet daraufhin, dass es sich um einen markanten Landschaftspunkt gehandelt haben dürfte. Die Gemeinde an sich war von der Personenzahl her eher klein. In den amtlichen Judenmatrikeln des 19. Jahrhunderts findet man nur die Familiennamen Adler, Baum, Borngässer und Ortenberger. Als letzte Verstorbene ist in diesem Verzeichnis die Witwe Esther Ortenberger eingetragen. Sie starb am 3. Januar 1905 im Alter von 97 Jahren. Diese Entdeckung spricht eindeutig dafür, dass schon vor dem Ersten Weltkrieg keine weiteren Beerdigungen mehr stattfanden. Dokumente im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt verraten die Herkunft von zwei jüdischen Familien: 1846 suchte der Viehhändler Elias Borngässer aus Rodheim um eine Niederlassungserlaubnis in Klein-Karben nach, Levi Ortenberger aus Stammheim folgte ein Jahr später.
Mit Interesse hat der Karbener Geschichtsverein die Friedhofserforschung begleitet. Jürgen Hintz und Rainer Obermüller vom Vereinsvorstand waren auch an der Ortsbegehung beteiligt. Obermüller hatte im Vorfeld historische Quellen gesichtet und damit die Recherche unterstützt.
Judenmatrikel waren Personenstandsregister, vergleichbar mit den Registern der allgemeinen Standesämter. Sie dienten zur Aufzeichnung von Geburten, Eheschließungen und Todesfällen. Allerdings gab es sie in Hessen schon lange vor den Standesämtern. Bereits im 18. Jahrhundert waren beispielsweise die örtlichen Pfarrer in Hessen-Darmstadt zur Führung solcher Urkundenbücher angehalten. Im 19. Jahrhundert ging diese Pflicht ganz oder teilweise auf die Bürgermeister über. Die Klein-Karbener Judenmatrikel beginnen 1823 mit Geburten und 1838 mit Heiraten und Sterbefällen. Ab 1875 findet man die entsprechenden Einträge auch im Standesamtsnebenregister. Aufbewahrt werden die Originalbücher im Gemeindearchiv Klein-Karben; über Digitalisate verfügt das Hessische Staatsarchiv Darmstadt.
Eine Möglichkeit zur Recherche bietet das Landesgeschichtliche Informationssystem Hessen (LAGIS). Homepage: www.lagis-hessen.de"  
Link zum Artikel  

   
     

Links und Literatur

Links: :

bullet

Website der Stadt Karben   

bulletWebsite der "Stolperstein"-Initiative Karben zur jüdischen Geschichte in Karben      
bullet

Informationen in der Website denkmalpflege-hessen.de  (mit Foto)      

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Dokumente zur jüdischen Geschichte in Klein-Karben 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind einige Dokumente zur jüdischen Geschichte in Klein-Karben erhalten
U.a. HStAD Bestand C12 Nr. 269/6 Judenmatrikell Klein-Karben: Sterbefälle 1838-1876, 1905:  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v657130      
Weitere Dokumente Suche über https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/einfachesuche.action ("Klein-Karben" eingeben, evtl. "Nur Objekte mit Digitalisaten" wählen)  

Literatur:   

bullet Arnsberg I,288-290 (bei Groß-Karben)   

     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020