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Klein-Karben (Stadt
Karben, Wetterau-Kreis)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Groß-Karben (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische
Friedhof ist als eingefriedete Grünfläche erhalten. Grabsteine befinden
sich keine mehr auf ihm. Östlich des Ortskerns hebt sich der Friedhof in
der umgebenden Feldlage durch seinen Baumbestand hervor.
Auf dem Friedhof ist ein Hinweis-/Gedenkstein vorhanden.
Gedicht "Judenkirchhof bei Klein
Karben" (1877)
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Abgedruckt in: "Der Israelit" vom
24. Oktober 1877: "Der Judenkirchhof
bei Klein Karben.
(Aus den demnächst erscheinenden
'Haiderosen, Gedichte eines Odenwälders)
Bei Klein-Karben in dem Felde
Liegt ein Friedhof, fast vergessen.
Seine Mauern sind zerfallen
Und geschwunden die Cypressen.
Halb im falben Moos verborgen,
Sagt die Inschrift auf den Steinen,
Dass dereinst zerstreute Juden
Sich im Grabe hier vereinen.
Ferne von Jericho's Fluren,
Ruhen sie im fremden Lande.
Keine frischen Kränze schmücken
Ihre Gräber in dem Sande.
Keine treuen Lieben kommen
Weinend mehr an ihre Grüfte.
Nur des Käuzchens bange Klage
Wimmert nächtig durch die Lüfte. |
Mancher, der im Lauf der Zeiten
Sieht des Friedhofs letzte Spuren,
Denkt an die nicht, die da schlafen,
Ferne von Jericho's Fluren.
Nur der Frühling, nur der Frühling
Denkt an ihre ird'sche Hülle
Und bestreut die Ruhestätte
Mit der Blumen bunter Fülle.
An dem Schwarzdorn prangt die Blüte;
Aus dem Rasen schwillt das Leben.
Veilchensträuße duften lieblich
Durch das Grün der wilden Reben.
Schattenreich schmiegt um die Hügel,
Angeweht vom Frühlingshauche
Und umkost von Maiendüften,
Sich das Laub vom Brombeerstrauche.
Wenn dann aus den fernen Tälern
Helle Morgenglocken klingen,
Fangen rings in Busch und Wäldern
Alle Vögel an zu singen. -
Also schmücket Gott alljährlich
Jedes Grab mit Lenzesgluten,
Dass sie nicht vergessen schlafen,
Die da sind vom Stamm der Juden. Karl Schäfer." |
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Bei Karl Schäfer handelt
es sich um einen bekannten Odenwälder Heimatdichter (geb. 1849 in Brensbach im Odenwald, von Beruf Lehrer; gest. 1915). |
Lage des Friedhofes
Der jüdische Friedhof befindet sich in der Flur "Am Judenbegräbnis" etwa 100 m
nordöstlich des allgemeinen Friedhofes des Ortes gegenüber der
Gemeinschaftsobstanlage.
Fotos
(Fotos: wurden noch nicht erstellt; über Zusendungen freut sich
der Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite.
Einzelne Presseberichte zum Friedhof
Mai
2021:
Über den jüdischen Friedhof in
Klein-Karben
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Artikel
von Jürgen Schenk in der "Wetterauer Zeitung" vom 28. Mai 2021:
"Karbener Geschichtsforschung. Vergessener jüdischer Friedhof in
Klein-Karben
Ebenso verborgen wie der Platz ist auch die Geschichte des alten
Judenfriedhofs in Klein-Karben. Tatsächlich gleicht das umzäunte Areal eher
einem verwilderten Garten. Nichts ist übrig, was an eine Begräbnisstätte
erinnert. Zumindest nichts Sichtbares.
Allem voran fehlen die Grabmale auf dem alten jüdischen Friedhof. Über einen
langen Zeitraum scheinen Bäume ihre Positionen eingenommen zu haben. Im Mai
steht das Gras dort hüfthoch, sodass auch der Gedenkstein am Eingangstor
langsam zuwächst. In Klein-Karben selbst gibt es keine Zeitzeugen mehr, die
über die Vorgänge an diesen Ort berichten könnten. Doch das allein rührt
noch mehr den Forschergeist.
Erinnerndes Gedicht von Karl Schäfer. 'Bei Klein-Karben in dem Felde
liegt ein Friedhof, fast vergessen?' Mit diesen Worten beginnt das Gedicht
'Der Judenkirchhof bei Klein-Karben' des Odenwälder Heimatdichters Karl
Schäfer. Schon im Jahr 1877 beklagte er in fünf Versen den offensichtlichen
Niedergang des Friedhofs mit seinen fast vergessenen Toten. 'Nur der
Frühling, nur der Frühling denkt an ihre ird’sche Hülle. Und bestreut die
Ruhestätte mit der Blumen bunter Fülle.'
Wie immer, wenn man einen Sachverhalt erforschen will, finden sich zu Beginn
verschiedene Versionen. Über den Verbleib der jüdischen Grabsteine existiert
derzeit aber nur eine einzige Wahrheit und die lautet: Man weiß es nicht.
Entweder sie befinden sich noch an Ort und Stelle im Erdreich oder man hat
sie irgendwann abgeräumt. Manche Ungewissheiten müsse man im Leben einfach
hinnehmen, meint Judaica-Forscher Hartmut Polzer. Vor einigen Jahren habe er
zusammen mit dem verstorbenen Helmut Heide Nachforschungen wegen der Steine
angestellt. 'Ohne Erfolg. Wir konnten das Geheimnis nicht lüften, weil die
Totenruhe gewahrt bleiben muss', teilt Polzer mit. 'Eigentümer des Friedhofs
ist der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen. Und von dort
bekommt man keine Genehmigung für weitergehende Untersuchungen.'
Mühsame Nachforschungen. Eine Erzählung aus Klein-Karben berichtet
von einem 'Eisenbahner', der in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren das
Gelände gepachtet haben soll, um Essbares anzubauen. Er habe die störenden
Grabdenkmäler kurzerhand eingegraben. Allerdings gibt es keine schriftlichen
Belege für diese Version. Und eine Bewirtschaftung des Grundstücks nach 1945
scheint es nicht gegeben zu haben. Rainer Züsch weiß aber noch, dass das
Gelände als Kinderspielplatz tabu war. Anfang der 1950er Jahre habe er den
vergessenen Friedhof immer nur zum Muttertag betreten. 'Damals gab es noch
keinen Zaun', erzählt der ehemalige Ortsvorsteher von Klein-Karben. 'Das war
ein guter Ort, um Schlüsselblumen zu pflücken. Die habe ich dann meiner
Mutter zum Ehrentag geschenkt. Einmal fand ich, gemeinsam mit anderen
Kindern, an einer Stelle des Friedhofs verrostete deutsche Stahlhelme und
Wehrmachtsessbestecke. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie die Sachen
dorthin gekommen waren.'
Das betreffende Flurstück in der Klein-Karbener Gemarkung heißt 'Am
Judenbegräbnis'. Allein dieser Name deutet daraufhin, dass es sich um einen
markanten Landschaftspunkt gehandelt haben dürfte. Die Gemeinde an sich war
von der Personenzahl her eher klein. In den amtlichen Judenmatrikeln des 19.
Jahrhunderts findet man nur die Familiennamen Adler, Baum, Borngässer und
Ortenberger. Als letzte Verstorbene ist in diesem Verzeichnis die Witwe
Esther Ortenberger eingetragen. Sie starb am 3. Januar 1905 im Alter von 97
Jahren. Diese Entdeckung spricht eindeutig dafür, dass schon vor dem Ersten
Weltkrieg keine weiteren Beerdigungen mehr stattfanden. Dokumente im
Hessischen Staatsarchiv Darmstadt verraten die Herkunft von zwei jüdischen
Familien: 1846 suchte der Viehhändler Elias Borngässer aus Rodheim um eine
Niederlassungserlaubnis in Klein-Karben nach, Levi Ortenberger aus Stammheim
folgte ein Jahr später.
Mit Interesse hat der Karbener Geschichtsverein die Friedhofserforschung
begleitet. Jürgen Hintz und Rainer Obermüller vom Vereinsvorstand waren auch
an der Ortsbegehung beteiligt. Obermüller hatte im Vorfeld historische
Quellen gesichtet und damit die Recherche unterstützt.
Judenmatrikel waren Personenstandsregister, vergleichbar mit den Registern
der allgemeinen Standesämter. Sie dienten zur Aufzeichnung von Geburten,
Eheschließungen und Todesfällen. Allerdings gab es sie in Hessen schon lange
vor den Standesämtern. Bereits im 18. Jahrhundert waren beispielsweise die
örtlichen Pfarrer in Hessen-Darmstadt zur Führung solcher Urkundenbücher
angehalten. Im 19. Jahrhundert ging diese Pflicht ganz oder teilweise auf
die Bürgermeister über. Die Klein-Karbener Judenmatrikel beginnen 1823 mit
Geburten und 1838 mit Heiraten und Sterbefällen. Ab 1875 findet man die
entsprechenden Einträge auch im Standesamtsnebenregister. Aufbewahrt werden
die Originalbücher im Gemeindearchiv Klein-Karben; über Digitalisate verfügt
das Hessische Staatsarchiv Darmstadt.
Eine Möglichkeit zur Recherche bietet das Landesgeschichtliche
Informationssystem Hessen (LAGIS). Homepage:
www.lagis-hessen.de"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links: :
Quellen:
Literatur:
 | Arnsberg I,288-290 (bei Groß-Karben)
|

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