Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kempten (Kreisstadt, Bayern) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
    
Siehe Seite zur Synagoge in Kempten (interner Link)   
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes                   
   
Der jüdische Friedhof in Kempten wurde nach Gründung der dortigen Gemeinde in den 1870er-Jahren angelegt (vor 1876). Er umfasst eine Fläche von 15,50 ar. Der Friedhof ist mit Thujahecken und einem Drahtzaun eingefriedet. Zwei Gedenksteine sind auf dem Friedhof vorhanden: eine Gedenkplatte von 1960, die an die in der NS-Zeit ermordeten 16 jüdischen Kemptener erinnert und ein Gedenkstein, der an sechs jüdische KZ-Opfer aus Polen, Litauen und Ungarn erinnert, die hier bestattet wurden. Im hinteren Teil des Friedhofes befindet sich ein Gedenkstein für (nichtjüdische) Kriegsgefangene/Fremdarbeiter, die in der NS-Zeit auf Befehl der Gestapo hier beerdigt wurden.   
   
Der Friedhof ist seit 1981 geschlossen, doch konnte im April 2008 eine Beisetzung mit Ausnahmegenehmigung vorgenommen werden (siehe Bericht unten). 
   
   
Namen der 16 ermordeten jüdischen Kemptener auf dem Gedenkstein von 1960:
"Oskar und Hedwig Hauser, Mathilde Kohn, Hedwig Kohn, Julius Kohn, Edith Landauer, Else Liebenthal, Gertrud Liebenthal, Bella Kleeblatt, Martha Kleeblatt, Rosa Loew, Elvira Stein, Sigmund Ullmann, Louis Viktor, Samuel und Julie Walter.  Sie alle lebten in Kempten".   
     
     
     
Lage des Friedhofes              
   
Der Friedhof liegt beim katholischen Friedhof an der Memminger Straße/Ecke Adenauerring und ist vom katholischen Friedhof aus zugänglich.

  Lage des jüdischen Friedhofes in Kempten auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes an 
oder über das Verzeichnis der "Einrichtungen" zu "Friedhof, jüd.". 

       
       
Fotos
  
(Fotos: Katharina Hahne, Aufnahmen Mai/Juni 2008)  

Kempten Friedhof 350.jpg (43200 Byte) Kempten Friedhof 377.jpg (86419 Byte) Kempten Friedhof 376.jpg (71972 Byte)
Blick auf den jüdischen Friedhof vom 
kath. Friedhof Eingang Adenauerring 
Eingangstor mit 
Hinweistafel 
Teilansicht 
  
     
Kempten Friedhof 375.jpg (54858 Byte) Kempten Friedhof 374.jpg (83435 Byte) Kempten Friedhof 373.jpg (87403 Byte)
Grabstein für das Kind Siegfried Ullmann
 (1883-1883) 
Teilansichten  
 
   
Kempten Friedhof 372.jpg (75215 Byte) Kempten Friedhof 371.jpg (70082 Byte) Kempten Friedhof 370.jpg (74275 Byte)
Teilansicht  Grabstein für Leopold Löw 
(1877-1935) 
Grab- und Gedenksteine für Mitglieder 
der Familie Löw 
 
     
Kempten Friedhof 360.jpg (64984 Byte) Kempten Friedhof 357.jpg (60980 Byte) Kempten Friedhof 358.jpg (65322 Byte)
Grabstein für Selma Weikersheimer 
aus Gaukönigshofen (1889-1908) 
Grab- und Gedenkstein für Mitglieder
 der Familie Liebenthal 
Grabstein für Rosa Wolff 
(1869-1915)
        
Kempten Friedhof 359.jpg (90120 Byte) Kempten Friedhof 363.jpg (76957 Byte) Kempten Friedhof 361.jpg (55066 Byte)
Grab- und Gedenkstein für Mitglieder 
der Familie Kohn 
Grabstein für Emma .lalom 
(1873-1895)
Grabstein für Ignaz Felner, Kaufmann 
aus Ungarn (1848-1913)
     
Kempten Friedhof 363.jpg (76957 Byte) Kempten Friedhof 362.jpg (100707 Byte) Kempten Friedhof 364.jpg (86743 Byte)
  Grabstein für die Kinder Paula 
und Bertha Schwabacher 
  
Teilansicht mit (rechts) Grab- 
und Gedenkstein für Angehörige 
der Familie Zentner 
     
Kempten Friedhof 351.jpg (68627 Byte) Kempten Friedhof 369.jpg (83784 Byte) Kempten Friedhof 353.jpg (69594 Byte)
Grabstein für Bernhard Guttmann
 (1880-1964)
Grabstein für Mitglieder 
der Familie Löw
Grabplatte für Margit Bergmann 
(gest. 1978)
     
Kempten Friedhof 367.jpg (35801 Byte) Kempten Friedhof 368.jpg (83824 Byte)   
Grabstein für Familie Ullmann: 
Liebmann Ullmann (1812-1890) und
 Karolina Ullmann (1820-1899)
Grabstein für Sophie Ullmann geb. 
Klopfer
(1859-1895) und 
Nathan Ullmann (1849-1917)  
  
     
Kempten Friedhof 354.jpg (68711 Byte) Kempten Friedhof 355.jpg (72478 Byte) Kempten Friedhof 356.jpg (77358 Byte)
Grabstein für Elfriede Straub 
(1909-1954)
Grabstein für Eduard Bergler 
(1893-1930)
Grabstein für Louise Landauer 
geb. Schmal
(1858-1930)
     
Kempten Friedhof 352.jpg (68314 Byte) Kempten Friedhof 366.jpg (89100 Byte) Kempten Friedhof 651.jpg (124165 Byte)
Grabstein für Hans Gross 
(1890-1962)
Grabplatte für Dr. Rico Margoliner 
(1904-1981)
Die "letzte" Beisetzung von Else Dobias
 im April 2008 (siehe Bericht unten)
     
Kempten Friedhof 153.jpg (90033 Byte) Kempten Friedhof 154.jpg (64557 Byte) Kempten Friedhof 154a.jpg (69511 Byte)
Grabstein für Luzie Löw (1887-1909) 
und Gedenkstein für die 1943 in Polen
 umgekommene Rosa Löw, geb. 1879.
Einzelgrabstein für die Kaufmannsgattin Meta Reis (1868-1918) 
und den Landsturmmann 2. Infanterie-Regiment Siegfried Reis (1893-1918, 
gest. im Krankenhaus links der Isar in München).
   
Kempten Friedhof 152.jpg (80964 Byte) Kempten Friedhof 155.jpg (70466 Byte) Kempten Friedhof 150.jpg (57522 Byte)
Grabstein für Leopold Kohn (1853-1928)
 und Gedenkstein für die im KZ
 Umgekommenen: Mathilde Kohn geb.
 Laudenbacher (1858-1942), Julius Kohn
 (1880-1942), Hedwig Kohn (1885-1942)
Gedenkstein für nichtjüdische
 Zwangsarbeiter im hinteren Teil des
 Friedhofes, die hier auf Befehl der
 Gestapo beerdigt wurden.
  
Steinerne Grabplatte, entworfen vom
 Kemptener Baurat Bürgle (1960) zur
 Erinnerung an 16 jüdische Kemptener, 
die 1942-1945 ermordet wurden und 
kein Grab bekamen.  
     
Kempten Friedhof 151.jpg (64709 Byte)  
Gedenkstein für ausländische Juden, die im KZ umkamen und hier bestattet wurden: Berich Bornstein, Lola Eisner, Leon Essig, Salomon Feder (diese 4 aus Polen). Boris Drujan (aus Litauen), Imre Grüngut (aus Ungarn); alle 1945 umgekommen.  

   
   
Einzelne Presseberichte zum jüdischen Friedhof   

April 2008: Über die "letzte" Beisetzung im jüdischen Friedhof in Kempten
Artikel in der "Allgäuer Zeitung" vom 12. April 2008: Eine letzte Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof
KZ-Überlebende Israelitische Kultusgemeinde erteilt Sondergenehmigung
Kempten. Eigentlich ist der jüdische Friedhof in Kempten seit 1981 geschlossen. Doch jetzt wurde der kleine Gottesacker am Rande des katholischen Friedhofes ein letztes Mal geöffnet. Die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, erteilte eine Sondergenehmigung und erfüllte damit Else "Esther" Dobias ihren letzten Wunsch. Die 97-Jährige war kürzlich in Kempten gestorben und liegt nun nahe ihrer Schwester Adele begraben.  
Der jüdische Friedhof wurde 1876 von der jüdischen Filialgemeinde Kempten angelegt. Damals lebten über 50 Juden in der Allgäu-Metropole, die Zahl stieg bis zur Jahrhundertwende auf fast 100 an. Um die Gräber vor NS-Umtrieben zu schützen, übernahm die Stadt am 20. Mai 1939 den Friedhof. Oberbürgermeister Dr. Otto Merkt ließ damals eine hohe Hecke pflanzen und sperrte den Platz mit einem Eisentor ab. Nach dem Krieg wurden dort Denkmäler für die im KZ ermordeten Kemptener Juden und für jüdische Kriegsgefangene, die in Kempten starben, errichtet. 
1954 verfolgten zahlreiche Schaulustige die erste jüdische Beerdigung nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Tochter der verstorbenen Elfriede Straub erinnerte sich später: "Wir fanden keinen passenden Sarg, der nach jüdischem Ritus aus sechs ungehobelten Brettern ohne Metall besteht. Also zimmerte mein Vater einen Sarg für seine Frau." Dieser wurde ins Grab gelassen und anschließend schaufelten die Angehörigen soviel Erde ins Grab, bis vom Sarg nichts mehr sichtbar war. 1955 übernahm der Landesverband der Israeliten den Friedhof. Es folgten noch zwei Beerdigungen: 1970 wurde Dobias Schwester Adele Sieratzki begraben, im Dezember 1981 Dr. Rico Margolinger. Dann wurde der Friedhof geschlossen. Die langjährige Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Kempten, Uta Hoffmann, setzte sich nun für die Sondergenehmigung ein. Zwei Mitarbeiter eines jüdischen Bestattungsunternehmens schaufelten von Hand das Grab: "Der Friedhof ist so eng, dass der Einsatz eines Baggers unmöglich ist." Rabbiner Dr. Henry Brandt aus Augsburg nahm die Beisetzung vor, zu der auch Dobias Neffe Henry aus Paris kam."  
  
September 2009: Führung über den Friedhof zum "Europäischen Tag der jüdischen Kultur" am 6. September 2009  
Artikel in der "Allgäuer Zeitung" vom 7. September 2009: "Eine Steinplatte zeugt vom Terror der Nazis
Jüdischer Friedhof - Führung in Kempten

Vor der Zeit des Nationalsozialismus gab es in Kempten ein bescheidenes jüdisches Leben - heute zeugen davon nur noch wenige Spuren. Der jüdische Friedhof am westlichen Rand des katholischen Friedhofs ist darum ein besonderes Denkmal. Anlässlich des Europäischen Tags der jüdischen Kultur veranstaltete die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) eine Führung mit Dr. Peter Schindler.
Dabei erfuhren die Teilnehmer beispielsweise, dass die jüdische Gemeinde 1877 das Grundstück erwarb, auf dem im Laufe der Zeit in 33 Gräbern 43 Menschen ihre letzte Ruhestätte fanden. Nach jüdischer Sitte ist der Friedhof eine Einrichtung für die Ewigkeit. Die Gemeinschaft fühlt sich dafür verantwortlich, dass die Gräber erhalten bleiben. Der Freundschaft des Oberbürgermeisters Dr. Otto Merkt mit dem jüdischen Bürger Sigmund Ullmann ist es laut Dr. Schindler zu verdanken, dass der Friedhof in der Nazizeit weder geschändet noch zerstört wurde. Merkt verwirklichte die Idee, dass die jüdische Gemeinde das Grundstück der Stadt zum Geschenk machte, und schützte dieses nunmehr städtische Eigentum durch eine Hecke. Erst im Jahre 1955 wurde der Friedhof zurückgegeben. Beispielhaft berichtete Schindler über das Schicksal einiger Familien, die ihre Grabstätten auf dem Friedhof haben. Auf einer großen Steinplatte sind die Namen der jüdischen Bürger eingemeißelt, die Opfer des Naziterrors wurden. Im April 2008 fand durch eine Ausnahmegenehmigung auf dem Friedhof die letzte Beerdigung statt. 
Der Besuch des Friedhofs ist zu den Öffnungszeiten des katholischen Friedhofs möglich."
   

    
   

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Kempten    

Literatur:    

bulletMichael Trüger: Der jüdische Friedhof in Kempten. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 15. Jh. Nr. 82 vom April 2000 S. 15.
bullet Anton Zanker (Hrsg.): Die Juden im Illertal. Darin auch: Julius Miedel: Die Juden in Memmingen.  Hermann Rose: Geschichtliches der Israelitischen Kultusgemeinde Altenstadt. Frühe Texte u.a./ Edierte Fassung Memmingen, Altenstadt, Fellheim, Osterberg. Hardcover 688 S.
Verlag BoD - Books on Demand. Norderstedt 2021. ISBN 978-3-7534-2473-6.
Informationsseite des Verlages mit Leseprobe
   
Anmerkung: Neben zwei frühen Texten, die vor dem Drama der Intoleranz entstanden, nämlich von Julius Miedel und Hermann Rose, werfen auch heutige Autoren auf die Geschichte vor der Geschichte der Juden im Illertal, in der Region zwischen Kempten und Altenstadt / Iller.
 

    
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020