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Zu den Synagogen im
Kreis "Südliche Weinstraße" und Stadtkreis Landau
Heuchelheim (Gemeinde
Heuchelheim-Klingen, VG Landau-Land, Kreis Südliche Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Heuchelheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1909 (Anschluss an Ingenheim)
beziehungsweise 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18.
Jahrhunderts zurück. Erstmals werden in Heuchelheim ("Heuchellum"
im Amt "Nustatt" [Neustatt]) 1548/1550 die Juden Jacob und
Isaac genannt. 1555 waren es die Juden Jocel (= Jacob), Isack (= Isaac)
und Simon.
Erst im 18. Jahrhundert sind wieder jüdische Einwohner belegt: 1722
wird mit "Joseph zu Heichelheim" (im Oberamt Germersheim) wieder ein
jüdischer Einwohner am Ort genannt. 1765 waren es 13 jüdische Personen am Ort.
Da 1808 51 jüdische Einwohner gezählt werden, nahm im Laufe der folgenden
Jahrzehnte die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort weiter zu.
Hinweis: auch in Heuchelheim bei Frankenthal gab es (zusammen mit
Beindersheim) im 18./19.Jahrhundert einige jüdische Familien (1801 25 jüdische
Einwohner, 1808 15, 1825 13 in Heuchelheim und 11 in Beindersheim). Die
Zuweisung zu dem einen oder anderen Heuchelheim ist im 18./19. Jahrhundert muss
immer überprüft werden.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 51 jüdische Einwohner (7,2 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825 91
(10,6 %), 1835 87, 1843 117 (13,3 %), 1848 108 (in 24 Familien), 1851 86, 1857
89, 1858 100, 1861 84, 1867 67, 1871 65, 1875 61, 1880 48, 1885 43, 1900 23,
1910 14.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Israelitische Elementarschule bis 1880), und ein rituelles Bad. Die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Ingenheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die
Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Landau.
Um 1924 wurden noch 18 jüdische Einwohner in Heuchelheim gezählt, die
inzwischen (seit 1909) zur Gemeinde in Ingenheim
gehörten.
1933 lebten noch sechs jüdische Personen am Ort. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die letzten drei
jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 in das Konzentrationslager Gurs
in Südfrankreich deportiert.
Von den in Heuchelheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
Zu "Heuchelheim" - meist ohne Differenzierung im Blick auf den
präzisen Ort - werden die Namen genannt: Hans Adler (1901), Adolf
Blumenstiel (1870), Oskar Emsheimer (1867), Gustav Jacob (1887),
Blandina Joseph geb. Adler (1865), Berta Katz (1889), Levi Louis Kuder
(1868), Moses Kuder (1857), Betty Levi geb. Frank (1892), Ernst Levy (1895),
Rosa (Rosalie) Levy geb. Adler (1868), Thekla Rabes geb. Kuder (1860),
Rosa Sonneborn geb. Kuder (1871), Rosa Strauß geb. Jacob (1887),
Jenny Süßkind (1890), Sally Süßkind geb. Wallach (1883), Cölestine Wolf
(1863).
Nur bei den oben kursiv gesetzten Namen wird im "Gedenkbuch"
Heuchelheim (Pfalz) angegeben. Die anderen Namen müssen noch überprüft
werden.
Es gab auch in Heuchelheim Kreis Gießen einige jüdische
Familien; von ihnen sind umgekommen Herbert Schönberg (1921), Ludwig Schönberg
(1880), Rosa Schönberg geb. Goldschmidt (1887), Klara Sternberg geb.
Stein (1869), eventuell weitere Personen.
Literatur zu diesem Heuchelheim: Emil Winter: Die Geschichte der Juden in
Heuchelheim im 19ten und 20sten Jahrhundert. Hrsg. von Kulturring
Heuchelheim-Linzenbach. Heimatmuseum Heuchelheim Heft 5.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Heuchelheim gefunden. |
Hinweis auf den protestantischen Pfarrer Johannes
Bähr (Pfarrer in Heuchelheim bis 1937 oder 1938) (Quelle:
Juden in Mutterstadt)
"Vor Mutterstadt war Johannes Bähr Pfarrer in Heuchelheim. Schon dort hatte er sich Ärger eingehandelt durch sein Eintreten für jüdische Mitbürger. Bereits am 23. Mai 1934 hatte Pfr. Bähr in einem Brief an den örtlichen HJ-Oberbannführer erklärt:
'Überhaupt möchte ich deutlich betonen, dass auf mich die Drohungen mit Verhaftung, Sondergericht usw. keinen besonderen Eindruck machen. Damit kann man einen Mann, der für eine gute Sache steht, nicht einschüchtern' (Privatarchiv Bähr) Im Februar 1937 weigerte er sich, jüdische Familien aus dem Diakonissenverein zu entfernen. Dies brachte ihm eine Beschwerde der Kreisleitung Bergzabern an Dekan Mettel ein, in der die sofortigen Versetzung seiner Person gefordert wurde. Dazu erklärte Bähr gegenüber Dekan
Mettel: 'Man muss auch die Juden lieben'. Zu dieser Zeit wohnten in Heuchelheim nur noch 5 Juden.
Nach Angaben des Landeskirchenrates handelte es sich bei den betroffenen Mitgliedern des protestantischen Pflegevereins um
'alleinstehende, pflegebedürftige Personen, die seit Gründung dem Diakonissenverein angehören'. (Aus
'Konfession und Nationalismus - Evang. und kath. Pfarrer in der Pfalz 1930-1939, von Thomas Fandel). Pfr. Johannes Bähr war Gründungsmitglied der Pfälzischen Pfarrbruderschaft, die sich am 3.9.1934 gründete (Documenta I, S. 275)" |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für Adolf Blumenstiel,
geboren in Heuchelheim |
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Kennkarte (ausgestellt
in Mainz 1939) für Adolf Blumenstiel (geb. 12. April 1870 in
Heuchelheim),
Kaufmann, wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab
Darmstadt in das
Ghetto Theresienstadt, wo er am 11. Dezember 1942 umgekommen
ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
In der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts war eine Betstube in einem der jüdischen Häuser
vorhanden.
1835 konnte die jüdische Gemeinde das Haus Nr. 58 1/2 erwerben. In ihm
wurde 1837 bis 1858 die jüdische Schule untergebracht.
Die Synagoge befand sich (seit wann?) im Oberstock eines Seitenbaus zum Haus von
Anselm Adler. Nach Berichten von 1869 handelte es sich allerdings um Räumlichkeiten,
die für die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort viel zu eng waren. Der Betsaal
der Männer war 3,60 m lang, 3 m breit und 2,30 m hoch. In einem
"Verschlag" in einer Höhe von 2 Metern befand sich die Abteilung der
Frauen. Das Bezirksamt empfahl 1869 dringend die Einrichtung eines neuen
Synagoge. Die jüdische Gemeinde konnte eine solche damals aus finanziellen Gründen
nicht bauen, zumal die Zahl der jüdischen Einwohner bereits deutlich zurückgegangen
war.
1858 wurde in das damalige Gebäude an der Hauptstraße 28 die jüdische
Schule verlegt. Als diese 1880 geschlossen wurde, richtete die jüdische
Gemeinde in diesem Gebäude ihren Betsaal / Synagoge ein. Sie wurde bis
zur Auflösung der jüdischen Gemeinde im Januar 1909 als solche genutzt. Wenig
später wurde das Gebäude verkauft. Nach dem Abbruch der Synagoge (wann?) wurde
an ihrer Stelle ein neues Wohnhaus erstellt, das vermutlich auf den Grundmauern
der Synagoge erstellt wurde.
Adresse/Standort der Synagoge: 1880
bis 1909 im (früheren) Gebäude Hauptstraße 28
Fotos
(Quelle: Foto des Wohnhauses: O. Weber s. Lit. S. 99)
Fotos oder
Darstellungen der ehemaligen Synagoge sind noch nicht vorhanden; über
Hinweise
oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia
Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Das Wohnhaus auf dem
Grundstück
der früheren Synagoge (2004) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Bernhard Kukatzki: Die jüdische Kultusgemeinde
Heuchelheim bei Landau. Schifferstadt 1995.
|
 | Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
 | Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 87-88.99 (mit weiteren Literaturangaben). |
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 185-186 (mit weiteren Literaturangaben).
|

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Heuchelheim Palatinate. The
Jewish population war 48 in 1880. The community was attached to Ingenheim in
1909. In the Nazi period, three Jews were deported to Poland, where they
perished.

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