Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Dörrebach (VG Stromberg, Kreis Bad Kreuznach) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Anzeigen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte      
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                
          
In Dörrebach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 36 jüdische Einwohner, 1843 51, 1858 61 (von insgesamt 742 Einwohnern), 1877 54, 1890 44, 1896 40, 1898 38 (von insgesamt 645), 1904 34. Die jüdischen Familiennamen in Dörrebach waren Bärmann, Jungblut, Kann, Neumann und Karmann. 1896 gab es sieben jüdische Familien am Ort (neben 105 katholischen und 31 evangelischen Familien).
    
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule) und ein Friedhof. Im 19. Jahrhundert könnte zeitweise ein jüdischer Lehrer am Ort gewesen sein, der zugleich als Kantor und Schochet tätig war (vgl. unten Anzeige von J. Wallbach). Ende des 19. Jahrhunderts (mindestens zwischen 1893 und 1903 war J. Kann Vorsteher der jüdischen Gemeinde).   
    
Nachdem die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort so zurückgegangen war, dass kein eigenständiges jüdisches Gemeindeleben mehr am Ort möglich war, bildeten die Dörrebacher und die Seibersbacher Juden eine gemeinsame Gemeinde mit Gottesdienst in Seibersbach. Wann genau der Schritt zur Vereinigung der Gemeinden vollzogen wurde, ist nicht bekannt (zwischen 1895 und 1923, wahrscheinlich nach Schließung der Synagoge in Dörrebach um 1918/20).   
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Julius Kann (geb. 17.4.1897 in Dörrebach, gef. 2.9.1918; in der Chronik der Gemeinde unter "Vermisste" eingetragen).    
 
Um 1924, als zur gemeinsamen Gemeinde Seibersbach-Dörrebach noch 31 Personen in Seibersbach (von insgesamt 1.040 Einwohnern) und acht in Dörrebach (von insgesamt 604 Einwohnern) gehörten, gab es zwar in beiden Orten keinen offiziellen Gemeindevorsteher. Für etwaige Angelegenheiten war jedoch Gustav Marx in Seibersbach Ansprechpartner.  
    
1933 lebten noch höchstens 10 jüdische Personen in Dörrebach. In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Einwohnerbuch des Kreises Kreuznach sind 1939 noch eingetragen: Leopold Kann, Wilhelm Wolf und Leopold Kann. Der letztgenannte starb am 29. September 1941 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Seibersbach beigesetzt. 
    
Von den in Dörrebach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berthold (Bernhard) Bärmann (1876), David Bärmann (1883), Elisabeth Bärmann geb. Walter (1895), Hugo Bärmann (1887), Betty Bermann geb. Kann (1897), Isaac Jungblut (1866), Max Jungblut (1897), Hedwig Kann (1904), Mathilde Kaufmann geb. Kann (1875), Bertha Rothschild geb. Bärmann (1856), Klothilde Schloss (1905), Luise Schloss geb. Bärmann (1883), Franziska Spanier geb. Jungblut (1894), Johanna Wallach geb. Bärmann (1888).     
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
  
Anzeigen
Anzeige von J. Wallbach in Dörrebach (1871) 
Anmerkung: unklar ist, ob J. Wallbach für sich selbst eine Stelle sucht, eventuell als bisheriger Lehrer und Kantor in Dörrebach, oder ob er für eine andere Person eine Stelle sucht.   

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Mai 1871: "Ein jüdischer Kantor und Religionslehrer sucht in einem kleinen Ort eine Stelle. Näheres zu erfragen bei Herrn J. Wallbach in Dörrebach bei Stromberg (Rheinprovinz)."    

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge   
          
 
Zunächst
war vermutlich eine Betstube in einem der jüdischen Wohnhäuser vorhanden. In den 1850er-Jahren ("gegen 1858") wurde eine Synagoge in der Schlossstraße erstellt (genannte im lokalen Dialekt "Jurreschul"). Sie war bis in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort. Danach besuchten die jüdischen Einwohner Dörrebachs die Synagoge in Seibersbach, da in Dörrebach kein Minjan mehr zustande kam (bei noch drei jüdischen Familien am Ort).
 
Die Synagoge in Dörrebach stand zunächst leer, bis sie 1929 (oder nach Chronik der Gemeinde 1931) von der Dörrebacher jüdischen Gemeinde wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Es soll sich um einen unverputzten, giebelständigen Bruchsteinbau mit Sattelbach gehandelt haben
. Das nach Abbruch des Synagogengebäudes verwendbare Material wurde versteigert; der Schutt beziehungsweise die Steine wurden im Frondienst abgefahren und fanden beim Bau der Straße zum Opel (Treft) Verwendung.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge   Schlossstraße (nach historischen Straßenbezeichnungen zwischen "Hubert" und "Fuchsgass"; vgl. Karte unten)    
     
     
Fotos   

  Zwei Abbildungen aus der Gemeindechronik
 (Dörrebacher Geschichten s.u. S. 140.272)
   
   Standort der Synagoge
(Karte ca. 1860)
 Jüdischer Friedhof in Dörrebach
(weitere Seite, interner Link)
     
 Erinnerung an Max Jungblut
(1897-1944 Auschwitz)
   
  Max Jungblut (oben stehend 1. von rechts) mit den Mitgliedern des Stromberger Raucherclubs um 1920/21
auf der Stromburg vor dem damaligen Nasse-Denkmal (Foto aus der Sammlung von Gerhard Rehn)  
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
   

Dezember 2017: Auch in Stromberg sollen "Stolpersteine" verlegt werden    
Artikel von Norbert Krupp in der "Allgemeinen Zeitung" vom Dezember 2017: "'Stolpersteine' auch in Stromberg.
STROMBERG - Demnächst sollen auch in Stromberg sogenannte 'Stolpersteine' aus Messing in den Gehwegen vor einigen Häusern eingelassen werden, um daran zu erinnern, dass hier einst Mitbürger gelebt haben, die noch rechtzeitig vor dem NS-Regime flüchten konnten oder von den Nazis verschleppt und getötet wurden. Dieses Projekt, das von der Schülervertretung (SV) der Integrierten Gesamtschule Stromberg (IGS) initiiert wird, werden einige Schüler um Lehrerin Ursula Rindt heute Abend dem Stadtrat vorstellen. 'Wir hoffen, dass der Stadtrat unsere Idee gut findet und unterstützen wird', sagt Helena Joerg aus der Jahrgangsstufe 10, die zusammen mit Helena Budee, Nina Herbst und Robin Kuber (alle drei Jahrgangsstufe 11) das Projekt vorantreiben möchte.
Siebenköpfige Arbeitsgruppe startet Quellenforschung. Den Anstoß gab Christof Pies aus Kirchberg, der sich als Vorsitzender des Fördervereins der Synagoge Laufersweiler engagiert. Auf Anregung der SV entstand eine siebenköpfige Arbeitsgruppe, die demnächst mit Quellenforschung beginnen soll, um die Namen von NS-Vertriebenen und -Opfern in Erfahrung zu bringen. Bekannt ist bislang, dass um 1935 etwa drei bis fünf jüdische Familien in Stromberg lebten. Im städtischen Wikipedia-Eintrag wird berichtet, dass in der Pogromnacht am 9. November 1938 das Kleidungsgeschäft der Klara Jungblut von SA-Anhängern und ihren Helfern demoliert wurde.
Die IGS-Schüler wollen ihr Projekt aber nicht nur auf jüdische Mitbürger beschränken, sondern nach allen Opfern der NS-Diktatur suchen. Dazu gehörten auch Behinderte, Sinti und Roma, Sozialisten und Kommunisten. Die Schüler werden die einschlägigen Archive durchforsten und werden Zeitzeugen aufsuchen, um möglichst viele Informationen aus der NS-Zeit zusammenzutragen. Da bereits bekannt ist, dass auch in anderen Orten der VG Stromberg etliche NS-Opfer zu beklagen sind, wollen die Schüler das Stolperstein-Projekt vielleicht später auf die gesamte Verbandsgemeinde ausweiten. Die Aktionsgruppe wird auch den Künstler Gunter Demming bitten, die Idee zu unterstützen und – wenn es soweit sein wird – die Stolpersteine selbst zu verlegen. Dabei sehen sie sich auch in der Verantwortung gegenüber dem Titel, der ihrer Schule 2014 verliehen wurde: 'Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage'."    
 
Juni 2019: Verlegung von "Stolpersteinen" für Familie Jungblut 
Artikel von Norbert Krupp in der "Allgemeinen Zeitung" vom 29. Juni 2019: "Fünf Stolpersteine in Stromberg verlegt. Erinnert wird mit dieser Aktion an fünf jüdische Mitbürger. Vier von ihnen wurden von den Nazis ermordet.
STROMBERG
- Der Berliner Künstler Gunter Demnig (71) hat seit 1972 mit seinem 99-köpfigen Team rund 73 000 Stolpersteine in 26 Ländern verlegt, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Trotz großer Hitze setzte Demnig jetzt eigenhändig fünf Stolpersteine in Stromberg, um an vier ermordete Mitglieder und eine Überlebende der jüdischen Familie Jungblut zu erinnern, die einst im Haus Staatsstraße 11 gewohnt hat. Die ihnen gewidmeten Stolpersteine sind nun Teil des Projektes, das inzwischen als das größte dezentrale Mahnmal der Welt gilt. '73 000 Steine, die sind natürlich nur ein Bruchteil der Opfer, die die Nazis und die Wehrmacht in aller Welt ermordet oder deportiert haben. Die Aktion wird weitergehen', sagte Demnig im Gespräch mit IGS-Schülern.
Bilha Cohen, die Tochter der 1926 geborenen Lydia Jungblut, reiste mit Ehemann Avi, Sohn Assaf sowie mit ihrer Schwester Michal aus Israel an, um dabei zu sein, als fünf Stolpersteine zur Erinnerung an ihre Vorfahren in den Bürgersteig vor dem Haus Staatsstraße 11 gelegt wurden, um an das Schicksal dieser jüdischen Mitbürger zu erinnern. Isaak und Klara Jungblut sowie Max und Franziska Jungblut und deren zwölfjährige Tochter Lydia flüchteten im Dezember 1938 nach Holland. Sie standen damals unter den Eindrücken der 'Reichskristallnacht' oder 'Pogromnacht' (9. November 1938), in der blutrünstige SA-Truppen auch das Kleidungsgeschäft Klara Jungbluts verwüsteten. In Holland versteckten sich die Jungbluts vor den Nazis, wurden aber 1943 verraten und in Vernichtungslager deportiert. Max und Franziska Jungblut wurden am 28. Januar 1944 im KZ Auschwitz ermordet, Isaak und Klara Jungblut starben am 7. Mai 1944 im KZ Sobibor (Polen). Nur ihrer Tochter beziehungsweise Enkelin Lydia gelang es, den Holocaust zu überleben, einen Niederländer zu heiraten und sich nach dem Krieg in Haifa (Israel) ein neues Leben aufzubauen. Sie verstarb 2007. "  
Link zum Artikel  

     
       

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Dörrebach  (von dieser Seite ist ein Download der Ortschronik von Dörrebach möglich)   

Literatur:  

bulletDokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995.  S. 147-154.  
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 140 (mit weiteren Literaturangaben).  
bulletDörrebacher Geschichten. Erschien 2000. http://www.doerrebach-online.de/doe_Chronik.htm (enthält nur wenig zur jüdischen Geschichte: S. 89, 140 (Foto jüdischer Friedhof), 216, 271-272 (mit Foto Standort der Synagoge), 280, 331 (Statistik). 

     
      n.e.         

                   
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Stand: 30. Juni 2020