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Bunde (Kreis
Leer / Ostfriesland, Niedersachsen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Bunde bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück. 1670
werden im Zusammenhang mit der Einrichtung eines jüdischen Friedhofes
in Smarlingen bei Weener erstmals Juden in Bunde genannt. Es handelte sich
damals vor allem um die Familie von Simon Isaacs, der als Schlachter in Bunde
tätig war. Im 18. Jahrhundert blieb die Zahl der jüdischen Familien am Ort
gering. 1719 und 1757 wurden jeweils zwei jüdische Familien am Ort
gezählt. 1786/87 wird in einer Steuerliste Nathan Isaak als Schlachter genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1824 21 jüdische Einwohner, 1861 33 (von insgesamt 1.890 Einwohner),
1871 35 (von 1.767), 1885 55 (von 1.780), 1895 65 (von 1.815), 1905 65 (von
1.709).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule (zunächst im Synagogengebäude, seit 1883 in
einem damals neben der Synagoge erbauten jüdischen Schulhaus mit Lehrerwohnung), ein rituelles Bad
(seit 1883 auch im Schulgebäude) und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe
Ausschreibungen der Stelle unten). An jüdischen Lehrern werden genannt: 1845/46
Lazarus Lilienfeld aus Halberstadt, 1855-58 Joseph Lichtenfels aus Beckum,
1863-64 Julius M. Mooy aus Groningen, 1882 Lehrer Soberski aus Ostrowo (Provinz
Posen), 1883 bis nach 1886 Jakob Lorch aus Eubigheim
(vgl. Bericht von 1886 unten), 1894 Heymann Rabbinowitz aus Swilotsch, 1895-97
Moritz Lachmann aus Schwasanz (Provinz Posen), 1897 Lehrer Wolkowski aus Rogowo,
1897-99 David Löb, 1899-1901 S. Adler, 1902-03 Isidor Landsberg, 1903-04 Ignatz
Israel (aus Ungarn), 1904-07 Arnold Seliger aus Pfungstadt,
1907 Leo Jankelowitz (bis nach 1924), zuletzt bis 1938 Manfred Schenkolewsky.
Die Gemeinde gehörte zum Landrabbinatsbezirk
Emden.
Langjähriger Gemeindevorsteher war Moritz Ries. Seine
Unterschrift findet sich auf allen Ausschreibungen der Lehrerstelle zwischen
1882 und 1909 (siehe unten). 1913 konnte er auf 40 Jahre Amtszeit als
Gemeindevorsteher zurückblicken. Der Emder Landrabbiner Dr. Hoffmann hielt aus
diesem Anlass eine Festpredigt in der Synagoge.
Im Ersten Weltkrieg waren unter den jüdischen Kriegsteilnehmern keine
Gefallenen zu beklagen. Georg und Adolf Gerson kamen mit Auszeichnungen aus dem
Krieg zurück.
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch etwa 70 Personen gehörten (3,5
% von insgesamt etwa 2.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Julius
Watermann und G. Watermann. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet war Leo Jankelowitz angestellt. Er erteilte sechs Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht.
An jüdischen Vereinen bestanden der Wohltätigkeits- und Bestattungsverein
Chewra Kadischa (1924 unter Leitung von M. Benima mit 19 Mitgliedern,
1932 unter Leitung von David Heß), der Israelitische Frauenverein
(1924/32 unter Leitung der Frau von M. Benima und der Frau von J. Gerson) sowie
der Verein Chewra bachurim (1924 unter Leitung von J. Watermann mit 10
Mitgliedern). 1932 waren die Gemeindevorsteher Julius Watermann (1.
Vors.), Moritz Heß (2. Vors.). Schatzmeister und Schriftführer war Julius
Watermann. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet war inzwischen Manfred
Schenkolewsky angestellt. Er erteilte im Schuljahr 1931/32 acht Kindern der
Gemeinde den
Religionsunterricht.
1933 wurden noch 52 jüdische Einwohner in Bunde gezählt. Die meisten
von ihnen verließen in den folgenden Jahren auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts sowie der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung
den Ort oder wanderten aus. Bis Ende 1933 hatten bereits 18 jüdische Einwohner
Bunde verlassen, davon waren 16 nach Holland emigriert. Nach weiteren
Abwanderungen wurde die Gemeinde im Juli 1938 aufgelöst. Lehrer Manfred
Schenkelowski floh am 30. Oktober 1938 nach Holland. Beim Novemberpogrom 1938
kam es zu Ausschreitungen gegen die noch verbliebenen jüdischen Einwohner.
SA-Männer durchsuchten ihre Wohnungen. Abraham Ries und sein Sohn Ernst Moritz
Ries wurden in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Im September 1939 lebte
nur noch die Familie des Schlachters Jakob Hess und seiner Frau Frieda geb.
Aronsohn in Bunde. Sie verließ am 21. März 1940 im Zusammenhang mit dem
Evakuierungsbefehl für die ostfriesischen Juden den Ort. Die meisten
Familienmitglieder (das Ehepaar hatte zusammen neun Kinder) kamen nach den
Deportationen ums Leben (in der Liste unten neben der Mutter Flora die Kinder
Bertha, Riekchen, Flora, Moses, Hannchen, Henni, Lina, teils verheiratet und
unter anderem Familiennamen).
Von den in Bunde geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha de Beer geb.
Hess (1892), Henriette de Beer geb. Benima (1895), Hugo Benima (1898), Irma
Janna Benima geb. Heumann (1887), Jeanette Benima (1891), Louis Benima (1886),
Manfred Benima (1924), Lina Berkelo geb. Hess (1906), Hannchen Berliner geb.
Leeuwarden (1857), Bertha Bollegraf geb. Kamp (1878), Simon Bollegraf (1886),
Georg Gerson (1891), Gerd Gerson (1920), Gerda Gerson geb. Kahn (1875), Moritz
Gerson (1882), Abraham Juda Hart (1890), David H. Hart (1893), Heinz Hartogsohn
(1918), Herbert Hartogsohn (1920), Julius Hartogsohn (1883), Max Hartogsohn
(1913), Veronika Hartogsohn geb. Berliner (1892), Flora Hess (1895), Frieda Hess
geb. Aronsohn (1868), Hannchen
Hess (1900), Hertha Johanna Hess (1924), Max Hess (1929), Moses Hess (1898),
Riekchen Hess (1894), Frieda Issen geb. Hess (1885),
Henriette Jacobs geb. Hart (1897), Martha Koppels geb. Watermann (1901),
Caroline Maas geb. Polak (1889), Hana Manassen geb. Polak (1897), Abraham Norden
(1882), Rahel Nussbaum geb. van Dyk (1873), Sophie Perl (1877), Abraham Ries
(1885), Emanuel Schott (1875), Esther Stibbe geb. Schott (1869), Sara Swarts
geb. Polak (1886), Henni Wallega geb. Hess (1902), Hans Watermann (1906), Isaak
Watermann
(1871).
Hinweis: die im Gedenkbuch genannte Sannchen Hess ist identisch mit Hannchen
Hess (geb. 27.1.1900).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung von Schulstellen im
Landrabbinat Emden (1855)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. April 1855:
"Unter Angabe der damit verbundenen Diensteinnahme werden die in der
Provinz Ostfriesland erledigten jüdischen Schulstellen zur behufigen
Besetzung öffentlich bekannt gemacht:
Bei der Gemeinde Esens die Stelle
eines Elementarlehrers, Vorbeters und Schächters; nebst freier Wohnung,
Feuerung, Licht und sonstigen Sporteln 130 Thlr. an Gehalt und 40 Thlr. an
Schächtgebühren.
Bei der Gemeinde Bunde die Stelle
eines Elementarlehrers und Vorbeters - des Schächtungsdienstes ist
derselbe enthoben -: bei völlige freier Station ein Gehalt von 80 Thlr.
und eine eventuelle Zulage von 20 Thlr.
Bei der Gemeinde Dornum die
Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters: neben völlig
freier Station ein Fixum von 80 Thlr. und eine eventuelle Zulage von 20
Thlr.
Bei der Gemeinde Jemgum - 4 Familien - die Stelle eines
Religionslehrers, Vorbeters und Schächters: bei gänzlich freier Station
40 Thlr. an Gehalt und 30 Thlr. an eventueller Zulage.
Unverheiratete Bewerber belieben ihre desfallsigen portofreien Anmeldungen
baldigst an das Landrabbinat zu richten.
Emden, im März 1855. Der Landrabbiner Hamburger." |
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1882 / 1890 / 1893 / 1902 / 1904 / 1907 / 1909 / 1915
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1882:
"Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters in
hiesiger Gemeinde ist sofort zu besetzen. Qualifizierte Bewerber
(unverheiratet), wollen sich unter Angabe ihrer bisherigen Tätigkeit und
Beifügung ihrer Zeugnisse baldigst beim Unterzeichneten melden.
Bunde in Ostfriesland, 2. Juni 1882.
Der Synagogenvorstand Moritz Ries." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1890:
"Die Stelle eines unverheirateten Religionslehrers, Chasans und
Schochet, verbunden mit einem Gehalt von 600 Mark, nebst freier Wohnung
und Feuerung, sowie ca. 150 Mark Nebenverdienst ist per 1. Oktober zu
besetzen. Reflektanten mit guten Zeugnissen wollen sich beim
Unterzeichenten melden.
Bunde in Ostfriesland, 8. August 1890. Der Vorstand: Moritz Ries." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1893:
"Die hiesige Gemeinde sucht zum baldigen Antritt einen unverheirateten
Religionslehrer, Schochet und Chasan zu engagieren. Gehalt 800 Mark nebst
freier möblierter Wohnung und Heizung sowie ca. 100 Mark
Schächtgebühren.
Offerten nebst Zeugnisabschriften sind an den Unterzeichneten zu
richten.
Bunde in Ostfriesland, 1. Februar 1893. Der Vorstand Moritz
Ries." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1893:
"Die hiesige Gemeinde sucht zum baldigen Antritt einen
Religionslehrer, Schochet und Chasan, unverheiratet, eventuell verheiratet
ohne Kinder. Gehalt 800 Mark nebst freier Wohnung und Feuerung, sowie 100
- 150 Mark Schächtgebühren.
Bunde in Ostfriesland, 5. Juni 1893. Der Vorstand der
Synagogen-Gemeinde. Moritz Ries." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1902:
"Die Stelle als
Religionslehrer, Vorbeter und Schächter
ist in hiesiger Gemeinde baldigst zu besetzen. Fester Gehalt 900 Mark
nebst schöner großer Wohnung sowie ca. 200 Mark für Erteilung des
Religionsunterrichts (einmal wöchentlich) in einer Nachbargemeinde und
ca. 100 - 150 Mark Nebeneinkommen. Anmeldungen nebst Zeugnisse
erbittet
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde.
Moritz Ries, Bunde in
Ostfriesland." |
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Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Juni 1904:
"Vakanzen.
Bunde (Ostfriesland). Religionslehrer, Vorbeter und Schächter per
1. Juli dieses Jahres. Gehalt 900 Mark, freier Wohnung, 350 Mark
Nebenverdienst." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20.
Juni 1904: "Religionslehrer, Vorbeter, Balkore und
Schächterstelle per 1. Juli evtl. später in Bunde (Ostfriesland).
Gehalt 900 Mark nebst freier Wohnung und ca. 350 Mk. Nebenverdienst.
Offerten vom Vorsteher Herrn Moritz Ries erbeten."
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1907:
"In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines
Religionslehrers, Schächters und Vorbeters
sofort eventuell etwas später zu besetzen. Festes Gehalt Mark 900
sowie Mark 200 für 1 mal wöchtlich Unterrichterteilung in einer in
hiesiger Nähe liegenden Gemeinde, ferner Mark 100 - Mark 150
Nebeneinkommen und schöner geräumiger Wohnung.
Bewerber welche eigenen Hausstand haben oder gründen wollen (Ausländer
ausgeschlossen) belieben sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den
Unterzeichneten zu wenden.
Bunde in Ostfriesland.
Moritz Ries, Vorsteher." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1909:
"Die hiesige
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
ist per 1. Mai dieses Jahres, eventuell früher zu besetzen. Fester Gehalt
Mark 900.- nebst schöner geräumiger Wohnung und Feuerungsentschädigung.
Ferner Mark 200.- für Erteilung des Unterrichts in einer Nachbargemeinde
sowie ein nichtgarantiertes Nebeneinkommen von Mark 150.-. Qualifizierte
Bewerber, verheiratet oder solche mit eigenem Hausstand wollen sich
baldigst mit Beifügung von Zeugnissen melden.
Der Synagogen-Vorsteher
M. Ries,
Bunde in Ostfriesland." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1915:
"In hiesiger Gemeinde ist die Religionslehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle
per April dieses Jahres zu besetzen. Fester Gehalt Mark 900.- nebst
freier Wohnung und Feuerung, sowie ca. Mark 150 nicht garantierte
Nebeneinkünfte. Verheiratete Bewerber oder solche, die einen eigenen
Haushalt gründen können, (Ausländer ausgeschlossen) wollen sich
baldigst melden.
Der Vorstand der Synagogengemeinde Bunde in
Ostfriesland." |
Lehrer Jakob Lorch verlängert seine Dienstauftrag in Bunde
(1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1886:
"(Eingesandt). Bunde in Ostfriesland.
Der hiesigen Gemeinde wurde durch ihren Lehrer, Herrn Jakob Lorch,
eine große Freude bereitet. Derselbe hatte bereits diese Stelle per 1.
Juli gekündigt, jedoch auf ausdrücklichen und dringenden Wunsch der
ganzen Gemeinde hat derselbe trotz pekuniärer Vorteile, welche ihm eine
andere in Aussicht genommene Stelle bieten würde, dem Drange seines
Herzens folgend und alle pekuniären Vorteile hintansetzend, der Gemeinde
wie der Schuljugend zu Liebe die Stelle, in der er bereits seit 3 Jahren
mit überraschendem Erfolge gewirkt, auf's Neue wieder angenommen. Hoffen
wir, dass Herr Lorch der hiesigen Gemeinde noch lange in der Weise, wie es
bisher geschehen, erhalten bleiben möge. Amen." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Moritz Ries
(1912)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 9. August 1912:
"Für meinen rituellen Haushalt suche ein
tüchtiges, junges Mädchen,
welches gut bürgerlich kochen kann und Hausarbeit mit übernimmt.
Dienstmädchen vorhanden. Offerten mit Gehaltsansprüchen erbeten.
Moritz Ries, Bunde (Ostfriesland)." |
Anzeige der Metzgerei Gerson Söhne
(1930)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1930:
"Streng Koscher - Offeriere 1a ostfriesische
Zervelatwurst 1.80
Leberwurst 1.20
Kochwurst 1.60
Rauchfleisch 2.20
Erstklassiges Rindfleisch zu den billigsten Tagespreisen. Versand gegen
Nachnahme. Verpackung frei.
Gerson Söhne Bunde-Ostfriesland." |
Verlobungsanzeige für Martha Watermann und B.M. Koppels (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September
1925: "Statt Karten
Martha Watermann - B.M. Koppels. Verlobte.
Bunde in Ostfriesland - Rotterdam. 5. September 1925 /
16. Elul 5685." |
Sonstiges
Milde Urteile gegen Antisemiten (1921)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom
11. August 1921: "Milde Urteile.
Der 'Ostfriesischen Volkszeitung' entnehmen wir folgende
Gerichtsverhandlung:
'Im Anschluss an eine landwirtschaftliche Versammlung in Bunde
saßen der Kaufmann Jakob Janssen aus Bunderneuland und der Zuchtinspektor
Berthold Janssen aus Jemgum in einem Restaurant. In dem Lokal befand sich
auch der Viehhändler Max de Lewie aus Oldenburg und sein Kommissionär.
Die beiden Janssen ergingen sich nun in Beschimpfungen gegen die Juden,
sodass es selbst dem Wirte zuviel wurde und er die Landwirte aufforderte,
sein Lokal zu verlassen. Berthold Janssen rief dem harmlos an seinem
Tische sitzenden de Lewie zu: 'Du verfluchter Jude musst auch raus!'
Während die ganze Gesellschaft nun am Tresen stand, um zu zahlen, ergriff
Jacob Janssen eine auf dem Tisch stehende Zuckerdose und warf sie de Lewie
an den Kopf mit den Worten: 'Bist Du noch nicht hin, Du verfluchter Jude!'
de Lewie trug eine Verletzung am Kopfe davon und musste sich vom Arzt in
Bunde verbinden lassen: Später war er noch einige Zeit in Behandlung beim
Arzt in Oldenburg.
Wegen dieses Vorfalles waren vom Schöffen-Gericht in Weener Jakob Janssen
wegen Beleidigung und Körperverletzung zu 1600 Mark, B. Janssen wegen
Beleidigung zu 600 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Ferner wurde dem
verletzten de Lewie eine Buße von 6000 Mark zugesprochen.
Gegen dieses Urteil hatten sowohl die Staatsanwaltschaft wie der
Privatkläger Berufung eingelegt; die Staatsanwaltschaft, weil die Buße
zu hoch sei, der Privatkläger, weil nicht auf Veröffentlichung des
Urteils erkannt war.
In der nunmehrigen Verhandlung vor der Strafkammer in Aurich wurde auf
eine nochmalige Beweisaufnahme verzichtet: Der Staatsanwalt beantragte
für die Beleidigung die Erhöhung der Geldstrafe auf 1000 Mark. Es sei ja
Tatsache, dass gegen das Judentum ein Kampf geführt werde. (!!) Dieser
Kampf müsse aber anständig geführt werden. Eine Freiheitsstrafe halte
er aber nicht für angebracht. Als Buße halte er 500 Mark für
ausreichend. (Der Auricher Staatsanwalt scheint ein milder Vertreter eines
sonst nicht milden Standes zu sein. Die Redaktion).
Der Vertreter des Privatklägers, Rechtsanwalt Ehlermann aus Oldenburg,
bezeichnete die Tat der Angeklagten als eine recht rohe und feige. Was
würden die Angeklagten wohl für ein Geschrei erhoben haben, wenn
umgekehrt Juden oder gar Arbeiter die Angreifer gewesen wäre. Er müsse
daher unter den heutigen Umständen beantragen, dass die Geldstrafe in
eine Freiheitsstrafe umgewandelt werde. Nach kurzer Beratung verkündete
das Gericht, dass die festgesetzten Strafen bestehen bleiben, die Buße
wird von 6000 Mark auf 300 Mark herabgesetzt. Die Publikation des Urteils
wird abgelehnt.'"
Ein zweiter Prozess sei hier angeführt. Vor der Strafkammer in Kassel
wurde jüngst gegen Dr. Dinger, den Führer der Deutschvölkischen, wegen
Gotteslästerung verhandelt. Er hatte u.a. in einem Vortrage gesagt, der
Judengott sei ein Gott der Geschäftemachterm, ein über den Wolken
thronender Geschäftsmann, das Alte Testament sei ein Tagebuch jüdischer
Betrügereien und dergleichen. Das Gericht sprach ihn frei, da er 'nur
subjektiv die jüdische Lehre habe angreifen
wollen.'" |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum vorhanden. In den 1840er-Jahren
bemühte sich die jüdische Gemeinde um den Bau einer Synagoge. Man beantragte
bei den Behörden die Durchführung einer Kollekte zum Bau einer Schule und
einer Synagoge. Die Behörden lehnten jedoch den Antrag zunächst ab (Schreiben
der Landdrostei Aurich an die Gemeinde vom 30. April 1845). Einige Jahre später
(vor 1854) konnte die Synagoge auf einem Grundstück in der Kreuzstraße (heute
Kirchring) erbaut werden. 1854 gab es nach einem aus diesem Jahr
erhaltenen Inventarverzeichnis der jüdischen Gemeinde in der Synagoge drei
Torarollen.
Im Synagogengebäude war zunächst auch die jüdische Schule untergebracht, bis
1883 ein jüdische Schulhaus auf einem Nachbargrundstück zur Synagoge erbaut
werden konnte.
Bis um 1933 war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in
Bunde, wenngleich es bereits um 1930 Schwierigkeiten gab, regelmäßigen
Gottesdienst abzuhalten. Nachdem bereits 1933 mehrere der jüdischen Familien
weggezogen sind, musste die Synagoge geschlossen werden. Im Juli 1938
wurde das Synagogengebäude
verkauft.
Adresse/Standort der Synagoge:
Kirchring (frühere Kreuzstraße)
Fotos
(Quelle: Beitrag von H. Wiemann s. Lit. S.
166-167)
Die Synagoge und die
jüdische Schule
in Bunde |
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Am Bildrand links
ein Teil der 1883 erbauten jüdischen Schulhauses
(mit Lehrerwohnung), anschließend das 1854 erbaute
Synagogengebäude |
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Blick in die
Kreuzstraße (heute Kirchring) in Richtung auf das Hotel ten Have. Rechts
die jüdische Schule mit Wohnung des Lehrers und das Textilgeschäft der
Familie Benima. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Harm Wiemann: Zur Geschichte der Juden in Bunde. In:
Herbert Reyer / Martin Tielke (Hrsg.): Frisia Judaica.
Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland. Aurich 1988 (=
Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands. Band 67). S.
163-170. |
 | Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in
Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit
mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S. 380-384.
Hier
finden sich S. 384 weitere Literaturangaben. |
 | Bernhard Groeneveld (geb. in Bunde): Meine
Erinnerungen an Juden in meinem Leben. 2008 (nicht im Druck erschienen: eingestellt
als pdf-Datei). |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Bunde Hanover. Jews of
Portuguese Marrano origin first lived there (1671-1720), but a community was
only established in the 19th century. It maintained a synagogue and a religious
school, numbering 78 (4 % of the total) in 1922. The Jews disbanded the
community and disposed of the synagogue in July 1938. Most left, 34 emigrating
to Holland. At least 33 Jews from Bund perished in the
Holocaust.

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