Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Aktuell: Projekt der Universität Potsdam: "Jüdische Friedhöfe in Brandenburg"    

  
   

Perleberg (PR)               
   
Zur Geschichte des Friedhofes: Der jüdische Friedhof in Perleberg wurde Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt. Er war (1856) zunächst privates Eigentum von Seelig Jacoby. Der älteste auf dem Friedhof noch lesbare Stein datiert von 1866 (der genannte Selig Jacoby, gest. November 1866 und vermutlich der erste Beigesetzte); die letzte Beisetzung fand im Februar 1928 statt. Der Friedhof wurde in der NS-Zeit teilweise zerstört. Nach 1945 wurde er - soweit möglich - wieder hergerichtet. Das etwa 10 ar große Gelände wird von einem Weg geteilt. Rechts stehen noch 19 Grabsteine. Gleichfalls ist ein Gedenkstein (Findling mit Aufschrift) zum Gedenken an die in der NS-Zeit umgekommenen Juden aufgestellt.
   
Es kam auch nach 1945 mehrfach zu Schändungen des Friedhofes. Anfang Oktober 1999 wurden einige Grabsteine und eine Bank umgestürzt. Im April 2001 wurde der Friedhof von vier Jugendlichen verwüstet. Im September 2004 kam es zu einer weiteren Schändung des Friedhofes, wobei vier Grabsteine umgestoßen und beschmiert wurden. Vier Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren wurden als Täter ausfindig gemacht. Ein weiteres Mal wurde der Friedhof im August 2008 geschändet - der Täter könnte im März 2009 gefasst werden: 

Pressemitteilung vom 20.8.2008: Jüdischer Friedhof: Unbekannte werfen Grabsteine um. Unbekannte haben auf dem jüdischen Friedhof in Perleberg (Prignitz) vier Grabsteine in der Nacht zu heute umgeworfen. Ein rechtsextremer Hintergrund der Tat könne nicht ausgeschlossen werden, sagte eine Polizeisprecherin. Bisher gebe es aber noch keine Hinweise in diese Richtung. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Störung der Totenruhe.
 
Artikel in der "Märkischen Allgemeinen" vom 14. März 2009 (Artikel): "Justiz: Antisemitische Straftäter festgenommen. 
NEURUPPIN - Wie die Staatsanwaltschaft Neuruppin gestern mitteilte, ist es am Donnerstag gelungen, mutmaßliche Täter von zwei antisemitisch motivierten Straftaten dingfest zu machen. Dabei handelt es sich um einen 22-jährigen Erwachsenen und einen 20-jährigen Heranwachsenden. Letzterem wird unter anderem zur Last gelegt, in der Nacht vom 19. zum 20. August 2008 den Jüdischen Friedhof in Perleberg geschändet zu haben. Er soll dort Grabsteine umgeworfen und Blumen aus Kübeln gerissen haben. 
Gemeinsam mit dem 22-Jährigen wird er verdächtigt, vom 4. zum 5. Juni 2008 einen Anschlag auf die Gedenkstätte für Opfer des Todesmarsches vom Konzentrationslager Sachsenhausen in Below (Belower Wald bei Wittstock) verübt zu haben. Die beiden hatten versucht, eine Scheibe der Gedenkstätte mit einem Vorschlaghammer einzuschlagen, was jedoch nicht gelang, weil die Scheibe aus Sicherheitsglas bestand. Da sie Gefahr liefen, entdeckt zu werden, flohen sie, ohne noch Schlimmeres anzurichten. 
Die Beschuldigten, von denen sich einer als "national eingestellt" bezeichnet, haben sich zu den Taten geständig eingelassen, zur Motivation aber keine Angaben gemacht. Es handelt es sich um einen Wittstocker und einen Perleberger. Beide stehen übrigens unter Bewährung. Sie sind der Perleberger Polizei einschlägig bekannt und schon mehrmals strafrechtlich in Erscheinung getreten. Gegen sie wurde gestern Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts der gemeinschaftlichen gemeinschädlichen Sachbeschädigung sowie der Störung der Totenruhe beantragt. (MAZ)     
     
Artikel von Dagmar Simons in der "Märkischen Allgemeinen" vom 20. März 2009 (Artikel):
JUSTIZ: "Sie sind rechtsextreme Chaoten" - Zwei junge Männer wurden gestern in Neuruppin zu Haftstrafen verurteilt. 
WITTSTOCK
- Freitag, der 13. war für den Perleberger Andreas B. und den Wittstocker Niklas H. kein Glückstag. An diesem Tag wurden die beiden festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Gestern wurden sie vom Neuruppiner Amtsgericht wegen gemeinschaftlicher Störung der Totenruhe und gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt: Andreas B. (20) zu einem Jahr, Niklas H. (22) zu zehn Monaten Haft. Damit entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Für die Richter stand fest, dass die beiden, nachdem sie einige Tage zuvor das Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Belower Damm in Wittstock ausgekundschaftet hatten, in der Nacht zum 5. Juni vergangenen Jahres wiederkamen – bewaffnet mit einer Axt und einem Baseballschläger. Niklas H. schlug eine bepflanzte Blumenschale vor dem Mahnmal um. Andreas B. ging zum Museumsgebäude und schlug mindestens dreimal auf das Sicherheitsglas ein – das stand hielt. Als die Beleuchtung anging, suchten beide das Weite. Zweieinhalb Monate später begab sich Andreas B. zum jüdischen Friedhof in Perleberg, sprang über den Zaun, stieß vier Grabsteine um, riss Blumen aus einem Blumenkübel und verstreute sie. Bereits 2004 war er auf dem Friedhof in gleicher Weise gewesen. Dafür war er vom Gericht verwarnt worden. Der Besuch bei der Gedenkstätte sei spontan gewesen, sagte Andreas B. gestern. Er habe sich daran beteiligt, um nicht als "Weichei" dazustehen. Niklas H. dagegen wollte nach eigenen Angaben seinen persönlichen Frust dort abreagieren. Von spontan könne wohl nicht die Rede sein, wenn man Tage vorher das Gelände ausspioniere, so Staatsanwalt Torsten Lowitsch. Auch die von den Angeklagten vorgebrachten Motive konnten weder ihn noch das Gericht überzeugen. "Um seinen Frust abzureagieren, fährt man nicht von Wittstock zur elf Kilometer entfernten Gedenkstätte", so Lowitsch. "Sie sind rechtsextreme Chaoten und haben aus Überzeugung gehandelt. Deshalb sind Sie nicht zum nächsten Laden gegangen und haben dort die Scheiben eingeschlagen." Außerdem sprächen die bei den Angeklagten bei einer Hausdurchsuchung am 12. März gefundenen Gegenstände wie Baseballschläger, Quarzhandschuhe sowie Fahnen mit Keltenkreuz für ihre Gesinnung. Die will Niklas H. allerdings nach eigenen Angaben seit gestern aufgegeben haben. "Es waren ganz eindeutig rechtsextreme Motive", sagte der Vorsitzende Richter Gerhard Pries. Anders als die Verteidigung sah er keinen Grund, die Strafen zur Bewährung auszusetzen. Die Täter standen unter Bewährung, als sie die Gedenkstätte schändeten. Auch von aufrichtiger Reue sei bei ihnen nichts zu spüren gewesen, so Pries. "Sie bereuen nur, dass sie auf der Anklagebank sitzen." Das Gericht hob die Haftbefehle gestern auf. Die Angeklagten durften erst einmal nach Hause gehen und sind in Freiheit – bis die Aufforderung zum Haftantritt kommt.  

Lage: Der Friedhof liegt nördlich der Altstadt an der Sophienstraße/Ecke Am Alten Friedhof. 

  Lage des jüdischen Friedhofes in Perleberg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken;
der Link führt direkt zum jüdischen Friedhof. 
Rechts: Blick auf das Friedhofsgrundstück (Quelle: Googlemaps)
Grundstück gegenüber Sophienstraße 42: https://goo.gl/maps/jZgQEfNQ59tMeavD9 

Links: Website der Stadt Perleberg 
Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Friedhof_(Perleberg)   
Dokumentation der Universität Potsdam zum jüdischen Friedhof Perleberg https://www.uni-potsdam.de/de/juedische-friedhoefe/friedhof-perleberg mit Unterseiten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde, zur Geschichte des Friedhofes, zur Anlage des Friedehofes mit Lageplan und Belegungsliste. 
Website der Chewra Kadischa e.V. Land Brandenburg zum jüdischen Friedhof Perleberg http://www.chewrakadischa-blb.de/Judische-Friedhofe/Landkreis-Prignitz/landkreis-prignitz.html  
Website juedische-friedhoefe.info mit Seiten zum jüdischen Friedhof Perleberg  https://www.juedische-friedhoefe.info/friedhoefe-nach-regionen/brandenburg/oberhavel/perleberg.html  
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 103; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 548-549.
    
    
    
Potsdam (P)                 

Informationen und Fotos siehe Unterseite zu den jüdischen Friedhöfen in Potsdam (interner Link) 

   
   
Prenzlau (UM)               
    
Zur Geschichte der Friedhöfe: In Prenzlau gab es bereits einen jüdischen Friedhof im Mittelalter. In einer Urkunde von 1355 wird ein "Joden kerkhoff" genannt, der damals vermutlich angelegt werden konnte. Er lag "vor dem Steintor" an der jetzigen Friedhofstraße, gegenüber dem heutigen Stadtfriedhof. Noch im 19. Jahrhundert nannte man hier ein Ackerstück "Gelen Kewer" (Kewer hebräisch = Grab). Wie lange dieser Friedhof belegt wurde, ist nicht bekannt. Es ist nichts mehr von diesem Friedhof erhalten.
 
1716 wurde ein jüdischer Friedhof im Bereich des heutigen Stadtparks (alter Friedhof) angelegt. Er wurde 1748, 1773, 1799, 1840 und 1846 erweitert. Beisetzungen fanden auf diesem Friedhof bis 1919 statt. 1935 wurde die jüdische Gemeinde von der Stadt aufgefordert, den Friedhof zum 1. Januar 1936 zu schließen und das Gelände zu räumen. 1938 wurde der Friedhof zerstört und Teil des damaligen "Adolf-Hitler-Parkes"; die Grabsteine wurden als Straßenpflaster benutzt. Bis heute ist die Friedhofsfläche Teil des Prenzlauer Stadtparkes. Zahlreiche als Pflastersteine verwendete Grabsteinfragmente wurden geborgen und um 2003 zu einer Gedenkwand zusammengefügt, die nun im Prenzlauer Stadtpark an die nationalsozialistischen Verbrechen erinnert. Auf Grund neu gefundener Grabsteinfragmente (vgl. Pressebericht von 2018 unten) wird die Gedenkwand vermutlich erweitert werden.
  
1881 kaufte die jüdische Gemeinde am Stadtrand vor dem Schwedter Tor ein Grundstück zur Anlage eines neuen Friedhofes. Dieser wurde mit einer ersten Beisetzung 1886 eingeweiht. 1897 wurde eine Friedhofshalle gebaut. Bis in die 1930er-Jahre wurden über 100 Beisetzungen vorgenommen. Die Friedhofsfläche umfasst 51,19 ar. Der Friedhof wurde 1938 geschändet. Nach 1945 wurden immer wieder einzelne Grabsteine gestohlen. Insgesamt ist der Friedhof jedoch relativ gut erhalten.  
   
Lage: Der alte Friedhof liegt beziehungsweise lag beim Wasserturm. 
Der neue Friedhof befindet sich Süßer Grund 5; er ist nur über das Privatgrundstück nach Absprache begehbar.   

  Lage des neuen jüdischen Friedhofes in Prenzlau auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken; der Link führt zur Straße "Süßer Grund". 
Rechts: Blick auf das Friedhofsgrundstück - die Grabsteine sind erkennbar (Quelle: Googlemaps)
Grundstück hinter "Süßer Grund 5"  https://goo.gl/maps/EtWK8LAiB76otY9N8  

Presseberichte zum Friedhofe       

September 2018: Fragmente von alten Grabsteinen wurden gefunden      
Artikel von Benedikt Dittrich im "Nordkurier" vom 14. September 2018: "GEDENKSTÄTTE. Jüdische Grabsteine als Straßenbelag
In der Reichspogromnacht wurde der jüdische Friedhof in Prenzlau gesprengt. Jetzt sind Fragmente von alten Grabsteinen wieder aufgetaucht.
Es war mit die größte Schmach, die die Nationalsozialisten den Juden antun konnten: Am 9. November 1938, der Reichspogromnacht, wurden massenhaft jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe geschändet. Der Friedhof in Prenzlau, auf dem Gelände des heutigen Stadtparks, wurde gesprengt. Später wurden die Überreste der Grabsteine von den Nazis beim Straßenbau verwendet. So trampelte, symbolisch betrachtet, die Bevölkerung auf den Gräbern der Juden herum. Teilweise werden noch heute Fragmente dieser Grabsteine entdeckt – verarbeitet als Pflastersteine im Straßenbau. Ein Teil davon wurde vor 15 Jahren zusammengetragen, gesichert und zu einer Gedenkwand zusammengefügt, die im Prenzlauer Stadtpark an das Verbrechen der Nationalsozialisten erinnert. Doch immer wieder tauchen Steine mit Inschriften auf – so vor kurzem in Neustrelitz, aber auch in der direkten Umgebung von Prenzlau. In der Verwaltung gibt es Überlegungen, mit den neu entdeckten Grabstein-Fragmenten die Gedenkwand zu erweitern."  
Link zum Artikel  

Links: Website der Stadt Prenzlau 
Dokumentation der Universität Potsdam zum jüdischen Friedhof Prenzlau https://www.uni-potsdam.de/de/juedische-friedhoefe/friedhof-prenzlau mit Unterseiten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde, zur Geschichte des Friedhofes, zur Anlage des Friedehofes mit Lageplan und Belegungsliste.   
Website der Chewra Kadischa e.V. Land Brandenburg: http://www.chewrakadischa-blb.de/Judische-Friedhofe/Landkreis-Uckermark/landkreis-uckermark.html
Literatur: Germania Judaica II,2 S. 662-663; III,2 S. 1152-1153; Zeugnisse jüdischer Kultur S. 106-107; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 563-565. 
    
    
    
Pritzwalk (PR)          
    
Zur Geschichte der Friedhöfe: In Pritzwalk bestand bereits im Mittelalter ein jüdischer Friedhof (1364 genannt). Möglicherweise ist er identisch mit dem im Stadtplan 1724 eingetragenen jüdischen Friedhof, der in östlicher Richtung vor dem alten Kemnitzer Tor lag. 
  
Im 18. oder 19. Jahrhundert wurde ein jüdischer Friedhof im östlichen Teil des Stadtfriedhofes angelegt. Dieser wurde in der NS-Zeit oder danach zerstört und abgeräumt und ist nach 1945 als Gedenkstätte gestaltet worden. Die Friedhofsfläche umfasst etwa 1,5 ar. 1935 war die Fläche noch etwa 6 ar. Ein Gedenkstein ist vorhanden. 
        
Lage: Der Friedhof liegt im östlichen Bereiches des kommunalen Friedhofes Pritzwalk an der Perleberger Straße.

Lage des jüdischen Friedhofes in Pritzwalk auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link zeigt die Lage des kommunalen Friedhofes an;  
(der jüdische Friedhof liegt im östlichen Bereich dieses Friedhofes). 

Link: Website der Stadt Pritzwalk  
Literatur: Germania Judaica II,2 S. 664-665; Zeugnisse jüdischer Kultur S. 107; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 565-566.
   
   
   
Rathenow (HVL)            
    
Zur Geschichte der Friedhöfe: Ein erster jüdischer Friedhof konnte in Rathenow vermutlich im 17. Jahrhundert angelegt werden (alter jüdischer Friedhof; erstmals 1699 genannt). Er ist auf einem Stadtplan von 1802 eingetragen. Er wurde bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts belegt und auf Verlangen der Stadt Rathenow 1904 geschlossen. Vermutlich wurde er in der NS-Zeit oder danach zerstört und abgeräumt. Von ihm ist heute nichts mehr erhalten; die letzten Ziegelsteine der Friedhofsmauer verschwanden 1961. Er grenzte südlich an das Gelände der 1926 eingeweihten Synagoge in der heutigen Wilhelm-Külz-Straße (früher: Fabrikenstraße) an, wo heute - zwischen dem nördlichen Ende der Kleinen Milower Straße und dem südlichen Ende der Wilhelm-Külz-Straße - zwei Wohnblocks der Rathenower Wohnungsbaugenossenschaft stehen (Wilhelm-Külz-Straße 83 bis 88).
  
Ein neuer jüdischer Friedhof wurde 1906 am Rande der 1765 entstandenen Kolonie Neufriedrichsdorf anlegt. In diesem Jahr konnte die jüdische Gemeinde ein Grundstück am nördlichen Ende der Neufriedrichsdorfer Straße erwerben. Zehn Jahre später erfolgten die ersten Beisetzungen. Bis Dezember 1941 wurde der Friedhof belegt (letzte Bestattung war die des Arztes ´Salomon Markus aus dem Hachschara-Lager Steckelsdorf, der an Suizid angesichts der drohenden Deportation starb). In der NS-Zeit und danach wurde er zerstört und weitgehend abgeräumt. 1941 sind die Grabsteine durch sechs Jugendliche (des "Jungvolkes") zerstört und ein größeres Loch in die Umfassungsmauer des Friedhofes geschlagen worden. Nach 1945 geriet der Friedhof in Vergessenheit; das Gräberfeld wurde als Müllhalde verwendet. In den 1970er-Jahren ist der Friedhof als schlichte Grünfläche hergerichtet worden. Etwa 13 Grabsteine wurden aufgefunden, die zunächst in einem Kiesbett im Halbkreis, 1993 auf einem Fundament entlang der östlichen Mauer aufgestellt wurden. Die Friedhofsfläche umfasst etwa 20 ar; der Friedhof ist im Besitz der Stadt Rathenow.   
Am 24. August 1997 wurde ein Gedenkstein mit Davidstern und der Aufschrift "Den Rathenower Holocaustopfern jüdischen Glaubens zum Gedenken" aufgestellt. 2019 wurde der Friedhof saniert und nach Abschluss der Arbeiten neu eingeweiht. Bei der Sanierung wurde das Mauerwerk verbessert sowie das metallene Eingangstor und der Weg über das Gräberfeld saniert. 
 
Presseberichte zum Friedhofe       

Januar 2019: Der Friedhof kann saniert werden     
Artikel von Markus Kniebeler in der "Märkischen Allgemeinen" vom 3. Januar 2019: "Rathenow. Finanzspritze für jüdischen Friedhof
Dank einer Förderung durch das Land Brandenburg kann der jüdische Friedhof im Rathenower Stadtteil Neufriedrichsdorf aufgehübscht werden. Knapp 60 000 Euro werden investiert.
Rathenow.
Der jüdische Friedhof im Rathenower Stadtteil Neufriedrichsdorf kommt in den Genuss einer Sanierung. Dank eines speziellen Förderprogramms des Landes Brandenburg können 58.000 Euro investiert werden, um die in die Jahre gekommene Anlage aufzuwerten. Das Grundstück, das sich am nördlichen Ende der Neufriedrichsdorfer Straße befindet und an die B 188 grenzt, wurde im Jahr 1906 von der jüdischen Gemeinde Rathenow erworben. Zwei Jahre zuvor war der alte Friedhof, der südlich an das Gelände der Synagoge in der heutigen Wilhelm-Külz-Straße angrenzte, auf Verlangen der Stadt geschlossen worden. Heute stehen dort, zwischen dem nördlichen Ende der Kleinen Milower Straße und dem südlichen Ende der Külzstraße zwei Wohnblocks der Rathenower Wohnungsbaugenossenschaft.
Friedhof seit mehr als 100 Jahren. Erworben wurde der neue Friedhof also im Jahr 1906. Einer Untersuchung der Uni Potsdam ist zu entnehmen, dass die ersten Beisetzungen aber erst zehn Jahre später stattfanden. Danach seien dann regelmäßig Beisetzungen erfolgt, die letzte im Dezember 1941. Dabei habe es sich um die Bestattung des Arztes Salomon Markus aus dem Hachschara-Lager Steckelsdorf gehandelt, der sich das Leben genommen hatte, um der Deportation zu entgehen. Wenig später wurde ein Loch in die Friedhofsmauer geschlagen. Sämtliche Grabsteine seien umgestoßen oder demoliert worden, heißt es in dem Bericht der Universität Potsdam. Die Kriminalpolizei habe Kinder des NS-Jungvolks als Täter ermittelt. Nach dem Krieg geriet der Friedhof am Rande der Stadt in Vergessenheit. Das von Ziegelmauern eingefasste Gräberfeld verwahrloste und wurde als Müllhalde benutzt. Erst in den 1970er Jahren fanden erste Aufräum- und Restaurierungsarbeiten statt, bei denen noch dreizehn komplette Grabsteine aufgefunden wurden. Diese Steine, die 1993 erneut gereinigt und restauriert wurden, stehen heute noch entlang der östlichen Friedhofsmauer. Blickfang der Anlage, die sich im Besitz der Stadt Rathenow befindet, ist ein Gedenkstein mit dem Davidstern und der darunter befindlichen Aufschrift 'Den Rathenower Holocaustopfern jüdischen Glaubens zum Gedenken.' Dieser Stein wurde am 24. August 1997 aufgestellt.
Ausbesserungen am Mauerwerk. Von dem Geld aus dem Landesprogramm soll nach Auskunft von Rathenows Bauamtsleiter Matthias Remus die gemauerte Umfriedung der Anlage in Ordnung gebracht werden. Bereits vor Weihnachten habe eine Fachfirma mit der Ausbesserung der Fugen und der Fixierung lockerer Steine begonnen. Die Arbeiten werden Remus zufolge in den kommenden Tagen wieder aufgenommen. Außerdem soll das metallene Eingangstor zur Anlage aufgearbeitet werden. Und schließlich wird der Weg, der über das Gräberfeld führt, saniert. Auch hier haben die Arbeiten bereits begonnen. 'Wenn es keinen plötzlichen Wintereinbruch mit Eis und Schnee gibt, werden die Arbeiten in den kommenden sechs bis acht Wochen abgeschlossen', sagt der Bauamtsleiter. "  
Link zum Artikel   

Lage: Zur Lage des alten Friedhofes siehe Beschreibung oben. Der neue Friedhof liegt an der Neu-Friedrichsdorfer Straße unmittelbar beim allgemeinen Friedhof.   

  Lage des jüdischen Friedhofes in Rathenow auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken;
der Link führt zum allgemeinen Friedhof Neu-Friedrichsdorf;
der jüdische Friedhof liegt unmittelbar neben dem allgemeinen Friedhof . 

Link: Website der Stadt Rathenow  
Dokumentation der Universität Potsdam zum jüdischen Friedhof Rathenow https://www.uni-potsdam.de/de/juedische-friedhoefe/friedhof-rathenow.html mit Unterseiten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde, zur Geschichte des Friedhofes, zur Anlage des Friedhofes mit Lageplan und Belegungsliste.  
Website der Chewra Kadischa e.V. Land Brandenburg zum jüdischen Friedhof Rathenow http://www.chewrakadischa-blb.de/Judische-Friedhofe/Landkreis-Havelland/landkreis-havelland.html
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 107; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 570-572.
   
   
   
Rossow bei Wittstock (OPR)               
    
Zur Geschichte des Friedhofes: Der jüdische Friedhof in Rossow wurde Ende des 18. Jahrhunderts (um 1793) angelegt. Er wurde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts belegt (1855?). Bereits um 1920 wird er als "verfallen" bezeichnet. Um 1950 sollen noch etwa 30 Gräber sichtbar gewesen sein. 1989 waren noch Reste von zwei Grabsteinen vorhanden. Das Grundstück ist nicht von einer Mauer oder Hecke umgeben. Die Grabsteinfragmente sind überwuchert. Eine Herrichtung und Einfriedung des Grundstückes wäre dringend geboten.       
     
Lage: Der Friedhof liegt westlich des Ortes: vom Ortsausgang (auf der Dorfstraße Richtung Fretzdorf) aus nach links auf einem Waldweg zur (ehemaligen) Bahnstrecke; kurz vor dem Bahnübergang nach links entlang an einer knorrigen Eiche, wo der Friedhof in einem Kiefernwald an der Bahnlinie verborgen liegt. Schwer erkennbar, da nicht eingefriedet.   
    
Link: Website des Amtes Löcknitz-Penkun  
Website der Chewra Kadischa e.V. Land Brandenburg zum jüdischen Friedhof Rossow http://www.chewrakadischa-blb.de/Judische-Friedhofe/Landkreis-Ostprignitz---Ruppin/landkreis-ostprignitz---ruppin.html   
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 107; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 580-581.
   
   
   
Schenkendöbern (SPN)    

Juni 2009: Jüdischer Friedhof eingeweiht  
Schenkendoebern Friedhof 010.jpg (41667 Byte)Die sterblichen Überreste jüdischer KZ-Häftlinge finden ihre letzte Ruhe. (FOTO: DPA) 
Artikel in der "Mitteldeutschen Zeitung" vom 19.6.2009 (Artikel bei mz-web.de)    
"Friedhof für jüdische Opfer - Würdige Grabstätte in Brandenburg geweiht.
Ein jüdischer Friedhof mit den sterblichen Überresten eines Massengrabes von Opfern des KZ-Außenlagers Lieberose ist jetzt in der Gemeinde Schenkendöbern (Spree-Neiße) geweiht worden. Dort waren in den Jahren 1958 und 1971 in einer ehemaligen Kiesgrube bei Staakow Überreste von 589 Opfern gefunden worden. Obwohl die Gebeine geborgen wurden, blieb ein Teil zunächst unentdeckt. Ihre Weihe und Nachbestattung nahm der amtierende Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Frankfurt / Main, Menachem Halevi Klein, vor. 
Die Gemeinde hatte auf Bitten des Zentralrates der Juden in Deutschland und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten den Bereich um das Massengrab mit Mitteln des Landes in würdiger Form gestaltet. Im Februar 1945 hatte die SS bei der Auflösung des KZ-Außenlagers im Staakower Nachbarort Jamlitz (Dahme-Spreewald) 1 342 kranke und transportunfähige KZ-Häftlinge ermordet. Die 589 zumeist ungarischen und polnischen Juden wurden in einer Kiesgrube verscharrt. 
Nach den Überresten der verbliebenen 753 Opfer des Massakers soll weiter gesucht werden, nachdem eine dreiwöchige Suche in Jamlitz bis Mitte Mai erfolglos geblieben war. Dort sollen nach Zeugenaussagen die Leichen damals verscharrt worden sein. Gefunden wurden bisher Barackenreste, Kochgeschirr und Utensilien von Häftlingen. Das legt den Schluss nahe, dass man noch fündig werden kann. Das Lager Lieberose gehörte zum rund 200 Kilometer entfernten faschistischen KZ Sachsenhausen in Oranienburg (Oberhavel). DPA." 
Weitere Informationen: ausführlicher ist der Artikel von Sabine Steinbeiß in der "Märkischen Oderzeitung" vom 17. Juni 2009 (pdf-Datei) 
(zugesandt von Thomas Schmidt)   
 
Juni 2014: Der Friedhof wurde geschändet. 
Pressemitteilung in der "Märkischen Onlinezeitung" vom 18. Juni 2014: "Institutionen verurteilen Schändung. 
Jamlitz (MOZ) Die Schändung des jüdischen Friedhofs in Staakow sorgt in Lieberose und Jamlitz für Entrüstung. Der Friedhof war am Wochenende von Unbekannten mit Steinwürfen beschädigt worden. Auf dem Friedhof befindet sich ein Teil der sterblichen Überreste von Opfern des KZ Außenlagers Lieberose (Jamlitz). Vor Ort verweisen Gedenkstelen aus Glas auf die Geschichte des KZ Außenlagers..."  
Link zum Artikel     

   
  
  
Schwedt/Oder (UM)                     

Informationen und Fotos siehe Unterseite zum jüdischen Friedhof Schwedt/Oder (interner Link) 

     
     
     
Schwedt/Oder - Vierraden (UM)       

Vierraden Friedhof 011.jpg (111550 Byte) Informationen und Fotos siehe Unterseite zum jüdischen Friedhof Vierraden (interner Link) 

   
   
   
Seelow (MOL)          
    
Zur Geschichte des Friedhofes: 
In Seelow kam es seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu jüdischen Niederlassungen: 1737 wird der Schutzjude Wolff Levin genannt. 1901 lebten 20 jüdische Personen in der Stadt; eine jüdische Gemeinde wurde 1830 gebildet. 
Um das Jahr 1800 kauften die jüdischen Familien am Ort  ein Stück Land am Ende der Hinterstraße, um hier einen Friedhof anzulegen. Bis 1876 erfolgten auf dem Friedhof 80 Beisetzungen. 
1910 gab es nur noch sechs jüdische Einwohner in Seelow. 
Auf Grund der Zerstörungen in der NS-Zeit (vor allem 1938) beziehungsweise unmittelbar danach ist von dem jüdischen Friedhof nichts mehr erhalten. Damals sollen noch etwa 20 Grabsteine gestanden oder gelegen haben, die in der Nachkriegszeit abgeräumt wurden. 1949 bestanden Pläne, das Friedhofsgrundstück in einen zu schaffenden "Goethe-Park" zu integrieren, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Der Friedhof wurde eingeebnet, zunächst als Ackerland benutzt und schließlich in einen asphaltierten (!) Parkplatz umgewandelt. Die Friedhofsfläche betrug etwa 6 ar. Im Bereich des Friedhofsgrundstückes befinden sich heute die Seelower Dachdecker GmbH (Hinterstraße 14) und die "Seelower Verkehrsgesellschaft" (SEVG, Hinterstraße 16).    
    
Lage: Der Friedhof liegt beziehungsweise lag im Bereich der heutigen Grundstücke Hinterstraße 14/16. Eine Hinweis- oder Gedenktafel ist nicht vorhanden.     
   
Link: Website der Gemeinde Seelow  
Website transodra.online.net mit einer Seite "Zum Umgang mit jüdischen Spuren im Oderbruch (Barnim-Lebus)"   
Website der Chewra Kadischa e.V. Land Brandenburg zum jüdischen Friedhof Seelow http://www.chewrakadischa-blb.de/Judische-Friedhofe/Landkreis-Markisch---Oderland/landkreis-markisch---oderland.html    
Literatur: Brocke / Ruthenberg / Schulenburg S. 610-611.     
  
 
 
Spremberg (SPN)              
   
Zur Geschichte des Friedhofes:
 Über den jüdischen Friedhof in Spremberg ist wenig bekannt. Es lag unweit des kommunalen Friedhofes auf dem Georgenberg im Bereich des heutigen Stadtparks. Bis in die 1960er-Jahre sollen noch Grabsteine vorhanden gewesen sein. Der Friedhof wurde vermutlich um 1972 eingeebnet. Es haben sich keine Spuren erhalten.       
   
Lage: Der Friedhof liegt beziehungsweise lag auf dem Georgenberg.

Lage des jüdischen Friedhofes in Spremberg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken; 
der Link führt zum kommunalen "Friedhof, Spremberg". 

Link: Website der Stadt Spremberg  
Keine Angaben in der Website der Chewra Kadischa e.V. Brandenburg.
Literatur: Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 615.
    
    
    
Stahnsdorf (PM)                  
    
Zur Geschichte des Friedhofes: Auf dem seit 1909 belegten Südwestkirchhof in Stahnsdorf bei Berlin sind - obwohl es sich nicht um einen jüdischen Friedhof handelt - auch eine Anzahl jüdischer Persönlichkeiten sowie jüdische "Opfer der Nazi-Willkür" beigesetzt.         
    
LinkWebsite des Fördervereins Südwestkirchhof Stahnsdorf e.V.   
Wikipedia-Artikel "Südwestkirchhof Stahnsdorf" https://de.wikipedia.org/wiki/Südwestkirchhof_Stahnsdorf    
Seite http://friedhofsfinder.stiftung-historische-friedhoefe.de/friedhof/brandenb/st_dorf/OdF.htm (hier zu Martin und Felicia Samter)   
   
   
  
Storkow (Mark) (LOS)   

Storkow Friedhof 201005.jpg (88277 Byte) Informationen und Fotos siehe Unterseite zum jüdischen Friedhof Storkow (interner Link)    

   
   
   
Strausberg (MOL)        
   
Zur Geschichte des Friedhofes: Der jüdische Friedhof in Strausberg wurde spätestens im 18. Jahrhundert angelegt. 1782 wird erwähnt, dass die Strausberger Juden einen eigenen Friedhof vor dem Landsberger Tor hätten, "welchen Ort sie seit undenklichen Zeiten besitzen". Die Friedhofsfläche umfasst etwa 7,00 ar. Der Friedhof wurde erstmals 1938 heimgesucht, wobei von Jugendlichen Grabsteine zerschlagen wurden; ein Grabstein wurde in den nahe gelegenen Straussee geworfen. Nach 1945 wurde das Gelände stark verändert, indem es bis zur Oberkante der Friedhofsmauer aufgeschüttet wurde. Seit 1988 weist eine Gedenktafel auf den Friedhof hin. Es sind keine Grabsteine mehr erhalten.  

Herbst 2009: Arbeiten am Friedhof  
Artikel in der "Märkischen Oderzeitung" vom 19. November 2009 (Artikel): "Jüdischer Friedhof: Treppe wird abgerissen.  
Strausberg
(ufo) Nur kleine Veränderungen sollen noch am jüdischen Friedhof an der Karl-Liebknecht-Straße vorgenommen werden. Bürgermeister Hans Peter Thierfeld sagte im Hauptausschuss, für den geplanten Abriss der Treppe vor dem Bestattungsareal seien inzwischen Angebote eingeholt. Bis Ende November könnten die Arbeiten erledigt sein. 
Der Ausschuss für Bauen, Umwelt und Verkehr hatte sich bereits für den Abriss ausgesprochen. Schon mit dieser kleinen Maßnahme könne verhindert werden, dass Personen auf der Fläche sitzen, lärmen, spielen oder andere ihre Hunde Gassi führen. "Da liegen schließlich Tote", verdeutlichte Bauausschuss-Chef Jürgen Schmitz (offene Fraktion). Eine zunächst geplante Einfriedung des Areals stimme nicht mit dem Verständnis dieses Objekts überein, fügte er nach Gesprächen mit Vertretern des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Berlin-Brandenburg hinzu. Das ursprünglich für eine Einfriedung geplante Geld könne für den Abriss der Treppe genutzt werden, so Kämmerin Elke Stadeler. Zudem sei ein Förderantrag gestellt. Unter anderem soll die inzwischen abmontierte Tafel mit dem fehlerhaften Text, der von einer Zerstörung 1938 sprach, durch eine korrekte ersetzt werden. Regionalhistoriker Horst Klein arbeite derzeit an den Formulierungen."  
 
November 2011: Schändung des Friedhofes 
Pressemitteilung vom 7. November 2011: "Gedenkstein auf jüdischem Friedhof beschmiert
Strausberg
(dpa/bb) - Ein Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof in Strausberg (Märkisch-Oderland) ist mit schwarzer Farbe beschmiert worden. Zudem wurde auch die Mauer, die das Grundstück des Gymnasiums begrenzt, mit volksverhetzenden Schriften und Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen beschmiert, wie die Polizei am Montag berichtete. Schrift und Symbole waren dort zum Teil etwa zwei Meter hoch. Die Beamten gehen davon aus, dass beide Taten in Zusammenhang stehen. Die Taten ereigneten sich bereits vom 28. zum 29. Oktober. Die Polizei sucht Zeugen. Sachdienliche Hinweise bitte an das Polizeirevier in Strausberg Tel. 03341-3300 oder jede andere Polizeidienststelle."  

Lage: Der Friedhof liegt am Straussee bei der Fähre (Karl-Liebknecht-Straße). Das Grundstück liegt erhöht an der Uferpromenade und ist von einer Feldsteinmauer umgeben. 

  Lage des jüdischen Friedhofes in Strausberg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken 
der Link führt zur Karl-Liebknecht-Straße in Strausberg 

Link: Website der Stadt Strausberg 
Website juedische-friedhoefe.info zum jüdischen Friedhof Strausberg: https://www.juedische-friedhoefe.info/friedhoefe-nach-regionen/brandenburg/oderland/strausberg.html  
Website der Chewra Kadischa e.V. Land Brandenburg zum jüdischen Friedhof Strausberg  http://www.chewrakadischa-blb.de/Judische-Friedhofe/Landkreis-Markisch---Oderland/landkreis-markisch---oderland.html 
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 110; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 628-629.
   
   
   
Templin (UM)    

Templin Friedhof 024.jpg (116302 Byte) Informationen und Fotos siehe Unterseite zum jüdischen Friedhof Templin (interner Link) 

   
   
   
Trebbin (TF)            
    
Zur Geschichte des Friedhofes: Der jüdische Friedhof in Trebbin wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegt. Die ältesten erhaltenen Steine stammen von 1848 (Hirsch Mühlendorf) und 1856 (Ulrike Lewinstein). Die letzte Beisetzung war 1938. Insgesamt sind 15 Grabsteine erhalten. Die Friedhofsfläche umfasst 1,60 ar. Der Friedhof ist von einer etwa 1 m hohen Ziegelmauer umgeben.           
   
Lage: Der Friedhof liegt inmitten von Gartengrundstücken an der Bergstraße 7 (östliche Seite der Bergstraße hinter einem Privatgrundstück). Der Friedhof ist nicht öffentlich zugänglich.        
    
Link: Website der Stadt Trebbin  
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 110; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 639-640.  
    
   
   
Treuenbrietzen (PM)                   
    
Zur Geschichte des Friedhofes: Der jüdische Friedhof in Treuenbrietzen bestand seit mindestens Anfang des 18. Jahrhundert. 1769 wird er als "Totenhof hiesiger Judenschaft" genannt und mitgeteilt, dass er bereits 1711 als Friedhof genutzt worden sei. Die letzte Bestattung war angeblich 1904. Bis 1940 waren noch etwa 20 Grabsteine vorhanden. Danach wurde der Platz zum Bau von Luftschutzbunkern freigegeben. 1951 war noch ein beschädigter Grabstein vorhanden. Einige Jahre später wurde der Friedhof zu einer Parkanlage umgestaltet (Rasenfläche). 2003 wurde ein Hinweis-/Gedenkstein aufgestellt. Im Heimatmuseum Treuenbrietzen befinden sich noch die Fragmente eines Grabsteines des jüdischen Friedhofes.   
    
Lage: Der Friedhof lag beziehungsweise liegt an der südwestlichen Stadtumgrenzung (flacher Hang bzw. Rasenfläche zwischen Stadtmauerrest und ehemaligem Befestigungsgraben ("Kahnegraben").     
    
Link: Website der Stadt Treuenbrietzen
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 111; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 640-641.
    
   
    
Tröbitz (Amt Elsterland, EE)                
    
Zur Geschichte des Friedhofes: Anfang April 1945 wurden Häftlinge aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen in Viehwaggons zur Vernichtung nach Theresienstadt deportiert. Durch die vorrückende Front irrte der Todeszug mit den aus mehr als 12 Ländern stammenden jüdischen Häftlingen 14 Tage ziellos durch Deutschland. Der Todeszug blieb am 20. April 1945 im Langennaundorfer Forst im heutigen Landkreis Elbe-Elster stehen, da die zerstörte Eisenbahnbrücke die Weiterfahrt verhindert hatte. Die Rote Armee befreite am 23. April 1945 über 2.500 todkranke Menschen aus den Viehwaggons. Unzählige Häftlinge waren bereits während der Fahrt an Flecktyphus gestorben. Die Toten aus dem Zug wurden in Massengräbern im Umkreis der Gemeinden Tröbitz und Schilda beigesetzt, so unter anderem am Bahnkilometer 101,6 bei Langennaundorf. Dort, im Wald direkt am Bahndamm, wurde am 23. April 1989 die Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Faschismus eingeweiht. Unter den in Tröbitz Verstorbenen des Deportationszuges war auch Rabbiner Dr. Zvi Koretz, der frühere Oberrabbiner von Saloniki.      
    
Lage der Grabstätten: Eine zentrale Gedenkstätte (eingeweiht am 23.4.1989) befindet sich im Wald direkt am Bahndamm bei Bahnkilometer 101,6 bei einem der Massengräber. Ein weiteres Massengrab ist bei Bahnkilometer 106,7 in der Gemarkung Wildgrube. Im benachbarten Dorf Schilda befinden sich vier Einzelgräber. Auf dem jüdischen Ehrenfriedhof (1966 eingeweiht) an der Etapart-Straße/Schulstraße in Tröbitz befinden sich die Gemeinschaftsgräber von insgesamt 330 verstorbenen jüdischen früheren Häftlingen. Eine Gedenkstein zur Erinnerung an 79 jüdische Verstorbene befindet sich gleichfalls an der Schulstraße.    

Troebitz Gedenktafel.jpg (45140 Byte)
Text der Mahntafel 

Link: Website der Gemeinde Tröbitz    
Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Verlorener_Zug#Der_jüdische_Friedhof   
Informationen über den "Verlorenen Transport ('lost transport')" in der Website des Amtes Elsterland:  http://www.elsterland.de/texte/seite.php?id=36472 (= Auszüge aus der Broschüre von Erika Arlt: Die jüdischen Gedenkstätten... s.u. Hrsg. Landkreis Elbe-Elster, Herzberg 1999) 
Berichte von Überlebenden über den Deportationszug: 1. Renate Laquer: Link; 2. Hans Goslar: Link; 3. Hanna Pick-Goslar: Link
Literatur: Felix Hermann Oestreicher: Ein jüdischer Arztkalender. Durch Westerbork und Bergen-Belsen nach Tröbitz. Konzentrationslager-Tagebuch 1943-1945. Konstanz 2000; Erika Arlt: Die jüdischen Gedenkstätten Tröbitz, Wildgrube, Langennaundorf und Schilda im Landkreis Elbe-Elster. Hg. vom Landkreis Elber-Elster (Kulturamt, 04916 Herzberg, Grochwitzer Str. 20).
Zeugnisse jüdischer Kultur S. 111. 
Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 642-645. 

  
  
   
Uebigau - Wahrenbrück (EE)               
    
Zur Geschichte des Friedhofes: Über die Geschichte des jüdischen Friedhofes in Uebigau/Elster ist nur wenig bekannt. Er wurde vermutlich mit der ersten Beisetzung im Juli 1839 eingeweiht. Die Daten der ersten vier Beerdigungen waren: 17.7.1839, 6.11.1841, 18.5.1848, 27.2.1853. Bereits 1964 war von den einzelnen Grabstätten kaum noch etwas erkennbar. 
2018 wurde der Friedhof als Gedenkstätte hergerichtet (Einweihung im November 201´8). Eine Stele erinnert seitdem an die Geschichte der Begräbnisstätte.      
    
Lage: Der Friedhof liegt im Winkel zwischen der Wahrenbrücker Straße und dem Bahndamm.   

Februar 2018: Der jüdische Friedhof in Uebigau soll wieder kenntlich gemacht werden    
Artikel von Sylvia Kunze in der "Lausitzer Rundschau" vom 6. Februar 2018: "Im Entstehen, Stadt macht verwaisten jüdischen Friedhof wieder sichtbar
Uebigau-Wahrenbrück.
Erste Arbeiten haben bereits stattgefunden. Nun will der Text für die Stele gut überlegt sein. 
Nachdem die Stadt Uebigau-Wahrenbrück im Jahr 2015 einen verwaisten jüdischen Friedhof auf ihrer Gemarkung in Uebigau am Ortsausgang in Richtung Wahrenbrück zwischen Neugraben und Bahnstrecke vom Brandenburger Kulturministerium zugeordnet bekam, ist man nun dabei, diesen wieder 'sichtbar' zu machen. Erste Arbeiten haben bereits im Vorjahr stattgefunden.
Auf der betroffenen Fläche unter der Hochspannungsleitung wurde nach der Vermessung der Strauchbewuchs entfernt und das Terrain planiert. Inzwischen ist auch ein Zaun angefertigt und aufgebaut worden. 'Es ist beabsichtigt, dass noch eine kleine Stele aufgestellt wird. Der Text, der darauf stehen soll, muss aber noch überlegt und abgestimmt werden', informierte Roland Schrey, Leiter des Hauptamtes der Stadt, in der zurückliegenden Sitzung des dafür verantwortlichen Kulturausschusses. Genau für dieses Vorhaben werden Interessierte gesucht. Schrey weiter: 'Wer findet sich und sagt: Das ist mein Projekt! Wer nimmt es in die Hand und bringt das zusammen, was Stadt und jüdische Gemeinde an Inschrift wünschen?'..." 
Link zum Artikel      
 
Juli 2019: Schändung des jüdischen Friedhofes 
Artikel von Daniel Roßbach in Lausitzer Rundschau online.de vom 9. August 2019: "Antisemitischer Vandalismus. Jüdischer Friedhof in Uebigau mutwillig beschädigt
Uebigau.
Die Stadt Uebigau-Wahrenbrück bestätigt, dass das Umkippen einer Stele nicht durch einen Unfall geschah. Von Daniel Roßbach
Mehr als vier Wochen nachdem der jüdische Friedhof in Uebigau beschädigt wurde, bestätigt nun die Stadt Uebigau-Wahrenbrück, dass absichtlicher Vandalismus der Grund dafür war. Damit ist klar, dass es sich dabei um eine antisemitische Tat handelt. 'Es gibt keine Kratzer oder Aufprallspuren', sagt Roland Schrey, der Hauptamtsleiter der Stadt. 'Sicher hat eine unbekannte Person versucht, die Stele umzuschieben.' Weder bei der Stadt noch bei der Polizei gibt es bisher Hinweise darauf, wer für den Schaden verantwortlich ist. 'Es wurde bisher kein Täter ermittelt', sagt Amtsleiter Schrey der RUNDSCHAU. Ines Filohn, Sprecherin der Polizeidirektion Süd in Cottbus, sagt ebenfalls, dass der Polizei dazu keine Erkenntnisse vorliegen. Die Kräfte der Polizei in Elbe-Elster seien derzeit ganz auf die Aufklärung der Brandstiftungen konzentriert, so Filohn. Auf der umgestoßenen Stele ist ein Abriss der Geschichte der 1839 angelegten Grabstätte zu lesen. Erst im November letzten Jahres wurde der jüdische Friedhof am Bahnübergang südlich von Uebigau wieder hergestellt und neu eingeweiht. Nach jüdischem Ritual ist die Ruhefrist im 'Haus des ewigen Lebens' unbegrenzt. Recherchen des Berliner Tagesspiegels zu Folge kam es in Deutschland 2018 zu 27 antisemitischen Angriffen auf Friedhöfe, sieben mehr als im Jahr zuvor. Davon seien nur drei aufgeklärt worden. Diese Zahlen nannte das Bundesinnenministerium in einer Antwort auf eine Anfrage von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke). Drei der Übergriffe ereigneten sich in Brandenburg. Damit ist nur Baden-Württemberg häufiger in der unrühmlichen Statistik vertreten. Außerdem wurden in Brandenburg zwei Synagogen angegriffen. Wie Roland Schrey erklärt, wurde die beschädigte Stele in Uebigau zunächst provisorisch wieder aufgerichtet: 'Eine stabile Verankerung im Boden wird erst erfolgen.' Einen Termin dafür gibt es demnach noch nicht. 'Wir brauchen noch etwas Zeit, um den Vorgang abzuschließen', so Schrey. Die beschädigte Stele, die provisorisch wieder aufgestellt wurde, beschreibt die Geschichte des jüdischen Friedhofs. "
Link zum Artikel  

Link: Website der Stadt Uebigau-Wahrenbrück  
Literatur: M. Raak: Uebigau, die Stadt an der Heerstraße. 1935 (enthält die angegebenen Daten und die Lage zum Friedhof); 
Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 646.
   
  
  
Wittenberge (PR)           
   
Zur Geschichte des Friedhofes: Wann der jüdische Friedhof in Wittenberge angelegt wurde, ist nicht bekannt, vermutlich erst Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Friedhof lag ursprünglich an der Perleberger Straße am Krankenhaus. 1938 wurde er völlig zerstört und 1962 - soweit möglich - wieder hergerichtet. Dabei wurde ein Gedenkstein aufgestellt. 1969 wurden die Grabsteine im Zusammenhang mit einer Umgestaltung des alten Stadtfriedhofes in eine Parkanlage (Clara-Zetkin-Park) an einer Mauer aufgestellt. Vom ursprünglichen Friedhof ist nichts mehr erhalten.      
    
Lage: Der Friedhof lag beim alten städtischen Friedhof an der Perleberger Straße. Die erhaltenen Grabsteine befinden sich an einer Mauer des Clara-Zetkin-Parkes, jedoch nicht an Stelle des alten Friedhofes. 

Lage der jüdischen Grabsteine im Bereich des alten städtischen Friedhofes an der Perleberger Straße
in Wittenberge auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken: der Link führt zur Perleberger Straße,
an der der Clara-Zetkin-Park eingetragen ist . 

Link: Website der Stadt Wittenberge   
Wikipedia-Artikel   https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Friedhof_(Wittenberge) 
Website juedische-friedhoefe.info mit Seiten zum jüdischen Friedhof Wittenberge:  https://www.juedische-friedhoefe.info/friedhoefe-nach-regionen/brandenburg/oberhavel/wittenberge.html
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 111-112; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 665-666.
    
    
   
Wittstock/Dosse (OPR)                    
    
Zur Geschichte des Friedhofes: Der jüdische Friedhof in Wittstock wurde 1811 vor dem Kyritzer Tor angelegt und 1859 erweitert. Bereits 1811 wurde er mit einer Mauer umgeben, die erhalten ist. In der folgenden Zeit wurde auch eine Friedhofshalle gebaut, die gleichfalls erhalten ist und 1988 renoviert wurde. In der NS-Zeit wurde der Friedhof zerstört. 1952 ist er eingeebnet und in eine Gedenkstätte mit Gedenkstein umgewandelt worden. Es ist nur ein alter Grabstein erhalten. Die Friedhofsfläche beträgt etwa 2 ar.  
    
Lage: Der Friedhof liegt in der Nähe des Bahnhofes auf dem "Rosenplan".  

  Lage des jüdischen Friedhofes in Wittstock auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken;
 der Link führt direkt zum jüdischen Friedhof Am Rosenplan. 

Link: Website der Stadt Wittstock    
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 112; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 667-668.      

   
   
   
Wittstock/Dosse - Berlinchen (OPR) 

Über einen jüdischen Friedhof oder jüdische Grabstätten in Berlinchen liegen bislang keine Informationen vor. Einziger Hinweis ist die Erwähnung des Ortes in der Liste der International Association of Jewish Genealogical Societies (Cemetery Project): hier anklicken
  
  
  
Wriezen (MOL)         

Informationen und Fotos siehe Unterseite zum jüdischen Friedhof Wriezen (interner Link)  

   
  
   
Zehdenick (OHV)   

Zehdenick Friedhof 212.jpg (55481 Byte) Informationen und Fotos siehe Unterseite zum jüdischen Friedhof Zehdenick (interner Link)   

   
   
   
Zernitz-Lohm (OPR)        
    
Zur Geschichte des Friedhofes:
 Im Februar 1945 hielt in der Nähe des Bahnhofes Zernitz ein Zug mit jüdischen KZ-Häftlingen, der versehentlich von amerikanischen Tieffliegern angegriffen wurde. Dabei verloren 48 jüdische Männer, Frauen und Kinder ihr Leben, die in einem Massengrab beigesetzt wurden. Dieses befindet sich südlich des Ortes am Waldrand. Eine nach Kriegsende angebrachte Hinweistafel enthält den hebräischen und deutschen Text: "Hier ruhen unsere durch Mörderhand gefallenen achtundvierzig Brüder und Schwestern aus dem KZ Theresienstadt".  Auf dem Friedhof befindet sich auch das Grab von Theodor Steigerwald (1898-1947) und seiner Frau. Steigerwald, der aus der jüdischen Gemeinde in Kyritz stammte, überlebte illegal in Zernitz. 
 
Berichte zum Friedhof   

April 2010: Erneuerte Gedenkstätte wird eingeweiht   
Artikel von Renate Zunke in der "Märkischen Allgemeinen" vom 12. April 2010 (Artikel): "GESCHICHTE: Jetzt haben die Opfer einen Namen
65. Jahrestag des Beschusses eines Zuges mit KZ-Häftlingen / Neue Gedenkstätte in Zernitz
ZERNITZ -
Der Wunsch des ehemaligen KZ-Häftlings Gyorgy Dénes erfüllt sich am kommenden Freitag. Dann wird auf dem jüdischen Friedhof in Zernitz eine erneuerte Gedenkstätte mit den Namen von 45 jüdischen Opfern eingeweiht. Sie waren im Güterzug, der am 16. April 1945 in der Nähe des Zernitzer Bahnhofes beschossen wurde.
Zur Vorgeschichte: Im September 2008 war der Ungar Gyorgy Dénes das erste Mal auf Spurensuche am Ort des Geschehens. Gemeinsam mit seiner Frau Valerie, dem Israeli Moshe Golan und der Historikerin Martina Staats von der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten in Celle besuchte er den jüdischen Friedhof in Zernitz. Hier wurden vor 65 Jahren 48 Opfer des schrecklichen Ereignisses bestattet. Etwas später kam ein Gedenkstein hinzu. Sehr bewegt besichtigten Gyorgy Dénes und seine Begleiter 2008, dann noch einmal im Jahr darauf, nicht nur die Gedenkstätte in Zernitz, sondern auch den Ort des grausamen Geschehens in einem Wald an den Bahngleisen. Schon beim ersten Besuch stellte Dénes klar: Der 'verlorene Zug', der am 16. April 1945 in Zernitz von Tieffliegern beschossen wurde, kam aus dem KZ Bergen-Belsen und nicht aus Theresienstadt, wie auf dem Zernitzer Gedenkstein in hebräisch und deutsch zu lesen ist. Und er regte an, die Toten, die an einem Waldrand auf Kirchenland in Zernitz-Bahnhof ruhen, auf einer Tafel namentlich zu nennen. Martina Staats übergab damals dem Neustädter Amtsdirektor Ulrich Gerber eine Liste mit den 45 Namen.
Die sind nun auf eine Tafel graviert worden, die wiederum mit einer Bronzefolie bezogen wurde, eine Arbeit des Werbeateliers Angela Kauert aus Kampehl. Auf einer zweiten Tafel ist in ungarischer, hebräischer und deutscher Schrift zu lesen, was der Korrektur bedurfte, nämlich dass die Häftlinge aus Bergen-Belsen kamen und nach Theresienstadt gebracht wurden. Beide Tafeln rahmen den alten Stein ein, der unter Denkmalschutz steht. Die Mauern, an denen die Tafeln befestigt sind, erstellte die Neustädter Baufirma Jürgen Beer. Der Edelstahlbogen, der die Tafeln und den alten Gedenkstein überspannt, ist eine Arbeit der Stüdenitzer Firma Rahn. Finanziert wird die neue Gedenkstätte aus Mitteln der Kriegsgräberfürsorge, für die der Landkreis verantwortlich zeichnet. Und auch das Amt Neustadt leistet einen finanziellen Beitrag.
Der erste entscheidende Entwurf für die neue Gedenkstätte stammt von Astrid Baumgartner, Mitarbeiterin im technischen Denkmal Gaswerk, und hier im Auftrag des Amtes Neustadt verantwortlich für die Maßnahme 'Jüdischer Friedhof Zernitz'. In Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Stiftung Gedenkstätten in Celle und Gyorgy Dénes wurde der Entwurf präzisiert. Ansprechpartner bei den Celler Gedenkstätten ist Thomas Kubetzky, der hier inzwischen die Aufgaben von Martina Staats übernommen hat.
Am 16. April wird nun gegen 11 Uhr ein Bus aus Bergen-Belsen mit Überlebenden und Angehörigen der Opfer jenes Ereignisses vor 65 Jahren erwartet. Darunter sind Gyorgy Dénes und seine Frau. Moshe Golan reist von Israel nach Bergen-Belsen, um hier in den Bus zu steigen. Der 1947 Geborene weiß aus Aufzeichnungen seiner verstorbenen Mutter, dass sie ebenfalls im Unglückszug war. Verletzt kam sie ins Kyritzer Krankenhaus. Hier befinden sich noch Aufzeichnungen über das Operationsgeschehen vom 16. April 1945. Doch wie erhofft konnte man auch anhand dieser alten Unterlagen nicht die Namen von drei bisher unbekannten Opfern ermitteln, die ebenfalls auf dem jüdischen Friedhof in Zernitz beigesetzt sind." 

Lage: Der Friedhof liegt südlich des Ortes am Waldrand.    
    
Link: Informationsseite zu Zernitz-Lohm   
Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Zernitz#Jüdischer_Friedhof    
Literatur: Zeugnisse jüdischer Kultur S. 116; Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 680.      
    
    
    
Ziesar (PM)             
   
Zur Geschichte des FriedhofesDer jüdische Friedhof in Ziesar besteht nicht mehr. Die letzte Beisetzung war vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts (1904: Eheleute Rosenstiehl). Bis nach 1945 soll er eingefriedet gewesen sein (mit einer Mauer oder einem Zaun). 1986/87 wurde ein Teilstück des Friedhofes zur Bebauung mit einem Eigenheim freigegeben. Es sind keine Grabsteine mehr vorhanden.       
   
Lage:  An der Straße "Petritor"   (Flur 6, Flurstück 181, Grundbuchblatt 881; Größe 2,21 ar)     
   
Links: Website der Gemeinde Ziesar   
Website der Chewra Kadischa e.V. Land Brandenburg zum jüdischen Friedhof Ziesar:  http://www.chewrakadischa-blb.de/Judische-Fridhofe/Landkreis-Potsdam-Mittelmark/landkreis-potsdam-mittelmark.html   
Literatur: Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 680-681.   
   
   
   
Allgemeine Literatur:          

bulletZeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer. Berlin 1992.
bulletHerbert Sander: Jüdische Friedhöfe in der Mark Brandenburg. Malerei - Grafik - Fotografie. Buch zur Ausstellung in der Orangerie im Park Sanssouci 23. September bis 17. Oktober 1993.
bulletMichael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994.
bulletMichael Brocke/Christiane E. Müller: Haus des Lebens. Jüdische Friedhöfe in Deutschland. Leipzig 2001.         

  
   

   

   

 

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Stand: 18. Mai 2020