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Zu den Synagogen im
Kreis "Südliche Weinstraße" und Stadtkreis Landau
Billigheim (Pfalz) (Gemeinde
Billigheim-Ingenheim, VG Landau-Land, Kreis Südliche Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem in früheren Jahrhunderten zur Kurpfalz gehörenden Billigheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Doch werden bereits 1510 jüdische Einwohner am Ort genannt. Danach
schweigen allerdings die Quellen über zwei Jahrhunderte.
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Familien am Ort zu. 1722
werden folgende jüdische Haushaltsvorsteher genannt: Jeckel (Geldeinsammler),
Jacob, Ischi, Schili, Hirschel, Mayer, Aaron, Amsel, Bär und Abraham. 1731
waren es zwölf jüdische Familien mit zusammen 66 Personen am Ort. 1746 wird
als damaliger "Untergeldeinnehmer" der Landjudenschaft Mayer Wolff von
Billigheim genannt. 1743 waren die jüdischen Haushaltsvorsteher in
Billigheim Amschel Levi, Mayer Wolff jun., Hayum Bär, Meyer sen., Aaron Seckel,
Emanuel Seckel, Hirsch Bloch, Seckel, Aaron Bloch Beer Jacobs Witwe und Hirsch der
alte.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 42 jüdische Einwohner (3,3 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825 96
(5,6 %),1848 98 (in 17 Familien), 1858 109, 1875 68, 1871 58, 1900 62, 1910
70.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Ingenheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben war zeitweise ein
eigener Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Landau.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Sally (Salomon)
Schwarz (geb. 22.3.1889 in Billigheim, gef. 23.9.1917).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 48 Personen gehörten (4 % von insgesamt etwa
1.200 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Schwarz, Gabriel
Schwarz II, S. Schwarz, Nathan Becker I und Bernhard Becker II. 1932 waren die
Gemeindevorsteher Gabriel Schwarz (1. Vors., Bahnhofstraße), Bernhard Becker
(2. Vors., Bahnhofstraße) und Hugo Becker (3. Vors., Fürststraße). Als Kantor
war Isidor Kahn aus Jugenheim beauftragt.
1933 lebten noch 35 jüdische Personen in Billigheim. In
den folgenden Jahren ist der größere Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1937 wurden noch 14, 1938
16 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge zerstört (s.u.), die jüdischen Männer verhaftet. Die letzten fünf
jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 nach Gurs in Südfrankreich
deportiert.
Von den in Billigheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Alexander geb.
Schwarz (1859), Bernhard Becker (1873), Friedrich Becker (1890), Hugo Becker
(1895), Isaak Jakob Becker (1860), Klara Becker geb. Katz (1878), Nathan Becker
(1872), Paul Becker (1893), Sofie Becker geb. Baruch (1884), Adolf Heinemann
(1891), Johanna Heinemann geb. Lang (1890), Isabella (Bella) Lang (1883),
Johanna Less geb. Blum (1879), Paula Mayer geb.
Schwarz (1894), Jacques Schwarz (1869), Oskar Schwarz (1886), Karolina (Lina)
Zeigschmidt (1869).
Anmerkung: die Recherche ist in den angegebenen Listen teilweise schwierig, da nicht
ausreichend zwischen diesem Billigheim und Billigheim
in Baden differenziert wird; die obige Liste ist nicht
vollständig.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Eisenhandlung Gabriel Schwarz (1937)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 28. November 1937: "Wichtige Adresse
für ihren Einkauf!
Gabriel Schwarz, Eisenhandlung, Haus- und Küchengeräte, Billigheim
(Pfalz), Telefon 38 Amt Ingenheim." |
Nach 1945: Anzeige zum Tod von Sieger
Schwarz (gest. USA 1948)
Anzeige
in der Zeitschrift "Aufbau" vom 16. Juli 1948: "Mein
geliebter Mann, mein guter Bruder, Schwiegersohn, unser Schwager, Onkel
und Neffe Sieger Schwarz (früher Billigheim, Pfalz) ist nach
kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 53 Jahren von uns gegangen. In
tiefer Trauer:
Nelly Schwarz geb. Rosenberger. Irma Beisinger geb. Schwarz. 7. Juli 1948
- 282 Cabrini Boulevard". |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war eine Betstube vorhanden (18.
Jahrhundert). 1842 wird im Urkataster eine Synagoge in einem Haus
erwähnt, das "vor ungefähr 80 Jahren von Süßmann Rindfuß und Gabriel
Schwarz erkauft" wurde. Möglicherweise wurde daher bereits um 1762
in diesem Haus eine Betsaal eingerichtet. 1844 war der Betsaal dringend
reparaturbedürftig. Die Gemeinde beschloss einen Neubau, da man beim
Abbruch der alten Synagoge feststellte, dass sowohl die Umfassungsmauern als
auch der Dachstuhl "gänzlich verfallen und zum ferneren Bau größtenteils
unbrauchbar waren". Durch die über das Geplante weit umfangreicheren
Baumaßnahmen kam die Gemeinde in finanzielle Schwierigkeiten. Der Gemeinderat
bewilligte einen Zuschuss von 125 Gulden; das Gemeindemitglied Emmanuel Schwarz
stellte eine Spende von 157 Gulden zur Verfügung, sodass das Gebäude
fertiggestellt werden konnte. Beim Synagogengebäude handelte es sich um ein
einfachen Putzbau mit Satteldach.
Mehrfach waren in den folgenden Jahrzehnten größere Reparaturen nötig, u.a.
1876/77, 1883 und 1891. Im zuletzt genannten Jahr wurde eine gründliche
Innenrenovierung vorgenommen. 1861 hatte es 31 Männerplätze und 21
Frankenplätze im Synagogengebäude.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA- und SS-Leute
angezündet und niedergebrannt. Die Brandruine wurde wenig später
abgebrochen.
Nach 1945 wurde das 270 qm große Grundstück im Verlauf des
Restitutionsverfahrens an einen Landwirt und Metzgermeister verkauft. Auf dem
Grundstück wurde ein Parkplatz angelegt. Seit November 1986 befindet sich am
Haus Marktstraße 37 eine Gedenktafel. Der Text lautet: "Hier
stand, bis zu ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten in der Nacht vom
9./10. November 1938, die Synagoge der jüdischen Gemeinde Billigheim. Mit ihrer
Zerstörung und der darauf folgenden Deportierung unserer jüdischen Mitbürger
in die Todeslager, endete jegliches jüdische Leben in unserem Ort. Diese
Gedenktafel soll zur Erinnerung für die Lebenden und zur Mahnung der kommenden
Generation sein."
Adresse/Standort der Synagoge: Marktstraße
39 (frühere Anschrift: Fürststraße Haus Nr. 170)
Fotos
(Fotos: Bernhard Kukatzki, Aufnahmen von Anfang
2012)
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
 | Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 45.178 (mit weiteren Literaturangaben). |
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. (mit weiteren Literaturangaben).
|
 | Bernhard Kukatzki: Die Billigheimer Juden.
Schifferstadt 1993 54 S. Ill.
Diese Publikation ist als gekürzter Beitrag auch in der Ortschronik der
Gemeinde Billigheim-Ingenheim erschienen. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Billigheim Palatinate. Jews
received residence rights in 1710 and numbered 10-13 families in the 1722-68
period. In 1808, the Jewish population was 42 and in 1848 it was 98 (17 families),
including ten merchants and seven artisans. In 1858, it reached a peak of 109
(10 % of the total). Thereafter the Jewish population declined to 62 in 1900 and
35 in 1932. In the 18th century, the community maintained a prayer house, which
was renovated and made into a synagogue in the mid-19th century. A religious
teacher was employed from 1856. The dead were buried in the Ingenheim
Jewish cemetery. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue
was set on fire and Jewish men were arrested. The Jewish population dropped to
23 in 1936 and 16 in 1938. The last five were deported to the Gurs concentration
camp on 22 October 1940. Fourteen Jews perished in the Holocaust, including four
in Gurs and nine in Auschwitz.

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