In Bad Neuenahr (1875 aus den Orten Beul, Hemmessen und
Wadenheim gebildet) bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Erstmals lebten im
16. Jahrhundert in Wadenheim Juden: 1618 wird hier eine Wiese
"längs der Judengasse" genannt; 1654 ist von einem Weingarten
"hinter der Judengass" die Rede. Bis 1629 soll "Hirz der
Jud" in Wadenheim gewohnt haben. Seit 1672 lebte Jonas Schay, Sohn von Jud
Aaron (Hemessen) in Wadenheim. Er war bis 1699 als Weinhändler in Wadenheim
ansässig. Einige Jahre wohnte auch sein Vater Aaron bei ihm.
Im 18. Jahrhundert konnten sich im unmittelbar benachbarten Heimersheim
einige jüdische Personen niederlassen. 1808 waren es 15 jüdische Einwohner,
1858 37. Sie bildeten zunächst keine eigene Gemeinde, sondern besuchten die
Gottesdienste in Sinzig (1843 genannt).
Spätestens um 1848 wurde ein Raum in einem Heimersheimer Gasthof als kleiner
Betsaal hergerichtet.
Erst nach 1860 zog eine jüdische Familie in Wadenheim zu (Familie
Gottfried Borg). Nachdem in dem 1875 gebildeten Neuenahr mehrere jüdische
Familien zuzogen, darunter auch welche aus Heimersheim, wurde 1895 behördlicherseits
eine Synagogengemeinde Neuenahr gegründet. Diese Gemeinde umfasste die bisher in
Wadenheim und Heimersheim lebenden jüdischen Personen (1895 in Neuenahr 44, in
Heimersheim 13 jüdische Einwohner). Das gemeindliche Leben war in den
folgenden Jahrzehnten stark von der Situation des aufstrebenden Kurortes
bestimmt. Um 1900
wurden mehrere Hotels und Sanatorien mit jüdischen Besitzern und Ärzten
gegründet. Dadurch kamen in den folgenden Jahren zahlreiche jüdische Kurgäste
aus ganz Deutschland und dem Ausland zum Kuraufenthalt nach Bad
Neuenahr.
Im
Mai 1910 wurde in der Stadt ein Israelitisches Krankenheim für
unbemittelte israelitische Kranke eröffnet.
Ein 1898 gegründeter Verein hatte zu dieser Einrichtung die Gelder gesammelt.
Da durch die vorhandenen jüdischen Hotels und sonstige Einrichtungen zahlreiche
jüdische Kurgäste aus ganz Deutschland und dem Ausland zum Kuraufenthalte nach
Bad Neuenahr kamen, wurde der Ort alsbald Zielscheibe antisemitischer Propaganda,
wie aus einem Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
24. August 1906 hervorgeht:
"Neuenahr, 7. August (1906). Die 'Deutsche Hochwacht'
ist eines der verlogensten antisemitischen Blätter. Unterm 14. Juli brachte sie
folgende Notiz: 'Bad Neuenahr (Rheinland). hier haben die zahlreichen jüdischen
Kurgäste die Frechheit gehabt, von der Badedirektion zu verlangen, sie solle
den Choral, mit dem die Kurkapelle morgens das Konzert beginnt (Ein' feste Burg')
fortfallen lassen. Die Direktion hat aber geantwortet, die 'Herrschaften'
könnten ja während des Chorals den Kurort verlassen. In jener erzkatholischen
Gegend, wo man so viele dicke Schwarzröcke sieht, die dünner werden wollen,
hätten diese doch noch eher Anlass, das Lutherlied zu beanstanden; sie tun es
aber nicht. Der Jud' bringt eben alles fertig; und mit Juden ist Bad Neuenahr
gesegnet, sogar mit zahlreichen russischen Juden - also ganz modern.' Soweit das
antisemitische Blatt. Auf spezielle Anfrage stellt sich nun heraus, dass die
ganze Geschichte ein echt antisemitisches Wahrheitsstückchen ist. Die Auskunft
aus Neuenahr lautet nämlich: 'Die Mitteilung der 'Deutschen Hochwacht' ist
frei erfunden. Ich legte dieselbe dem Herrn Kurdirektor Rütten vor. Derselbe
erklärte mir, dass niemals, weder jetzt, noch jemals früher - der Herr ist
seit 1893 hier - ein derartiges Ansinnen an ihn gestellt worden sei, noch dass
man sich mit etwas Ähnlichem jemals an die Direktion gewandt habe.' -
Dass die 'Deutsche Hochwacht' nunmehr der Wahrheit die Ehre geben wird, ist kaum
anzunehmen."
Von den 24 im Jahre 1911 in Neuenahr niedergelassenen
Ärzten
waren sechs, d. h. ein Viertel, jüdische Ärzte, deren Namen sich auch in der
Kultussteuer-Umlagerolle der Synagogengemeinde Neuenahr für 1909 finden:
Dr. Josef Weidenbaum, Dr. Berthold Wendriner, Dr. Albert Goldberg, Dr. Karl
Mosheim, Dr. Ernst Rosenberg und Zahnarzt Julius Dresel. Nicht erwähnt ist in
dieser Umlagerolle für 1909 Sanitätsrat Dr. Friedrich Bluth, der in Neuenahr
ein "Sanatorium für Zuckerkranke" betrieb. Dr. Bluth, ursprünglich
Jude, war bereits Anfang des Jahrhunderts zum evangelischen Glauben
übergetreten, wurde deswegen im Neuenahrer Kurangebot für 1936 neben Dr.
Rosenberg und einem Dr. Simon in der besonderen Rubrik "Nichtarische
Ärzte" aufgeführt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Max Gottschalk
(geb. 7.5.1893 in Dedenbach - Ahrweiler, gef. 15.7.1916), Gefreiter Joseph Voss
(geb. 16.6.1885 in Neuenahr, gef. 2.7.1917), David Voss (geb. 22.6.1875 in
Embken, gef. 30.7.1917).
Um 1925, als etwa 65 Personen der
Synagogengemeinde in Neuenahr angehörten (1,3 % der Gesamteinwohnerschaft von
ca. 5.000 Personen), gehörten dem Synagogenvorstand an die Herren M. Gottschalk
(Heimersheim), M. Voos, H. Wolff, L. Wolff und A. Borg. Damals gehörten auch
die in Heimersheim noch lebenden sieben jüdischen Einwohner zur Gemeinde in
Neuenahr (1932: 10 Personen). 1932 gehörten dem Gemeindevorstand an: Chemiker
R. Wolff, Dr. M. Goldberg und M. Voos. Rabbiner Dr. B. Wolf aus Köln hatte die
religiöse Betreuung der Gemeinde übernommen. Als Lehrer und Kantor wirkte M.
Silbermann. Er erteilte den im Schuljahr 1932/33 12 schulpflichtigen jüdischen
Kindern Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen ist bereits der
Verein Israelitisches Krankenheim genannt worden. Auch ein "Jüdischer
Jugendbund" tat sich durch ein vielfältiges kulturelles Programm
hervor (vgl. unten Veranstaltungen).
1933 lebten 96 jüdische Personen in Bad Neuenahr. Nach 1933 trafen die
antijüdischen Maßnahmen die in Bad Neuenahr lebenden und beruflich tätigen
Personen in voller Härte. Viele waren auf Grund der wirtschaftlich sich schnell
verschlechternden Situation alsbald zur Auswanderung gezwungen. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge geschändet und in Brand gesetzt (s.u.).
Von den in
Bad Neuenahr und Heimersheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Louis Bär (geb. ?),
Thekla Bär geb. Vos (1878), Sofia Blumenthal geb. Wollheim
(1868), Hedwig Bluth geb. Guttmann (1860), Berta Borg (1898), Elisabeth Borg
geb. Wachenheimer (geb. ?), Gustav Borg (1887), Henriette Borg geb. Rath (1851),
Leopold Borg (1862), Leonie Cahn
geb. Fribourg (1874), Albert Elkan (1884), Helga Elkan (1924), Sophie Elkan geb.
Herz (1884), Armin Epstein (1930), Benjamin Epstein (1879), Elsa Epstein geb.
Burg (1892), Josef Freund (1869), Hermann Friesem (1916), Jeanette Friesem geb. Vos (1884),
Lieselotte Friesem (1930), Leo Fultheim
(1879), Rosa Fultheim geb. Simon (1889 oder 1890), Jenny Goldberg geb. Schiff
(1888), Sally Goldberg (1872), Auguste Gottschalk geb. Möller (geb. ?), Ernst
Gottschalk (1906), Eva Hausmann (1916), Olga Heilbronner geb. Scheuer (1884), Meta Horn geb. Steinberg (1886),
Elsa Huth geb. Blach (1879), Alfred Kahn (1891), Alfred
Kahn (1924), Klara (Caroline) Kahn geb. Bock (1887), Ilse Kahn (1924), Salomon Kahn (1883), Willy Kahn (1893), Elisabeth Langstadt geb.
Borg (1904), Regina Lichtendorf geb.
Kahn (1879), Elfriede Menkel (1882), Rosalie Menkel (1878), Otto Meyer (1898),
Rosa Passmann (1918), Iwan Ludwig Roseboom (1902), Berta Salomon geb. Gerson (1870),
Wilhelmine Sanders geb. Borg (1870), Erna Schwarz geb. Hartmann (1906), Berta Voss geb.
Leiser (1876), Max Voss (1876), Anita Wolff (1924), Cäcilie (Cilly) Wolff
(1899), Kurt Simon Wolff (1928), Sven Wolff (1920),
Ludwig Wollheim (1871), Henriette Zilversmit geb. Lion (1902), Karl (Carl)
Zilversmit (1888).
Am 19. April 2012 wurden in Bad Neuenahr 30
"Stolpersteine" an acht Stellen in der Stadt zur Erinnerung an
jüdische Opfer der NS-Zeit verlegt. Weitere 12 "Stolpersteine" wurden
am 10. April 2013 in Bad Neuenahr und Heimersheim verlegt. Am 12.
November 2014 wurden in Ahrweiler 20 Stolpersteine verlegt, im Frühjahr 2015
weitere 10 "Stolpersteine". Siehe Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bad_Neuenahr-Ahrweiler.
In Heimersheim sind "Stolpersteine" vor dem Haus Bachstraße
41 worden. In diesem Haus lebten Salomon und Klara Kahn mit ihren drei Kindern
Hugo, Bella und Ilse. Hugo und Ilse konnten noch vor 1938 in die USA emigrieren.
1942 wurde das Ehepaar Kahn mit der damals 18-jährigen Tochter Ilse deportiert.
Sie wurden für tot erklärt (zum Diebstahl eines der "Stolpersteine"
durch einen "Souvenirjäger" wenige Tage nach der Verlegung siehe
Pressebericht unten).
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. September 1898:
"Neuenahr, im September. Der Verein zur Gründung eines
israelitischen Krankenheims in Bad Neuenahr für unbemittelte
Glaubensgenossen sendet uns die nachfolgenden Mitteilungen: von jeher
wurde es als eine der höchsten und schönsten Pflichten innerhalb unserer
jüdischen Glaubensgenossenschaft betrachtet, überall da, wo sich der
Begüterte vermöge seines Besitzes das Leben angenehm zu gestalten in der
Lage war, auch des Minderbegüterten zu gedenken und sein redlich Teil
dazu beizutragen, diesem den Kampf ums Dasein möglichst zu erleichtern.
Wir freuen uns, dass die derart geübte Humanität immer weitere
Fortschritte macht, und dass in neuerer Zeit immer mehr Institutionen
gegründet werden, welche sich die Fürsorge für Arme und Gebrechliche,
die Wiederherstellung Kranker und Schwacher angelegen sein lassen. Der
stattlichen Anzahl segensreich wirkender israelitischer Heimstätten in
deutschen Bädern soll eine neue angereiht werden: ein israelitisches
Krankenheim für unbemittelte Glaubensgenossen in Bad Neuenahr. Im Anfang
des Juli dieses Jahres befanden sich in genanntem Badeort einige unserer
Glaubensgenossen, um sich von den Strapazen des täglichen geschäftlichen
Lebens zu erholen; wie oftmals im Leben, brachte eine gemeinsame Idee auch
diese Herren einander näher, sie nahm greifbare Gestalt an, und in
Besprechungen und eingehenden Beratungen wurde die Ausführung des
geplanten Unternehmens beschlossen. Am 11. Juli dieses Jahres traten in
Meyers Hotel in Bad Neuenahr die Herren Raphael Ettlinger aus Frankfurt am
Main, Albert Krämer aus Mannheim, Bernhard Beermann aus Wörstadt bei
Mainz, Benjamin Marxheimer aus Wiesbaden und Leopold Fries auf Hamburg zu
einem provisorischen Komitee zusammen. Aus eigener Anschauung sowohl wie
auch auf Grund an sich selbst erfahrener günstiger Resultate bezeichneten
die Herren die Heilquellen von Bad Neuenahr als vorzüglich geeignet zur
Heilung von Zucker- und damit verwandten Krankheiten und beschlossen in
Anbetracht dessen, dass dem Bedürftigen unter unseren Glaubensgenossen
der Gebrauch dieser Quellen bislang versagt ist, sofort ans Werk zu gehen
und Mittel herbeizuschaffen zur Gründung eines Krankenheims. Eine unter
den in Neuenahr anwesenden Glaubensgenossen vorgenommene Sammlung ergab
den ansehnlichen Betrag von 1.168 Mark. Am 18. Juli veranstaltete das
Komitee ein Konzert. Die von allen Seiten dem edlen Unternehmen gewährte
Unterstützung ermöglichte es, dass die ansehnliche Einnahme von 440 Mark
erzielt wurde. In liebenswürdigster Weise hatte die Badedirektion den
Kursaal gratis zur Verfügung gestellt, während namhafte Künstler und
Künstlerinnen ihre Mitwirkung bei dem zu humanem Zweck veranstalteten
Konzert nicht versagten. In einer am 19. stattgefundenen Sitzung wurde
alsdann der 'Verein zur Gründung eines israelitischen Krankenheims in Bad
Neuenahr für unbemittelte Glaubensgenossen' ins Leben gerufen und in den
Vorstand folgende Herren gewählt: Raphael Ettlinger - Frankfurt am Main,
Moritz David - Bonn, Dr. S. Weidenbaum - Neuenahr, Bernhard Beermann -
Wörstadt bei Mainz, Leopold Fries - Hamburg, Benjamin Marxheimer -
Wiesbaden, Albert Krämer - Mannheim, Moritz Friede jr. - Köln, A. Bähr
- Ahrweiler. Inzwischen sind die Mittel des Vereins durch weitere
Sammlungen auf mehr als 2.000 Mark angewachsen. Soll aber der Verein seine
hohe Aufgabe in nicht allzu ferner Zeit erfüllen, wozu nicht unerhebliche
Beträge erforderlich sind, so muss an die Opferwilligkeit weiterer Kreise
appelliert werden. Wir unsererseits hoffen, durch diese Zeilen dazu
beitragen zu können, dass aus unserem geschätzten Leserkreise dem Verein
zahlreiche Beiträge zufließen, zu deren Entgegennahme sowie zur
Auskunftserteilung jeder der oben genannten Herren gern bereit ist."
Ein fast
gleichlautender Artikel erschien in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 29. August 1898
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. April 1899:
"Bad Neuenahr. Letzten Sommer berichteten wir von der Vereinigung
mehrerer Herren zur Gründung des Vereins Israelitisches Krankenheim am
hiesigen Platze mit dem Zwecke, armen Israeliten, welche eines
Kurgebrauchs in Bad Neuenahr bedürfen, freie Verpflegung und Unterkunft
zu gewähren. Heute können wir unseren Lesern schon mitteilen, dass das
Streben dieser Männer von schönstem Erfolge gekrönt ist. Wie sich aus
der am dritten dieses Monats in Ems abgehaltenen Vorstandssitzung zeigte,
hat der Verein bereits eine stattliche Anzahl Mitglieder und ist in
der Lage, schon in diesem Jahre an seine edle Aufgabe heranzutreten.
Dementsprechend beschloss der Vorstand und genehmigte einen Vertrag mit
Fräulein H. Wolff in Bad Neuenahr, welche den Pfleglingen Unterkunft und
Verpflegung gewähren wird. Der Name dieser Dame bürgt für streng
rituelle und kurgemäße Küche und werden die Kranken bei ihr bestens
aufgehoben sein. Für ärztliche Behandlung ist auch bestens gesorgt,
indem der dem Vorstande des Vereins angehörende Arzt, Dr. Weidenbaum,
bereitwilligst dieselbe zu übernehmen versprochen hat. Leider wird der
Verein fürs Erste nicht allen Ansprüchen gerecht werden können, da es
vor der Hand nur möglich ist, Kranke in beschränkter Anzahl aufzunehmen.
Doch wird sich dieses hoffentlich bald günstiger gestaltet und der Verein
in der Lage sein, ein eigenes Heim zu schaffen, wozu bereits durch Anlage
eines Reservefonds der Grundstock gelegt ist.
So wird dann wieder ein neues Denkmal wahrer jüdischer Nächstenliebe
entstehen zum Frommen unglücklichen Brüder und Schwestern und zur Ehre
aller Derer, welche mit an demselben gewirkt haben."
2.
Rechenschaftsbericht des Vereins Israelitisches Krankenheim (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1901: "Neuenahr.
Nach dem Rechenschaftsbericht des Vereins 'Israelitisches Krankenheim'
hier für die Jahre 1899 und 1900 betrugen am 22. November 1899 die
Bruttoeinnahmen Mark 4.908,83, bei einem Bestand von 94 Mitgliedern,
welche an Beiträgen Mark 746,45 geleistet hatten. Im Sommer 1899 konnten
8 Patienten: 6 Frauen und 2 Männer, an 180 Pflegetagen verpflegt werden,
mit einem Kostenaufwand von Mark 862,45, im Sommer 1900 12 Patienten: 5
Frauen und 7 Männer, mit einem Gesamtkostenaufwand von Mark
1.156.85."
Anzeige des
Vereins Israelitisches Krankenheim Bad Neuenahr (1904)
Anzeige
in der Anzeige "Der Israelit" vom 10. März 1904: "Verein
'Israelitisches Krankenheim' bad Neuenahr.
Unbemittelte Israeliten, welche in Folge Magen-, Darmkrankheit oder
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen eine Badekur bedürfen, wollen
sich bei dem Schriftführer unseres Vereins, Herrn Dr. med. Weidenbaum
in Bad Neuenahr schriftlich melden.
Der Vorsitzende: Raphael Ettlinger, Frankfurt am Main."
Generalversammlung
des Vereins Israelitisches Krankenheim Bad Neuenahr (1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März
1905: "Bonn. Am 19. dieses Monats tagte hier die
Generalversammlung des Vereins Israelitisches Krankenheim Bad Neuenahr.
Dem Berichte des Vorstandes ist zu entnehmen, dass im Jahre 1903 an
insgesamt 529 Verpflegungstagen 25 Personen und im Jahre 1904 an 610
Verpflegungstagen 30 Personen statutengemäß vollständig freier
Verpflegung und unentgeltliche ärztliche Behandlung gewährt wurde.
leider sind die Mitgliedsbeiträge und die Geschenke im letzten Jahre
wesentlich zurückgeblieben; der Eingang an Mitgliedsbeiträgen (Mark
1212) und Geschenke Mark 2938) betrug nämlich im Jahre 1902/03 in Summa
Mark 4150, dagegen 1903(04 nur Mark 2386 (Mark 1107 und Mark 1274). Trotz
dieses ungünstigen Abschlusses will der Vorstand (Vorsitzender: Raphael
Ettlinger, Frankfurt am Main) diesen Sommer wieder der gleichen Anzahl
Kranken wie im verflossenen Jahre die Wohltaten des Vereines zuteil werden
lassen.
Wir legen den Verein der Wohltätigkeit des Publikums dringend ans
Herz."
Anzeige
des Vereins Israelitisches Krankenheim Bad Neuenahr (1905)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März
1905: "Verein 'Israelitisches Krankenheim' Bad Neuenahr.
Unbemittelte Israeliten, welche infolge Magen-, Darmkrankheit oder
Stoffwechsel und Ernährungsstörungen eine Badekur bedürfen, wollen sich
bei dem Schriftführer unseres Vereins, Herrn Dr. med. Weidenbaum in Bad
Neuenahr, schriftlich melden.
Der Vorsitzende Raphael Ettlinger, Frankfurt am Main."
3.
Rechenschaftsbericht des Vereins Israelitisches Krankenheim Bad Neuenahr
(1905)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. April 1905: "Neuenahr, 18. April (1905). Der
dritte Rechenschaftsbericht des Vereins 'Israelitisches Krankenheim in
Bad Neuenahr' für die Jahre 1903/04 bringt die Kunde, dass dem Verein
die nötigen Mittel noch nicht zur Verfügung stehen, um für die
Patienten ein eigenes Heim zu mieten, noch weniger ein eigenes Haus zu
gründen. Die bisher aufgenommenen Kunden mussten in Privatpflege
untergebracht werden. Im Jahre 1903 fanden 25 Personen, 1904 30
Personen Aufnahme, deren statutengemäß vollständig freie Verpflegung
und unentgeltliche ärztliche Behandlung gewährt wurde. Die Erfolge bei
den Kranken waren im ersten Berichtsjahre nach dem ärztlichen Bericht so
gute, wie sie nur erreicht werden, wenn mit der Anwendung der Kurmittel
eine streng diätische gute Pflegung sich vereinigt. Dagegen wurden im
Jahre 1904 nicht in allen Fällen der gewünschte Erfolg erreicht. Die
Zahl der Verpflegungstage betrug in beiden Berichtsjahren insgesamt 1139.-
Der Kassenabschluss pro 1903 balancierte in Einnahmen und Ausgaben mit
7654,94 Mark, der Kassenabschluss pro 1904 mit 7024,67 Mark. Auf der
letzten Generalversammlung, die am 19. dieses Monats in Bonn stattfand,
wurde erfreulicher Weise beschlossen, trotz des schlechten
Kassenabschlusses diesen Sommer wieder der gleichen Anzahl Kranker, wie im
verflossenen Jahre, die Wohltaten des Vereins zuteil werden zu
lassen."
4.
Rechenschaftsbericht des Vereins Israelitisches Krankenheim Bad Neuenahr
(1907)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April
1907: "Frankfurt am Main. Der 4. Rechenschaftsbericht des Vereines
Israelitisches Krankenheim Bad Neuenahr (Vorsitzender: Raphael
Ettlinger, Frankfurt am Main) zeigt, dass dem Verein von der jüdischen
Wohltätigkeit leider noch nicht das Interesse entgegengebracht wird, das
er beanspruchen darf; denn den Ausgaben von Mark 3.479 (1905) und Mark
3528 (1906) stehen nur Mark 2288 (1905), und Mark 3010 (1906) Einnahmen
gegenüber. Der Verein brachte - ein eigenes Heim steht ihm immer noch
nicht zur Verfügung - (1905) 30 und (1906) 28 Patienten in Privatpflege
unter und gewährte ihnen vollständig freie Verpflegung, ärztliche
Behandlung, Bäder, Kurkosten usw."
Ein
"Agitationskomitee" zur weiteren Realisierung eines
Israelitischen Krankenhauses in Bad Neuenahr wird gebildet
(1907)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27.
Dezember 1907: "Neuenahr, 13. Dezember (1907). Am 17. vorigen
Monats tagte in der Rheinlandloge in Köln am Rhein eine Versammlung, die
sich mit den Bestrebungen des Vereins "Israelitisches Krankenheim in
Bad Neuenahr" beschäftigte. Der Verein besteht seit neun Jahren und
hat sich die Aufgabe gestellt, unbemittelten bedürftigen Israeliten eine
Kur in Neuenahr kostenlos zu gewähren. Der Vorsitzende des Vereins, Herr
Raphael Ettlinger - Frankfurt am Main, leitete die Verhandlungen, und
wurden die Herren Rabbiner Dr. Frank - Köln, Hermann Wahl - Barmen als
Beisitzer, Daniel Wallach - Linz am Rhein als Schriftführer ernannt. Herr
Rechtsanwalt Ludwig Cahen I. - Köln erklärt, der heutigen Versammlung
nur zur Berichterstattung an die Großloge der U.O.B.B. in Berlin ohne
Stimmabgabe beizuwohnen. Zunächst berichtete Herr R. Ettlinger über die
bisherige Tätigkeit des Vereins. Dann wies Dr. med. Weidenbaum - Neuenahr
vom ärztlichen Standpunkte die Notwendigkeit einer Kuranstalt für
unbemittelte Israeliten in Neuenahr nach. Diese Überlegungen wurden
bestätigt und ergänzt von Herrn Dr. med. Lichtenstein - Neuwied. Nach
Beantwortung einiger zur Orientierung von dem Vertreter der Großloge
gestellten Fragen durch die Vorredner beteiligten sich an der recht
anregend verlaufenen Diskussion noch die Herren Geheimer Kommerzienrat
Coppel - Solingen, Rabbiner Dr. Frank - Köln, Herz Hirschland - Münster
i.W., Jonas - Mönchengladbach, Rabbiner Dr. Kalischer - Bonn, Oberrabbiner
Dr. Levy - Krefeld, M. Stern - Rheydt, Hermann Wahl - Barmen. Einmütig
stimmten alle Redner darin überein, dass die Bestrebungen des Vereins
'Israelitisches Krankenheim in Bad Neuenahr' tatkräftigst gefördert
werden müssten. Dem entsprechend gab die Versammlung einstimmig in
folgender Resolution Ausdruck: "In der Überzeugung, dass für
unbemittelte Israeliten in Bad Neuenahr ein eigenes Heim notwendig ist,
muss auch fernerhin mit allen Kräften an der Beschaffung weiterer Mittel
für den bereits bestehenden Baufonds des Krankenheims gearbeitet werden.
Durch die Entfaltung einer energischen Propaganda zu diesem Zwecke sei
eine rege Werbung neuer Mitglieder damit zu verbinden, und soll zunächst
zur Unterbringung der durch den Verein aufgenommenen Kranken statt der
bisherigen Privatpflege ein Haus als Heim gemietet werden.' Es wurde
hierauf ein Agitationskomitee gebildet, und erklärten sich sämtliche
Herren bereit, ihre Dienste dem Verein zu widmen; vorerst sind
Mitgliederanmeldungen, Beiträge oder Geschenke an die Herren Raphael
Ettlinger in Frankfurt am Main, Rabbiner Dr. Frank - Köln am Rhein,
Hermann Wahl in Barmen zu richten."
Anzeigen des
"Vereins 'Israelitisches Krankenheim Bad Neuenahr" (1908 / 1910)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. April 1908:
"Verein 'Israelitisches Krankenheim' Bad Neuenahr.
Aufnahme-Gesuche von unbemittelten israelitischen Kranken sind bis
spätestens Ende April dieses Jahres an den Unterzeichneten einzureichen.
Ärztliches Attest sowie Bedürftigkeitsnachweis sind beizufügen.
Der Vorstand des Vereins 'Israelitisches Krankenheim' Neuenahr. Raphael
Ettlinger, Frankfurt a.M., Friedberger Anlage 1,I."
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. April 1910:
"Verein 'Israelitisches Krankenheim' Bad Neuenahr. Gesuche um
Aufnahme unbemittelter Israeliten (beiderlei Geschlechts), für welche
eine Badekur in Neuenahr ärztlicherseits als dringend notwendig und
geeignet empfohlen wird, sind unter Beifügung eines ärztlichen Attestes,
sowie genügenden Bedürfnisnachweisen bis spätestens den 25. April
dieses Jahres zu richten an den Vorsitzenden. Kommerzienrat H. Wahl in
Barmen."
Einweihung
des neuen Israelitischen Krankenheims in Bad Neuenahr (1910)
Von der Einweihung liegt ein Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. Mai 1910 vor: "Bad Neuenahr, 22. Mai (1910). Am zweiten
Pfingsttage fand unter großer Beteiligung die Einweihung des neuen
Israelitischen Krankenheims in Bad Neuenahr statt. Der vorstand des Vereins und
viele Mitglieder desselben hatten sich eingefunden. Außerdem waren der
Bürgermeister von Neuenahr, Herr Faulhaber, sowie der Kurdirektor, Herr
Rüttner, zu der Feier erschienen; viele Kurgäste, Herren und Damen wohnten
derselben bei. Der Vorsitzende des Vorstandes, Herr Kommerzienrat H. Wahl aus
Barmen eröffnete die Feier mit einer Begrüßung der Vertreter der Behörde,
der Kurverwaltung und der übrigen Gäste, erstattete dann Bericht über Gründung
und Entwicklung des Vereins bis zum heutigen Tage und empfahl die Anstalt dem
Wohlwollen der Öffentlichkeit. Der Arzt des Vereins, Herr Dr. Weidenbaum aus
Neuenahr, gab einen statistischen Bericht über die bisher - in den elf Jahren
seit Bestehen des Vereins - verpflegten und behandelten Kranken und erläuterte
die Grundsätze, nach denen bei Aufnahme und Behandlung derselben verfahren
wird. Herr Rabbiner Dr. Frank - Köln hielt die Weiherede, in der er über
Krankenpflege im Judentum und über die Entstehung der Krankenhäuser bei den
Juden sprach. Die gehaltvolle, ergreifende Rede schloss er, indem er den Segen
Gottes für die Anstalt erflehte. Herr Bürgermeister Faulhaber sprach in
durchaus wohlwollender Weise über die Anstalt und versprach, das Werk in jeder
Weise zu fördern. In gleicher Art gab Herr Kurdirektor Rüttner seinem
Wohlwollen Ausdruck mit der Versicherung des Entgegenkommens, welches er bis
jetzt den Bestrebungen des Vereins entgegengebracht habe, auch fernerhin
möglichst zu betätigen. Die Feier ließ bei allen Teilnehmern einen erhebenden
Eindruck zurück.
Identischer
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Mai
1910
Weitgehend
identischer Artikel im "Frankfurter Israelitischen
Familienblatt" vom 20. Mai 1910
Sitzung
des Vorstandes des "Israelitischen Krankenheims in Bad Neuenahr"
(1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. Mai 1911: "Köln, 18. Mai (1911). Am 21. vorigen
Monats trat im 'Hotel Berlin' zu Köln der Vorstand des 'Israelitischen
Krankenheims in Bad Neuenahr' zu einer Sitzung zusammen. Dieselbe
wurde von dem Vorsitzenden, Herrn Kommerzienrat Wahl aus Barmen, geleitet.
Anwesend waren ferner die Herren: Rabbiner Dr. Frank - Köln, Rabbiner Dr.
Kalischer - Bonn, Abraham Bär - Ahrweiler, S. Meyer - Frankfurt am Main
und Dr. med. Weidenbaum - Neuenahr. Die Bestrebungen des Israelitischen
Krankenheims in Bad Neuenahr sprechen in dem Grad für sich selber, dass
sie großer Befürwortung nicht bedürfen. Doch sei es gestattet, kurz die
Aufgabe zu zeichnen. Es ist bekannt, das das Heer der
Stoffwechselkrankheiten (wie Zuckerharnruhr, Gicht, Nierenleiden usw.)
gerade unsere Glaubensgenossen in erschreckender Weise befehdet. Ausgehend
von der Tatsache, dass diese Erkrankungen, sich selbst überlassen,
unaufhaltsam Siechtum und Verfall herbeiführen, bei geeigneten Maßnahmen
dagegen, die davon Befallenen, wenn nicht immer wieder gesund, so doch
für viele Jahre arbeits- und erwerbsfähig werden können, hat unser
Verein sich die Aufgabe gestellt, unbemittelte Glaubensgenossen, die mit
einem derartigen Leiden behaftet sind, vor dem physischen, ihre Familien
vor dem materiellen und sozialen Untergang zu bewahren. Zu diesem Zweck
gewährt der Verein, den dessen Bedürftigen unentgeltlich Kur und
rituelle Verpflegung in Bad Neuenahr, woselbst sich die einzige alkalische
Therme Deutschlands befindet, weithin die beste Aussicht auf erfolgreiche Behandlung
jener Leiden besteht. Seit dem vorigen Jahr hat der Verein in einem von
ihm zu seinen Zwecken gemieteten Hause seine Aufgaben unmittelbar in
Angriff genommen und die Leitung in die vertrauenswerten Hände der
vorzüglich bewährten Oberschwester Sophie Meyer niedergelegt, die der
Frankfurter Schwesternverein uns in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt
hat. Die Kranken werden dort genau nach der Anordnung des Arztes behandelt
und rituell verpflegt. Sämtliche Pflegebefohlenen hatten allen Grund mit
dem Erfolg der Kur zufrieden zu sein. Welche Wohltat ist größer als die,
welche der Armut und der Krankheit zugleich erwiesen wird! Diese in immer
weitere Kreise gedrungene Erkenntnis hat denn auch bewirkt, dass immer
reichlichere Unterstützungen unserem Verein zuflossen. Dennoch genügen
sie noch nicht, um allen den bedeutenden Anforderungen, die an uns
herantreten, gerecht zu werden. Immerhin konnten im vergangenen Jahr 40
Prozent der Bewerber die Wohltaten des Vereins genießen. In dieser Saison
sollen nach Beschluss des Vorstandes in der anfangs erwähnten Sitzung 60
Gesuche berücksichtigt werden. Es darf die mit Recht gefeierte jüdische
Wohltätigkeit auf diesem hervorragenden Gebiete sozialen Schaffens so
wenig wie anderswo hinter den anderen Glaubensbekenntnissen zurückstehen.
Möge unsere Bitte um noch nachhaltigere Unterstützung vor allem die
Herzen unserer begüterten Brüder und Schwestern rühren! Gewähret uns großherzig
Mitgliederbeiträge, Zuwendungen für die Einrichtung des Heims,
Zeichnungen für den Baufonds. Edle Spenden nimmt der Rendant Herr A. Bär
in Ahrweiler gegen Quittung entgegen. Für jede Unterstützung dankbar,
erflehen wir Gottes Segen für alle, die, indem sie unseren Armen und
Kranken beistehen, doppelte Wohltaten üben."
Weiteres
Engagement des Vereins "Israelitisches Krankenheim, Bad
Neuenahr" (1918)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Mai 1918:
"Der Verein 'Israelitisches Krankenheim, Bad Neuenahr' nimmt ab 1.
Juni in diesem Jahre seine Tätigkeit wieder auf. Da die
Lebensmittelverhältnisse in Neuenahr eine Eröffnung des Hauses selbst
unmöglich machen, werden dafür an arme kurbedürftige Israeliten
Zuschüsse erteilt. Bewerbungen mit den erforderlichen Zeugnissen sind an
den Vorstand des Vereins in Neuenahr zu richten."
Vorstandssitzung des Vereins "Israelitisches
Krankenheim Neuenahr" (1920)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. August 1920:
"In Bad Neuenahr fand kürzlich eine Vorstandssitzung des Vereins
'Israelitisches Krankenheim, Neuenahr' statt. Seitens des Vorsitzenden,
Herrn Simon (Köln), wurde berichtet, dass die Ansicht infolge des
Krieges dieses Jahr ihre Tätigkeit nicht aufnehmen könne, indes sollen
Erholungsbedürftigen 500 Mark zu den Kosten beigesteuert werden. Um ein
Eigenheim errichten zu können, benötigt man zirka 500.000 Mark, die man
glaubt, durch milde Gaben und Stiftungen im Laufe dieses Jahres
zusammenzubringen. In den Vorstand neu gewählt wurde Herr Fabrikant J. Borg
(Bingen am Rhein)."
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11.
September 1903: "Neuenahr, 26. August (1903). Morgen
geh' ich fort von hier und muss Abschied nehmen. Rien ne va plus que le
temps (Nichts geht mehr, als die Zeit). Ich hätte nicht geglaubt,
dass es möglich wäre, an einem kleinen Platze auch diese Wahrnehmung zu
machen und dennoch ist es so. Ein herrlicher Platz in einer herrlichen
Gegend und ich konnte es nicht begreifen, dass ich nicht schon früher
hierher gekommen bin, um auszuspannen, um Erholung zu schaffen für die
Nerben, für den Geist. Ich habe keinen Anschluss gesucht und dennoch kam
ich nicht zur Arbeit. Im Kurgarten lernte ich u.a. einen Rabbiner Dr. X.
kennen, der mir u.a. sagte: 'Mit der Zerstörung des Tempels habe die
Existenz des jüdischen Volkes aufgehört.' Diesem Herrn möchte ich
schriftlich Antwort geben... Der weitere Beitrag hat keinen Bezug zur jüdischen Geschichte in
Neuenahr und wird daher nicht abgeschrieben. Bei Interesse bitte
Textabbildung anklicken.
Bericht eines jüdischen Kurgastes über Bad Neuenahr (1906)
Artikel im Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 7. September 1906:
"Neuenahr, 3. September (1906). Gestern las ich in Ihrer geschätzten
Zeitung einen Badebericht aus Kissingen, mund sofort kam mir der Gedanke,
du schreibst auch einen solchen aus Neuenahr, dem deutschen Karlsbad, das
von uns Juden wohl am meisten von allen deutschen Bädern frequentiert
wird, da es zur Heilung einer spezifisch jüdischen Krankheit, der Zuckerkrankheit,
in Deutschland einzig und allein in Frage kommt.
Da Neuenahr von Frankfurt und Köln aus leicht zu erreichen ist und die
Heilkraft seiner Wässer bereits weltberühmt geworden, ist der Besuch
dieses Ortes ein bedeutender, und unsere Glaubensgenossen sind zahlreich
vertreten, nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Russland und
anderen Ländern. Allein 4 jüdische Hotels sorgen für das leibliche Wohl
ihrer zahlreichen Besucher und wie ich höre, ist der Bau eines fünften
in Aussicht genommen. Außer den jüdischen Hotels gibt es auch eine
Synagoge, die erst vor wenigen Jahren erbaut ist. Leider hat man dieselbe
in einen abgelegenen, schmutzigen Hof hingebaut. Was die Ursache dafür
war, dass man unter Ausschluss der Öffentlichkeit baute, konnte ich nicht
ergründen, wahrscheinlich hatte Mauschel seine Hand darin.
Jüdische Ärzte sind natürlich massenhaft vorhanden und da muss ich
etwas berichten, was mir am ersten Tage meines Hierseins passierte. Ich
ging mit dem in Zionistenkreisen sehr bekannten Dr. Albert Goldberg ins
Hotel zum Abendessen... (der nachfolgende Abschnitt ist gekürzt, da er
auf persönliche Verhältnisse eingeht)
...
Auf Neuenahr zurückkommend, müsste ich Ihnen eigentlich erzählen, worin
das Badeleben besteht, was die Umgegend bietet, u.a.m. Doch das Wetter ist
zu schön, ich vertrage das lange Sitzen nicht, ich muss hinaus in die
Berge und verweise Ihre Leser auf den letzten Kissinger Badebrief; da ist
alles ausführlich geschildert, was man in einem Badeorte treibt. Also
für heute genug. Dr. Ludwig Goldberg, Heddernheim."
Bericht über den Unterhalt des Krankenheimes
(1913)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10.Januar
1913: "Bad Neuenahr, 3. Januar (1913). Nachdem von Herrn Dr.
Lichtenstein - Bonn in seinem in Nr. 43 des vorigen Jahrganges dieses
Blattes erschienenen Brief über das Krankenheim in Neuenahr der
fachmännische Teil dargestellt wurde, möchte ich mir gestatten, einige
Worte betr. die Unterhaltung der so dringend notwendigen
Wohlfahrtseinrichtung zu bemerken, mit dem Wunsche, dass die wirklich edle
soziale Einrichtung auch in weiteren Kreisen unterstützt werden möge. Es
gibt ja wohl manche gute Sache, für die einzutreten gewiss lebenswert
ist, aber eine schönere und edlere Einrichtung als die in Neuenahr für
arme Kranke ins Leben gerufene existiert im ganzen Deutschen Reiche nicht
zum zweiten Male. Gilt es doch hier in erster Reihe, armen Kranken, die
selbst nicht in der Lage sind, eine Kur zu bezahlen, ihre Gesundheit
zurückzugeben. Der in dem Bericht bereits angeführte Punkt, dass die
Armen gratis aufgenommen werden, verdient nochmals ganz besonders
hervorgehoben und dazu bemerkt zu werden, dass nicht allein eine
Gratisaufnahme stattfindet, sondern den Kranken wird erstens eine Kurkarte
verabreicht, welche zum Besuch des Kurgartens und zur Trinkkur berechtigt,
zweitens Badekarten, drittens ärztliche Behandlung, viertens fachgemäße
Pflege, fünftens vollständige Verpflegung gewährt. Die hierfür
notwendigen enormen Summen müssen durch freiwillige Mitgliederbeiträge
aufgebracht werden. Es ist in dem Bericht des Herrn DR. Lichtenstein
bereits angeführt, dass im letzten Sommer 58 Kranke aufgenommen worden
sind, die bis auf einige als gesund entlassen werden konnten. Ich möchte
deshalb für die gute Sache nochmals eintreten und alle edelgesinnten
Glaubensgenossen bitten, dem Verein israelitisches Krankenheim in Neuenahr
als Mitglied beizutreten und denselben durch Jahresbeiträge zu
unterstützen. Es ist dringend notwendig, dass der Vorstand in seinem
Streben, recht bald ein eigenes Krankenhaus zu errichten, unterstützt
wird, und da Herr Dr. Lichtenstein diesen Punkt in so vornehmer Weise und
nur nebenbei berührt hat, wird hierauf noch ganz besonders hingewiesen.
Jeder, der dazu beiträgt, diese so schöne soziale Einrichtung existenzfähig
zu gestalten, wird eine Genugtuung darin finden, dass er dazu beigetragen
hat, ein Erholungsheim für die Ärmsten der Armen, für kranke
Hilfsbedürftige, geschaffen zu haben, besonders aber alle diejenigen, die
selbst die Neuenahrer Heilquellen benutzt und Gelegenheit gehabt haben, zu
sehen, wie die armen Kranken sich zusehends dort erholen. Meine Bitte geht
nun dahin, dass alle edlen Menschenfreunde, welche diesen Bericht lesen,
nach Kräften dazu beitragen möchten, dass dieses Ziel recht bald
erreicht wird. Jeder Beitrag wird dankbarst entgegengenommen. Als
Mitglieder werden alle diejenigen Aufgenommen, welche dem Verein einen Jahresbeitrag
von mindestens 5 Mark an zuwenden. Die Beiträge können dem
Vorstandsmitgliede und Kassierer Herrn Abraham Bär in Ahrweiler
auf Scheckkonto Nr. 4967 Köln eingesandt werden. Dankbar für alle Zusendungen,
möge jeder nach seinen Verhältnissen geben; die größten und kleinsten
Beiträge sind willkommnen. - Ein Vorstandsmitglied des Vereins
Israelitisches Krankenhaus in Bad Neuenahr".
"Neuenahrer Badebrief" eines kritischen jüdischen Kurgastes (1913) Wichtiger Hinweis: solche Badebriefe enthielten
teilweise bissig-ironische Kommentierungen des Geschehens an den Badeorten bis
hin zu sarkastischer Kritik.
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. September
1913: "Neuenahrer Badebrief. Juden und Bäder. - Neuenahr als
jüdisches Bad. - Jüdische Ärzte und jüdische Patienten. - Rabbiner -
Der 'Judenstaat' in den Bädern. - Typen der Orthodoxie. - Jüdisches
Theater und jüdisches Krankenheim.
Die Juden sind für die Bäder ebenso unentbehrlich geworden wie die
Bäder für die Juden. Wo wäre das Bad, in dem keine russischen Juden
sich aufhalten? All die traurigen Folgen der abnormen Gegenwartslage des
jüdischen Volkes in ihrer vollen Tragik offenbaren sich dem, der um die
'große Saison' in eines der führenden europäischen Heilbäder geht, zu
denen das jüdische Volk alljährlich pilgert wie die katholischen
Wallfahrer nach dem wundertätigen Lourdes. Du beobachtest die 100
Gebrechen am jüdischen Volkskörper, die 1000 an der jüdischen
Psyche.
Neuenahr ist eines der veritablen Heilbäder. Weder Dorf noch Stadt,
besitzt es neben den unumgänglichen Begleiterscheinungen eines modernen
Bades, wie Kurhaus, Badehaus, minderwertigem Kurtheater und dito
Orchester, einem schönen Kurpark, einige stattliche Kirchen, auch eine
baufällige Synagoge, die aus der Zeit der Judenvertreibung stammen muss,
denn sie steht an einem Orte, den man nur aufsuchen möchte, wenn man
hingetrieben wird, ferner mehrere jüdische Restaurationen mit Zubehör,
wie Schochet und mehr oder minder guter Bedienung, und überall gleich
reichlichen Preisen. Außer der nichtjüdischen Bevölkerung und
dreiviertel Minjan einheimischer Juden beherbergt es in der 'Saison'
einige Tausend jüdische und zwei Handvoll nichtjüdischer Kurgäste, 1
jüdischen Arzt, 4 Ärzte jüdischer Nationalität mit ganz oder
halbchristlicher Religion, und 21 nichtjüdische Ärzte, die sich mit der
Behandlung der oben erwähnten Kurgäste nicht gerade kümmerlich
ernähren.
So besitzt Neuenahr um die Sommerzeit einen fast ganz jüdischen
Charakter, und nach der neuen Staatsrechtslehre vom letzten Balkankrieg,
wonach die Stadt der Nationalität zugesprochen werden muss, die den
größten Prozentsatz stellt, ist Bad Neuenahr de facto ein 'jüdisches
Bad', denn die Juden stellen nicht nur rein ethnographisch den größten
Prozentsatz zur Bevölkerung, sondern, was noch bedauerlicher, auch den
größten Prozentsatz an Zucker.
Neuenahr ist nämlich ein Heilbad für oder besser gesagt gegen den
Zucker. Hier liegt die ganze Tragödie unseres Volkes. Selbst jene
Wirtschaftszweige, die uns Juden den Hass und Neid der ganzen 'Kultur'-Welt
eintragen, sind für uns ein zweischneidiges Schwert, und die Nachteile,
welche die Berufe, die hauptsächlich von Juden kultiviert werden, mit
sich bringen, machen sich erschrecklich fühlbar in jenen Krankheiten, zu
denen, wie z.B. Zucker, wir Juden das Hauptkontingent stellen.
In Neuenahr steht Zucker im Mittelpunkt des Interesses. Alles lebt davon.
Dieses wunderbare Nahrungsmittel, das in der Jugend so schmeckt, kann im
Alter so verderblich werden. So sind sie denn zusammengekommen aus allen
Gegenden, um sich hier zu kurieren. Aber eins muss auffallen. Dass sich so
viele jüdische Patienten besondern gerne von getauften Ärzten und
solchen behandeln lassen, die entweder durch Austritt aus dem Judentum
oder durch Heirat mit einer Nichtjüdin mehr oder minder deutlich zum
Ausdruck brachten, dass sie eigentlich mit uns nichts mehr zu tun haben
wollen. Ein Körnchen Berechtigung hat ja dieser Methode.
Muss man nicht Zutrauen haben zu einem Arzte, der am eigenen Leibe eine so
energische 'Heiles'wirkung erfahren hat und sich selbst einer solch
wirksamen Wasserkur unterzog, die das Gebrechen, das schon 4.000 Jahre
alt, mit heilender Kraft jäh abwusch. Oder ist es nicht richtig, zu einem
Arzt jüdischer Abkunft zu gehen, der eine Nichtjüdin aus ... Russland
geheiratet hat, und demnächst wohl seine jüdischen Patienten mit den
Radikalmitteln eines Purischkewitsch und Samislowsky behandeln wird.
O! jüdisches Volk! Rachmonim bne Rachmonim! Wie groß ist Deine
Mildtätigkeit, wenn Du sie offenbarst, indem Du einem 'jüdischen' Arzt
zum Reichtum verhilfst, der aus dem Judentum austrat, weil er keine
jüdische Steuer mehr zahlen will. Aber merkwürdig! Es sind viele, sehr
viele unserer Glaubensbrüder, die gar keinen Anstoß daran nehmen, dass
der eine oder andere über Nacht ein ander Blut geworden, und die zu
unseren Verrätern mehr vertrauen haben als zu unseren Treugebliebenen.
Nun gibt es natürlich eine große Zahl solcher, die einen jüdischen Arzt
bevorzugen.
Und
so trifft sich bei einem zionistischen Arzte eine Auslese aus allen
möglichen Lagern unseres Volkes. Man trifft 'dort Orthodoxe, Liberale,
Zionisten, kurz und gut, alle 'Parteien' vertreten, und wenn man nichts
besseres zu tun hat und Zeit genug zum Plaudern, kann man die besten
Studien machen.
'Noch gut, dass Sie nicht dort geblieben sind', meinte ein
Richtlinien-Rabbiner zu einem Palästinafreunde, der eine Reise nach Erez
Jisrael unternommen hatte. 'Noch gut, dass Sie hier bleiben werden,' gab
jener dieser Zierde des Rabbiner-Standes zurück. Ja, der 'Judenstaat' hat's
vielen noch angetan! Und wenn ich nun auch beginne, gegen den 'Judenstaat'
zu polemisieren, so bitte ich um gütige Nachsicht. Ich meine nämlich
nicht den 'Judenstaat' in Palästina, den wir nach den Verheißungen
unserer heiligen Schrift einmal besitzen werden, sondern den 'Judenstaat!,
den unsere Glaubensbrüder oder vielmehr unsere Glaubensschwestern im
Golus (Diaspora) schon besitzen und besonders in den Bädern zur Schau
tragen. Ein offenes Wort! Es kommt einem Hohn auf die gegenwärtige
unglückliche Lage unseres Volkes nahe, mit solchem Aufputze und
Luxusaufwand zu stolzieren, und diese zufriedenen, satten Mienen mit noch
zufriedeneren Brillanten und Brillantinen sind eine traurige Illustration
zum bitteren Elend der jüdischen Massen. Wahrlich, ein moderner Jesaja
sollte auftreten und unserem Geschlechte eine solche Strafpredigt halten,
wie unseren Vorfahren der große Prophet. Welch ein Unterschied zwischen
diesen Mitjuden und jenem alten Schlage unserer Glaubensbrüder und -Schwestern,
die ihre Brillanten veräußern können, um arme jüdische Mädchen unter
die Haube zu bringen. Wir hatten das Glück, auch eine Vertreterin dieses
Judenadels, der noch nicht ganz ausgestorben ist, kennen zu lernen.
Auch im engen Kreis der noch ungebeugt Treugebliebenen findet man all jene
interessanten Typen wieder und vereinigt, die man sonst nur in den
verschiedenen Ländern einzeln in ihrer Eigenart beobachten kann. Das ist
der deutsche Orthodoxe, der mit aller Gewalt vorbeten will und den
Kiddusch durch den Saal schmettert, dass Dir Hören und Sehen vergeht, der
ungarische Weltmann und Lamdon, der sich viel reservierter verhält; Du
wirst beim Sabbatgebete ungewollter Zuschauer oder besser Zuhörer des
Austrags der großen Differenz zwischen Misnadgim und Chassidim, 'Litwakes'
und 'Peilißer', der eine triumphiert im Schachris, der andere triumphiert
im Mussaf, und Du erhältst beim Toraaufruf den obligaten Mischeberach,
der den Schochet des Hotels imstande hält, seinen heiligen Beruf
auszuüben.
Kurzum, man fühlt sich heimisch und weiß über alles weniger Angenehme
mit dem Gefühl hinwegzusehen, dass es doch alles Äußerungen unseres
Volkslebens sind, die sich eigenartig und immer originell bemerkbar
machen. Füge ich noch hinzu, dass man in Neuenahr fast jede Woche eine
andere 'jüdische' fliegende Theatergesellschaft mit Beifallsfreude
bewundern kann und ein jüdisches Krankenheim mit sehr angemessenen
Einrichtungen modernster Natur von der Größe jüdischer Wohlfahrtspflege
erzählt, so ist das Bild des jüdischen Bades Neuenahr fast vollständig
gezeichnet. K. Perlmutter."
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
14. April 1904:
"Die Kantor- und Religionslehrerstelle
in Bad Neuenahr ist sofort zu besetzen. Der Lehrer ist
verpflichtet, den Religionsunterricht in den Nachbargemeinden Ahrweiler,
RemagenundSinzig
mitzuerteilen. Gehalt 1.500 Mark sowie Nebenverdienste. Staatlich
geprüfte Bewerber wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse
schriftlich melden bei
Abraham Bär, Ahrweiler."
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" 12. Januar 1906:
"Bad Neuenahr. Eine in Neuenahr von Frau Witwe H. Wolf und
Frau Moritz Borg veranstaltete Kollekte mit Aufruf (Sammlung zu Gunsten
der bei den russischen Judenverfolgungen in Not geratenen Familien),
unterzeichnet von den Herren Bürgermeister Faulhaber, Pastor Dr. Zimmer,
Pastor Pliester, Dr. Unschuld, Moritz Borg, ergab den Betrag von 643 Mark,
welcher zur Weiterbeförderung dem Bankhaus Louis David in Bonn übergeben
wurde."
Vortragsabend eines Opernsängers (1920)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1920:
"Bad Neuenahr, 19. August. Auf Einladung des jüdischen Jugendbundes
Neuenahr-Ahrweiler veranstaltete Herr Opernsänger Walter Woog aus Krefeld
am 10. dieses Monats einen Vortragsabend in Bad Neuenahr. Das etwas zu
reichhaltige Programm umfasste neben einer Arie aus Mendelssohns 'Elias'
und Rubinsteins 'Asra' eine Reihe Jargon-hebräischer Lieder, Rezitationen
aus Beer-Hoffmanns 'Jaakobs Traum' und Zweiges 'Jeremias' sowie Gedichte
von Heine, Friedländer, Zuckermann, Böeries von Münchhausen u.a. Das
Bestreben des Herrn Woog, breiteren jüdischen Kreisen 'jüdische Kunst in
Wort und Lied' näher zu bringen ist sehr zu begrüßen. Ein zahlreich
erschienenes Publikum spendete reichen Beifall und nötigte dem Künstler
Zugaben ab. Am Klavier war Herr Manfred Lichtendorf ein verständnisvoller
Begleiter. Der Überschuss aus den Einnahmen des Abends fiel dem Baufonds
des Israelitischen Krankenheims in Bad Neuenahr zu".
Vortrag von Rabbiner Dr. Wolf aus Köln im Jüdischen Jugendbund (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1921: "Neuenahr,
11. März (1921). Am Sonntag, den 6. dieses Monats, sprach Herr Rabbiner
Dr. Wolf, Köln, im jüdischen Jugendbunde über 'Soziale Gesetzgebung im
Judentum'. Die Versammlung konnte Herrn Dr. Wolf den Dank für seine
geistreichen Ausführungen auch diesmal nicht besser beweisen, als durch
den allseitig geäußerten Wunsch, ihn recht bald nochmals als Redner hier
begrüßten zu können."
Chanukkafest des "Jüdischen
Jugendbundes Neuenahr-Ahrweiler" (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1921:
"Neuenahr, 17. Dezember. Der 'Jüdische Jugendbund
Neuenahr-Ahrweiler' feierte am 11. dieses Monats sein diesjähriges
Chanukkafest im Hotel 'Stern' in Neuenahr. Das Fest leitete der Schüler
E. Gottschalk mit Entzünden der Chanukkalichter sehr feierlich ein. Daran
schloss sich die Begrüßung der Gäste in einem gut vorgetragenen, von
Frl. Joh. Gottschalk verfassten Prolog, der die Bedeutung des Abends in
sinnigen Worten schilderte. Alsdann folgten Klavier und Violinvorträge,
die von den Herren M. Lichtendorf und W. Dresel meisterhaft ausgeführt
wurden. Hierauf wechselten in bunter Reihenfolge humoristische Vorträge
ab. Das Fest war sehr gut arrangiert und gebührt dem Vorstand, besonders
den Damen Frl. Joh. Gottschalk und Frl. M. Noos für ihre Mühe viel Dank.
Von Neuenahr und auswärtigen Freunden war das Fest sehr zahlreich besucht
und dürfte es als ein gut gelungenes bezeichnet werden."
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. Juli 1911: "Der Badearzt Dr. Albert Goldberg in
Neuenahr, bisher Oberarzt der Reserve, wurde zum Stabsarzt
ernannt".
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Juli 1911:
"Neuenahr. Dr. Albert Goldberg, der bekannte Badearzt, ist zum Stabsarzt
befördert worden."
Zum Tod von David Gottschalk (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1923: "Bad
Neuenahr, 2. Januar (1923). Unsere Gemeinde hat einen sehr schweren
Verlust zu beklagen. Die sterblichen Überreste des Herrn David Gottschalk
wurden heute zur letzten Ruhe gebettet.
Der Verstorbene war in weiten
Kreisen bekannt, allenthalben lobte man an ihm seine wahrhafte
altjüdische Frömmigkeit, die er während seines ganzen Lebens betätigt
hat, und die er immer hochhielt in einer Umgebung, die sich von der
wahrhaften Jüdischkeit immer entfernte.
Sein Haus war ein echt
jüdisches, und er hat es vermocht, alle seine Kinder zu wackeren Jehudim
zu erziehen.
Es ist selbstverständlich, dass ein Mann solchen Geistes
auch die altjüdische Gastfreundlichkeit pflegte, und gar mancher vom
Glück Gemiedene hat sich an seinem Tisch wohlgefühlt.
Möge des
Verstorbenen Verdienst seiner schwer geprüften Gattin und seinen Kindern
beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1903: "Nach
13-jähriger ärztlicher Tätigkeit in Berlin, praktiziere ich als
Spezialist für Verdauungs- und Zuckerkranke während der Sommer-Saison in
Bad Neuenahr.
Dr. Wilhelm Sternberg, Berlin W. und Bad
Neuenahr."
Anzeige der Weingroßhandlung D. Gottschalk (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar 1921: "Koscher
al pessach.
Selbstgekelterte Rot- und Weissweine.
Referenzen
orthodoxer Rabbiner.
D. Gottschalk, Weingroßhandlung,
Bad Neuenahr."
Heiratsanzeige von Adolf Gottschalk und Else geb. Hecht (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "der Israelit" vom 13. August 1925:
"Statt Karten Adolf Gottschalk - Else Gottschalk geb. Hecht. Vermählte. Bad Neuenahr - Halberstadt. 18. August 1925. 28. Aw 5685.
Trauung: Neuenahr, Villa Regina".
Werbung für das Hotel Meyer (1929 / 1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1929: "Das Hotel
Meyer - Villa Bismarck - liegt in schönster Lage Neuenahrs, etwa 10
Minuten vom Bahnhof entfernt in nächster Nähe der Brunnen und Kuranlagen
und der Sportplätze. Die Verpflegung ist erstklassig, und wird den
Verordnungen der Ärzte in weitgehendstem Maße Rechnung getragen. Von
Pessach ab steht das Haus und Aufsicht des Herrn Rabbiner Dr. Wolf, Köln.
Prospekte gehen jedem auf Wunsch zu."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1937: "Hotel
Meyer - Bad Neuenahr bietet ungestörte, angenehme Feiertage.
Erstklassige Verpflegung, Pensionspreis von Mark 7.- an.
Anmeldungen rechtzeitig erbeten. Tel. 743."
Von der ersten jüdischen Familie, die sich 1860 in Bad Neuenahr
(beziehungsweise damals noch: Wadenheim) niedergelassen hatte - Familie
Gottfried Borg -, wurde noch im selben Jahr das "Hotel Landskron"
(später: "Bergischer Hof") gegründet. In diesem Hotel wurde 1866 ein
Betsaal zur Feier von Gottesdiensten eingerichtet (siehe Anzeige unten vom 12. Juli 1876). Viele der jüdischen
Kurgäste von Bad Neuenahr besuchten jedoch weiterhin die Gottesdienste in Ahrweiler.
In der dortigen ehemaligen Synagoge befindet sich - bis heute - ein Toravorhang von
1882, der von jüdischen Kurgästen gespendet wurde.
Aus Heimersheim wurden nach Schließung des dort seit 1848 (oder kurz
zuvor) eingerichteten Betsaales um 1870 die Torarollen in den Betsaal des Hotels
Landskron gebracht.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli
1876:
"Bad Neuenahr. Koscher Hotel Landskron.
Unterzeichnete empfiehlt den geehrten Kurgästen und Lassenten sein durch
Anbau vergrößertes Hôtel mit 30 komfortabel eingerichteten Zimmern.
Feine Küche. Reelle, aufmerksame Bedienung. Synagoge im Hause.
Bitte um geneigten Zuspruch. G. Borg."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1884: "Bad
Neuenahr. Koscher Hôtel Landskron
erstes israelitisches Hôtel in der Nähe der Brunnen und Bäder, wird
durch seine komfortable Einrichtung, streng koschere und kurgemäße
Küche bei mäßigen Preisen bestens empfohlen. Für Zuckerkrankheit und
Magenleiden extra Zubereitung der Speisen.
Synagoge im Hause.
Eigentümerin Witwe G. Borg."
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1891: "Koscher
Hôtel Landskron Bad Neuenahr. Hôtel I. Ranges. Anerkannt streng
koscher, in der Nähe der Bäder und Anlagen. Restaurant. Pension nach
Übereinkunft. Kurgemäße, streng rituelle Küche. - Portier am Bahnhof.
Besitzer: G. Borg Wwe."
In den 1890er-Jahren wollten - nachdem die jüdischen Gemeindeglieder in
Ahrweiler eine schöne Synagoge hatten eröffnen können - auch die Juden in Bad
Neuenahr eine Synagoge erbauen. 1898/99 konnte man ein geeignetes Grundstück am
der Kreuzstraße für 3.600 Mark erwerben. Nachdem der jüdischen Gemeinde 1901
der bisherige Betsaal gekündigt worden war, beschloss sie den Neubau der
Synagoge. Allerdings war das ausreichende Baukapitel nicht vorhanden. Dennoch
stimmten die Behörden einem Bauantrag zu, da die Vermögensverhältnisse der
Gemeindeglieder als gut eingeschätzt wurden. Das Regierungspräsidium bestand
dennoch auf einem klaren Finanzierungsplan. Nachdem der Neuenahrer Architekt und
Bauunternehmer Heinrich Schmitz der Synagogengemeinde im März 1901 finanziell
entgegenkam und die veranschlagte Bausumme von 6.660 Mark auf 6.000 Mark
reduzierte, waren die Finanzierungsprobleme leichter zu bewältigen. So konnte
innerhalb von wenigen Monaten der Bau der Synagoge durchgeführt werden. Am 1.
August 1901 war der Rohbau fertiggestellt, am Freitag, dem 16. August 1901
konnte die Synagoge mit einem Festzug eingeweiht werden. Die Einweihung erfolgte
durch den Kölner Rabbiner Dr. Ludwig Rosenthal.
Mit dem Bau der Synagoge
wurde begonnen (Mai 1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901: "Neuenahr.
Zu wiederholtem Male komme ich als Kurgast zur Saison nach dem herrlich
gelegenen Neuahr und entbehrte ich, wie viele Jehudim mit mir eine
Synagoge dort. Jetzt aer freut es mich mitteilen zu können, dass mit dem
Bau einer Synagoge begonnen worden ist und auch während der Saison
die Einweihung stattfinden soll. Auch soll am Pfingstmontag ein Fest
stattfinden, dessen Erträgnisse zu den Kosten des Baues der Synagoge
genutzt werden sollen, und diejenigen, welche eine gute Sache
unterstützen wollen, hierhin kommen mögen, das wohlbekannte Hotel Adolf
Oster zur 'Landskron' kann ich jedem Neuenahr Besuchenden besonders
empfehlen, Küche und Keller sind vorzüglich, in ritueller Beziehung
fehlt's in diesem Hause in keiner Weise."
Die Einweihung der
Synagoge steht bevor (Juli 1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 1. August 1901: "Bad Neuenahr, 28. Juli (1901). Vor
einiger Zeit haben Sie in Ihrem geschätzten Blatte darauf hingewiesen, dass man
in Bad Neuenahr bemüht ist, den israelitischen Kurfremden, welche hier Genesung
gesucht, und suchen, und auch - so Gott will - finden, den Aufenthalt so viel
wie möglich angenehm zu machen, und dass eine neue, der Zeit entsprechende
Synagoge im Bau begriffen sei, damit es den hier weilenden Kurgästen auch
möglich ist, dem Gottesdienste beiwohnen zu können.
Heute kann ich Ihnen nun mitteilen, dass der Bau schnell seiner Vollendung
entgegengeht, und soll - so Gott will - Freitag und Samstag, den 10. August
dieses Jahres, schon die Einweihung mit großer Festlichkeit stattfinden. Mit
der inneren Einrichtung und Ausstattung (abgesehen von Oren Hakodesch und
Almemor, welches fertig ist), sieht es zwar noch schlecht aus, da die kleine
Gemeinde sich durch den Bau schon schwer belastet hat; doch hofft man, von
irgend einer Seite, vielleicht von Kurgästen, welche jetzt anwesend, oder die
früher in Neuenahr Genesung ihres Leides gefunden, aus Dankbarkeit noch etwas
gestiftet zu bekommen.
Herr Moritz Borg hier, welcher sich für den Fortschritt des Baues in jeder
Weise sehr viel Mühe gegeben hat, wird gerne bereit sein, jede Spende dankbar
in Empfang zu nehmen, und jede nähere Auskunft zu geben."
Bericht über die Einweihung der Synagoge
am 10. August 1901
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1901: "Bad
Neuenahr, 23. August (1901) (Synagogeneinweihung). Nachdem man im Laufe
der verflossenen Woche mit der Arbeit in der neu erbauten Synagoge noch
weit zurück war, hätte man nicht erwartet, dass Freitagnachmittag schon
alles soweit fertiggestellt sei, um die Einweihung, wie festgesetzt,
stattfinden zu lassen. Jedoch verdoppelten Eifer und rührige Hände
brachten es dennoch zustande, und zum allgemeinen Erstaunen war das
Gotteshaus zur bestimmten Stunde nicht nur vollendet und alle Arbeiten
gediegen ausgeführt, sondern auch sinnig und der Feier entsprechend
ausgeschmückt.
Am Freitagnachmittag 5 Uhr, nachdem es vorher fast den ganzen Tag geregnet
hatte, klärte sich der Himmel auf und der Festzug, eine Musikkapelle an
der Spitze, setzte sich in der Jesuitenstraße vom bisherigen Betlokale
aus in Bewegung. Voran gingen weiß gekleidete Kinder, mit Girlanden einen
Kranz um die Schlüsselträgerin bildend; dann kamen die drei ältesten
Gemeindemitglieder mit den drei geschmückten Torarollen; nun folgte Herr
Rabbiner Dr. Rosenthal aus Köln mit Herrn Kantor Vogel aus Ehrenfeld,
weiter der stellvertretende Bürgermeister Herr Sanitätsrat Wilhelm
Niessen mit dem evangelischen Ortsgeistlichen Herrn Pastor Pliester und
dem Baumeister; endlich der Vorstand der Gemeinde, gefolgt von einem
großen Zuge Festteilnehmer, unter denen sich auch die Herren Rabbiner
Steckelmacher aus Mannheim und Blumenstein aus Luxemburg befanden. Der
imposante Zug bewegte sich durch die festlich geschmückte Haupt-, Post-
und Kreisstraße, welche an beiden Seiten durch Spalier bildende Zuschauer
dicht besetzt waren, in feierlichster Ruhe nach der neuen Synagoge. Hier
angelangt, übergab die Schlüsselträgerin, Frl. Henriette Vos, nach
einem kurzen Prolog den Schlüssel Herrn Rabbiner Dr. Rosenthal, welcher
diesen unter folgender Ansprache dem stellvertretenden Bürgermeister
überreichte:
'Herr Sanitätsrat! Ich überreiche Ihnen in Ihrer Eigenschaft als
Vertreter des Herrn Bürgermeisters hiermit die Schlüssel zu diesem neuen
Gotteshause. Mögen Sie es öffnen zum Zeichen dessen, dass diese in Bad
Neuenahr aufgerichtete Synagoge allezeit unter dem tatkräftigen Schutze
der hiesigen Ortsbehörde stehen wird. Mögen Sie es öffnen und damit
zugleich das ausgezeichnete Verhältnis manifestieren, das die
Konfessionen hierorts miteinander verbindet. Mögen Sie es öffnen zu
einem gesegneten Eingang und einem gesegneten Ausgang für alle, die dies
Gotteshaus betreten werden. Das walte Gott in der Höhe.'
Hierauf übernahm Herr Dr. Niessen den Schlüssel und öffnete die Türe
nach folgender Erwiderung: 'Als Vertreter der Gemeinde Neuenahr habe ich
die Ehre, aus den Händen Euer Ehrwürden den Schlüssel zur Eröffnung
der Tore des neu erbauten Gotteshauses entgegen zu nehmen. Gleichzeitig
darf ich auch das Echo sein der Wünsche, welche die Bürgerschaft
Neuenahrs heute ihren israelitischen Mitbürgern entgegenbringt. Möge das
neu erbaute Gotteshaus sein eine Stätte reichen Segens für die hiesige
israelitische Gemeinde: möge es sein ein Ort der Einigkeit und des
Friedens. In diesem Sinne öffne ich die Tore.'
Während nun die Musik den Choral 'Hoch tut euch auf!' spielte und die
Synagoge bis zum letzten Platz sich füllte, traten die Toraträger und
der Rabbiner vor die heilige Lade. Mit Wohlgefallen ruhten alle Augen auf
den gefälligen Formen und heiteren Farben des im maurischen Stil erbauten
Gotteshauses, besonders auf der Ostwand, die sich mit ihrem reich
geschnitzten Holzwerk und buntem Fenster besonders vorteilhaft
präsentierte.
Nachdem inzwischen der Kinderchor das Matowu gesungen, zündete der
Rabbiner die ewige Lampe an und stellte die Torarollen in die heilige
Lade. Das
Minchagebet wurde verrichtet und nun hielt Herr Rabbiner Dr. Rosenthal die
Weiherede. Dieselbe knüpfte nach einem einleitenden Gebet des Dankes an
das Textwort an: 'Denn ihr seid nicht gekommen bis heute zu der
Ruhestätte und dem Erbbesitz, die der Ewige, dein Gott, nunmehr dir
gibt,' um das Gotteshaus zunächst zu charakterisieren als 'Ruhestätte'
und als 'Erbbesitz', hier errichtet nicht nur für die Einheimischen,
sondern insbesondere auch für die Fremden, die nach Neuenahr kommen, 'um
Wasser zu schöpfen aus den Quellen des Heils.' Sodann wandte der Redner
sein Textwort an auf die ganze jüdische Glaubensgemeinschaft, indem er
auf die jüdische Geschichte hinwies, 'dieses tausendjährige Zeugnis der
Ruhelosigkeit und Unstetheit,' und er zeichnete den Anteil des schönen,
gesegneten Ahrtales an dieser Geschichte, indem er von den Ereignissen
erzählte, die sich zur Zeit des ersten Kreuzzuges in Ortschaften
desselben abgespielt. 'Ein Kölner Rabbi hat einst die Märtyrer des
Ahrtales beweint; ein Kölner Rabbi weiht heute im Ahrtal ein neues
Gotteshaus.' So ändern sich die Zeiten und Israel kommt zu seiner Ruhe
und seinem Erbbesitz, feiert Feste seines jüdischen Glaubens, und die
christlichen Mitbürger, voran die geistlichen und weltlichen Spitzen,
nehmen daran wohlwollendsten Anteil. Mit einem innigen Gebete für König
und Vaterland, für die Orts- und israelitische Gemeinde, und für das neu
erbaute Gotteshaus schloss die Weiherede, die den tiefsten Eindruck bei
allen Festversammelten zurückließ.
Mit dem Maarivgebet, bei dem die angenehme Stimme des Herrn Vogel zur
vollen Geltung kam, und dem Lied 'Leih aus Deinen Himmelshöh'n, das der
Kinderchor noch sang, schloss die erhebende Freitagabendfeier. Am
Samstagmorgen fand, wiederum in bis zum letzten Platz besetzt,
Gotteshause, Gottesdienst mit Predigt statt, welche den Segnungen des
Friedens galt und der Gemeinde ans Herz legte, dass friedliches
Zusammenwirken für ihr weiteres Fortkommen und Gedeihen die
unerlässliche Bedingung sei.
Am Samstagabend wurde im Hotel zur Reichspost eine Festversammlung mit
nachfolgendem Konzert abgehalten, zu welcher sich auch der Bürgermeister
Neuenahrs, Herr Faulhaber, sowie sein Stellvertreter einfanden. Herr
Rabbiner Dr. Rosenthal teilte in seiner Ansprache mit, dass Frau Witwe
Gottfried Borg zu Neuenahr die ihr zugehörige Sefer Tora (Torarolle)
nebst allem Zubehör anlässlich der Synagogeneinweihung der Gemeinde
Neuenahr zum Eigentum überlasse und überreichte dem Vorstand die
Schenkungsurkunde, die Aufforderung daran knüpfend, dass doch alle, wie
bisher, so auch weiterhin, ihr Scherflein beitragen möchten, um das
schöne neue Gotteshaus nun auch würdig auszuschmücken.
Es sei bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt gelassen, dass sich das
freudige und rege Interesse der jüdischen Kurgäste an der neuen Synagoge
beim Morgengottesdienste in namhaften Spenden kundgegeben hat. - Mit einem
wohl gelungenen Bankett fanden die Feierlichkeiten am Sonntagabend ihren
Abschluss. Lange noch werden sie den Neuenahrern und den anwesenden
Fremden im Gedächtnis bleiben. Das neue Gotteshaus aber möge seinem
heiligen Zwecke fortan in Frieden dienen und die Neuenahrer jüdische
Gemeinde auf dem Wege gesunder Entwicklung kräftig fortschreiten."
Die Synagoge in Bad Neuenahr war im Gegensatz zu dem jüdischen Gotteshaus in
Ahrweiler verputzt und hell gestrichen. Eine hebräische Inschrift
("Gegrüßt, der da kommt im Namen des Herrn") stand über dem
Eingang. Der an der Synagoge in Bad Neuenahr vorbeiführende Weg erhielt nach
Vollendung des Baus die Bezeichnung "Tempelstraße".
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SS-Leuten aus
Wiesbaden und Bad Neuenahr verwüstet und in Brand gesetzt. Die Ruine wurde
vermutlich wenig später abgebrochen. Die "Tempelstraße" wurde in
"Wadenheimer Straße" umbenannt. An Stelle der abgebrochenen Synagoge
wurde teilweise ein Mehrfamilienhaus gebaut (Wadenheimer Straße 8). Jedoch
reichte nur der östliche Gebäudeteil der Synagoge mit der Nische des
Toraschreines in das heutige Grundstück Wadenheimer Straße 8 hinein.
1966 wurde eine Gedenktafel auf dem Anwesen angebracht, mit der an
die Synagoge und die jüdische Gemeinde erinnert wird.
Adressen/Standorte der Beträume / der Synagoge:
Der Standort des Betsaales in Heimersheim
(1848-1870) ist nicht bekannt
Erster Betsaal im ehemaligen Hotel Landskron Ecke
Haupt- und Poststraße
Wadenheimer Straße 10
(großenteils Freifläche, teilweise in das Grundstück Wadenheimer Straße 8
aufgegangen).
Grundriss - deutlich werden
Veränderungen in der Planung
Die Synagoge
(Fotos von 1908)
Die Synagoge in Bad Neuenahr
Programm der
Synagogeneinweihung
Der Gedenkstein für
die
Synagoge in Bad Neuenahr (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 31.8.2007)
Der Parkplatz auf dem
ehemaligen
Synagogengrundstück
Blick auf den Gedenkstein am
Rande
des Synagogengrundstücke
Gedenkstein mit
Inschrift: "Zur Mahnung * zum Gedenken. In diesem Bereich stand die
Synagoge der ehemaligen jüdischen Gemeinde Bad Neuenahr. Erbaut 1901.
Zerstört 1938."
Mai 2010:
In Bad Neuenahr sollen "Stolpersteine"
verlegt werden
Artikel im "General-Anzeiger" vom
19. Mai 2010 (Artikel):
"Stolpersteine in Bad Neuenahr sollen an Nazi-Opfer erinnern.
Bad Neuenahr. Einstimmig und ohne Diskussion beschloss der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler in seiner jüngsten Sitzung die Installation von Stolpersteinen im Stadtgebiet. Sie sollen an jene jüdischen Mitbürger erinnern, die in der Zeit der Nazidiktatur die Stadt verlassen mussten oder ums Leben kamen. Nur aus den Reihen der CDU gab es drei Enthaltungen für diesen Antrag, den die SPD eingebracht hatte..."
Artikel in der "Rhein-Zeitung" vom
20. Mai 2010 (Artikel):
"'Stolpersteine' gegen das Vergessen
Bad Neuenahr-Ahrweiler - 'Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen
ist', sagt der Kölner Künstler Gunter Demnig, der die 'Aktion
Stolpersteine' ins Leben gerufen hat. Stolpersteine sollen nun auch in Bad Neuenahr-Ahrweiler verlegt werden. Dies hat jetzt der Stadtrat der Kreisstadt bei drei Enthaltungen einstimmig beschlossen..."
Juni 2011:Die Verlegung von "Stolpersteinen" ist
für 2012 geplant
Artikel in der "Rhein-Zeitung" vom
6. Juni 2011 (Artikel):
"Stolpersteine gegen das Vergessen von Nazi-Opfern in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Bad Neuenahr-Ahrweiler - Im Jahr 2012 werden in Bad Neuenahr-Ahrweiler die ersten
'Stolpersteine' verlegt. Sie erinnern an verfolgte jüdische Opfer der Nationalsozialisten.
'Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist' – mit diesem Satz wendet sich der Künstler Gunter Demnig seit Jahren gegen das Vergessen von Millionen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Mit den im
'Stolpersteinen' tauchen die Namen der Verfolgten wieder in der Öffentlichkeit auf. Im kommenden Jahr soll Demnig die ersten Steine setzen. Flankiert wird die Aktion mit dem Themenjahr der Rathaus-Kultur unter dem Motto
'Stolpersteine' und zahlreichen Veranstaltungen..."
November 2011:
Am 19. April 2012 werden die ersten "Stolpersteine"
in Bad Neuenahr verlegt
Artikel in der "Rhein-Zeitung" vom 14. November 2011 (Artikel):
"Stolpersteine 2012 auch in Bad Neuenahr Bad Neuenahr-Ahrweiler - Der Holocaust machte auch vor Bad Neuenahr nicht halt. Daran sollen demnächst
Stolpersteinen in den Straßen der Kurstadt erinnern. Auf glänzenden Messingtafeln werden die Namen der verschleppten Mitbürger zu lesen sein.
Am 19. April kommenden Jahres erhält Bad Neuenahr-Ahrweiler seine ersten Stolpersteine..."
April 2012:
In Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden die ersten
"Stolpersteine" verlegt
Artikel von Frieder Bluhm in der
"Rhein-Zeitung" (RZ Ahrweiler) vom 19. April 2012: "Namen
in Messing erinnern an Naziopfer.
Bad Neuenahr-Ahrweiler. In Bad Neuenahr-Ahrweiler liegen jetzt die
ersten Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Sie erinnern an
die in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Mitbürger..." Link
zum Artikel
April 2013:
Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"
in Bad Neuenahr und Heimersheim
Artikel von Beate Au in der
"Rhein-Zeitung" vom 11. April 2013: "Bad Neuenahr:
Stolpersteine erinnern an jüdische Opfer des Nazi-Terrors.
Kreisstadt - In Bad Neuenahr-Ahrweiler erinnern seit gestern zwölf
weitere Stolpersteine an jüdische Mitbürger, die in der NS-Zeit ermordet
und deportiert wurden..." Link
zum Artikel
April 2013:
In Heimersheim wurde von einem "Souvernirjäger"
ein "Stolperstein" gestohlen
Artikel in der "Rhein-Zeitung" vom
18. April 2013: "Souvenirjäger stiehlt Stolperstein.
Bad Neuenahr - Ahrweiler - Nur wenige Stunden nach dem Diebstahl eines
an die Opfer der Nazidiktatur erinnernden Stolpersteins in Heimersheim hat
die Polizei den Täter ermittelt: ein 32-jähriger Pole. Er soll den Stein
entwendet haben, um ihn als Souvenir mitzunehmen...". Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei
Januar 2014:
In Bad Neuenahr werden zum Holocaust-Gedenktag
die "Stolpersteine" gereinigt
Artikel von Marion Monreal im
"General-Anzeiger" vom 30. Januar 2014: "Erich-Kästner-Realschule plus.
Neuntklässer reinigen die 36 Bad Neuenahrer Stolpersteine
BAD NEUENAHR. Es ist am Holocaustgedenktag schon eine besondere Art der Spurensuche: 15 Schüler der Klasse 9 R der Erich-Kästner-Realschule plus knien sich in der Bad Neuenahrer Innenstadt zehnmal nieder, um akribisch die Stolpersteine zu reinigen - aber auch um das Schicksal, das die jüdischen Mitbürger ereilt hat, laut vorzulesen..."
Link zum Artikel
November 2019:
Rundgang zu den "Stolpersteinen" -
verbunden mit einer Reinigungsaktion
Pressemitteilung der "Bürgerinitiative
Lebenswerte Stadt" in "Blick aktuell" vom 12. November 2019: "BI 'lebenswerte
Stadt' lud zum Gedenkrundgang ein. Stolpersteine regen zum Nachdenken an
Am Tag der 'Reichskristallnacht' brachten Bürgerinnen und Bürger die
jüdische Vergangenheit der Badestadt in Erinnerung
Bad Neuenahr. 'Ohne die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger', so
Annemarie Müller-Feldmann, ausgewiesene Fachfrau für das jüdische Erbe von
Bad Neuenahr, 'hätte das Bad mit Sicherheit nicht diese Karriere
hingelegt!'. Gleich zu Beginn einer kleinen Gedenkfeier am ehemaligen Platz
der Neuenahrer Synagoge wies die Referentin des Tages auf die hohe Bedeutung
der jüdischen Hoteliers und Ärzte hin. Die Bürgerinitiative 'lebenswerte
Stadt', die sich für eine geschichtsbewusste Stadtgestalt einsetzt, hatte
eingeladen, der Novemberpogrome 'handfest' zu gedenken, und die
Stolpersteine neu ins Bewusstsein zu heben. Alexander Kelter rahmte die
Besinnungszeit am Gedenkstein der badestädtischen Synagoge in der
Wadenheimer Straße mit musikalischen Vorträgen auf dem Saxophon. Dr. Jürgen
Hambrink erinnerte an die Abläufe der 'Kristallnacht' in Ahrweiler und
Neuenahr. Dann machte sich die Gruppe auf den Weg, um entlang von einigen
ausgewählten Stolpersteinen in der Innenstadt, das Schicksal jüdischer
Bürgerinnen und Bürger in Erinnerung zu rufen. Dabei griffen die
Organisatoren auf die Broschüre 'Stolpersteine in Bad Neuenahr-Ahrweiler'
zurück, die auch im Bürgerbüro abgegriffen werden kann. Die vor den
Wohnhäusern verlegten Messingsteine wurden gereinigt und poliert. Eine weiße
Rose und Kerze ließen die vorbeihastenden Menschen innehalten und machten
auf das Schicksal der Menschen aufmerksam. Der Rundgang endete in der
Poststraße, dabei streifte er nur einen kleinen Teil der vielen Steine, die
in der gesamten Stadt verlegt wurden. 'Dass sie heute gar nicht mehr
auffallen und sich dunkel ins Pflaster einfügen', so Hambrink, 'ist schade,
aber der Lauf der Zeit!' Vielleicht, so die Hoffnung der BI, finden sich
Menschen, die dieses wichtige Erbe von Zeit zu Zeit aufpolieren und damit
ins Bewusstsein der hiesigen Bevölkerung heben.
Die Sehschulen zu unterschiedlichen stadtrelevanten Themen sind ein Angebote
der Bürgerinitiative 'lebenswerte Stadt'. Sie möchte interessierte Bürger
für eine behutsame und geschichtsbewusste Stadtentwicklung sensibilisieren.
Mehr Informationen auf:
www.lebenswertestadt.jimdo.com."
Link zum Artikel
April 2020:
Die Verlegung der "Stolpersteine"
und weitere Informationen sind nun online
Artikel in "Blick
Aktuell" (Bad Neuenahr) vom 28. April 2020 (Pressemitteilung der
Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler): "Gegen das Vergessen – Projekt
'Stolpersteine' nun digitalisiert im Stadtportal. 'Ein Mensch ist vergessen,
wenn sein Name vergessen ist'
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Man findet die goldglänzenden Pflastersteine in
der Bachstraße in Heimersheim, der Kreuzstraße in Bad Neuenahr, der
Ahrhutstraße in Ahrweiler und in vielen weiteren Straßen im Stadtgebiet.
Gemeint sind sogenannte 'Stolpersteine'. Stolpersteine sind Gedenksteine,
die an die Vertreibung und Ermordung der Juden, der Zigeuner, der politisch
Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im
Nationalsozialismus erinnern. Vor genau 75 Jahren, im April 1945, wurden
unter anderem die Konzentrationslager Bergen-Belsen, Ravensbrück und
Sachsenhausen befreit. Mit der Befreiung und dem Bewusstwerden der
Gräueltaten wurde der Grundstein für die intensive Aufarbeitung des
Holocaust und der damit verbundenen deutschlandweiten Erinnerungsarbeit
gelegt. Die Stolpersteine sind ein Teil dieser Erinnerungskultur. Sie
erinnern an Menschen, die oftmals noch nicht einmal ein Grab haben. Sie
erinnern an Menschen, deren Menschsein und Menschenwürde innerhalb kürzester
Zeit systematisch ausgelöscht wurde. Sie werden vom Kölner Künstler Gunter
Demnig persönlich vor dem letzten frei gewählten Wohnort des Opfers mit der
Aufschrift 'Hier wohnte…' in das Pflaster des Gehwegs eingelassen.
Ziel der 'Stolpersteine' ist die zufällige Erinnerung an die Opfer des
Nationalsozialismus im Alltag. 70 Jahre nach Beginn der Deportationen in Bad
Neuenahr-Ahrweiler von April bis Juli 1942 verlegte Gunter Demnig am 19.
April 2012 die ersten Stolpersteine im Stadtteil Bad Neuenahr. Weitere
Stolperstein-Verlegungen folgten in den Stadtteilen Ahrweiler und
Heimersheim...
72 Stolpersteine sind es heute allein in den Stadtteilen Ahrweiler, Bad
Neuenahr und Heimersheim. Sie erinnern an deportierte und ermordete
Bürgerinnen und Bürger in der Zeit des Nationalsozialismus, die von April
bis Juli 1942 aus dem Stadtgebiet in die Vernichtungslager abtransportiert
worden waren. Im Stadtportal der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt es in der
Rubrik Kultur (www.bad-neuenahr-ahrweiler.de/kultur/stolpersteine/)
die Materialen nun digitalisiert und aufbereitet. Darüber hinaus findet sich
hier Videomaterial zur Verlegung der Stolpersteine in der Kreisstadt."
Link zum Artikel
Mai 2024:
Der Gedenkstein für die Synagoge
wurde erneut beschmiert
Artikel in "Blick Aktuell" (Bad Neuenahr)
vom 13. Mai 2024 (Pressemitteilung der Grünen Bad Neuenahr): "Vandalismus
in der Kreisstadt. Bad Neuenahr. Es ist nicht das erste Mal, dass der Gedenkstein für
die ehemalige Synagoge in Bad Neuenahr beschmiert wurde, berichten die
Grünen. Ein Vandalismusschaden musste in diesem Jahr nun schon zum dritten
Mal festgestellt werden. 'Eine Schande ist das!', 'Was ein Frevel!' und
'Ohne Hirn sowas' – waren die ersten Reaktionen der Grünen, als sie die
wiederholten Schmierereien auf dem Denkmal zur Erinnerung an die ehemalige
jüdische Gemeinde Bad Neuenahr entdeckt haben. Die dauernden Schäden durch
Vandalismus sind nach Meinung der Grünen ein Angriff auf unsere
Erinnerungskultur und Geschichte unserer Kreisstadt. Der Gedenkstein wurde
im Jahr 1996 von der Stadtverwaltung gestiftet. Er hat die Aufschrift ‚Zur
Mahnung * Zum Gedenken. In diesem Bereich stand die Synagoge der ehemaligen
jüdischen Gemeinde Bad Neuenahr. Erbaut 1901 – Zerstört 1938.‘ Die Grünen
haben umgehend die Stadtverwaltung informiert."
Link zum Artikel
Hinweis auf Dokumente der
Kreisverwaltung Ahrweiler von 1987. Am 27. Juli 1987 gab die Kreisverwaltung
Ahrweiler dem Internationalen Suchdienst in Arolsen Auskünfte über das
Schicksal der jüdischen Opfer der NS-Zeit. Die Dokumente sind eingestellt (pdf-Dateien).
Es empfiehlt sich, diese Angaben zu vergleichen mit den gegebenenfalls
aktuelleren Angaben in den
Listen des
Bundesarchives Berlin.
Hans Kleinpass: Die Anfänge der ehemaligen
Synagogengemeinde Bad Neuenahr. Die Spuren führen zurück nach Heimersheim.
Online
zugänglich
ders.: Zur Baugeschichte der ehemaligen Synagoge Bad
Neuenahr. Online
zugänglich
Leonhard Janta: "Man konnte uns aus der Heimat
vertreiben, aber man konnte die Heimat nicht aus uns vertreiben".
Erinnerungen ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen aus Bad Neuenahr und
Ahrweiler. Online
zugänglich
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 94-95 (mit zahlreichen weiteren Literaturangaben).
Matthias
Bertram: ...mit ihren eigenen Worten. Rheinische Juden erzählen aus
ihrem Leben. Verlag
Shaker Media GmbH Aachen 2017. ISBN 978-3-95631-571-8
108 S. Vertrieb über den Verlag. Preis 9,90 € http://www.shaker-media.eu/de/
Zum Buch: https://www.shaker-media.eu/de/content/Bookshop/index.asp?ID=2&ISBN=978-3-95631-571-8
. Das vorliegende Buch ist eine weitere Dokumentation von Matthias Bertram
zur regionalen Geschichte des Rheinlandes. Es schildert Lebenssituationen
von Nachkommen rheinischer Juden, die den Holocaust überlebten, mit deren
eigenen Worten. War der Ursprung und das Zuhause der großen Familie Heymann
bis etwa 1865 in Dernau, so zog es die Familienmitglieder danach nach
Ahrweiler, Neuenahr, Siegburg, Euskirchen und andere Orte des Rheinlands.
Fast alle Familienmitglieder spielten in ihren jeweiligen Gemeinden eine
wesentliche, anerkannte Rolle, nicht nur in der jüdischen Gemeinde, sondern
auch im allgemeinen gesellschaftlichen Leben der jeweiligen Städte. Damit
standen sie in der Tradition ihrer Vorfahren Marc Heymann (1794-1862) und
Jacob Heymann (1746-1818). In alten Dokumenten wurde Jacob Heymann (vor
1808: Chaim ben Issac) als Vorsitzender der Dernauer Synagoge und zentrale
Person des Judentums im Ahrtal bezeichnet. Marc und Jacob sind beide auf dem
kleinen Friedhof von Dernau beerdigt.
Im Buch kommen Verfolgte des Naziregimes zu Wort und berichten, wie sie die Ereignisse vor bzw. nach dem 2. Weltkrieg sahen.
Es beschreibt Fritz Heymann aus Euskirchen, Sohn des aus Ahrweiler stammenden Josef Heymann seine Jugend in Euskirchen und im rheinischen Raum, sein Erleben der Reichskristallnacht, seine Flucht nach England, seine dortige Internierung und die Reise mit dem englischen Truppentransporter DUNERA nach Australien.
Amalie Adler geb. Heymann aus Ahrweiler / Neuenahr beschreibt ihre Gefühle beim Verlassen der alten Heimat in einem herzzerreißenden Gedicht und
ihr Bruder Otto Heymann geb. in Neuenahr berichtet von seiner Reise in den jungen Staat Israel im Jahr 1949, seinem Wiedersehen mit den Verwandten, die den Holocaust überlebten und den vielen Problemen mit denen der junge Staat Israel zu kämpfen hatte.
Eine auch heute hochaktuelle u. lesenswerte Dokumentation zum Thema Flucht/Vertreibung.
Bad Neuenahr Rhineland.
A Street of the Jews is mentioned in 1618. In the 19th century, Jews settled
around the local mineral springs. The community, officially founded in 1896,
opened a cemetery in 1894 and consecrated a synagogue in 1901. A Jewish
sanatorium operated from 1899. The Jewish population reached a peak of 96 (total
7,806) in 1933. In 1937 Jews owned three hotels. On Kristallnacht (9-10
November 1938), these hotels were damaged along with Jewish homes and the
synagogue. Dozens of Jews were presumably deported to the east in 1942. At least
34 are known to have died in the Holocaust.
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