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Bad Nauheim (Wetterau-Kreis)
Die jüdischen Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Bad
Nauheim (interner
Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
Der älteste jüdische Friedhof
(I) der Stadt wurde bereits im 17. Jahrhundert benutzt. Er war Friedhof mehrerer
umliegender Gemeinden. Dieser Friedhof wurde 1866 geschlossen. 1921 waren
noch drei, derzeit sind zwei Grabsteine erhalten. Der Friedhof liegt mitten
im Wald und ist von keiner Einfriedung umgeben. Einer der beiden Grabsteine erinnert
an den 24-jährigen Ely Rosenberg, der am Freitag, 20. Mai 1859 als Kurgast (aus
Lindow/Berlin) in Bad Nauheim ankam und drei Wochen später bei einer Bootsfahrt
ertrank. Der zweite erhaltene Grabstein (nur Fragment) stammt vermutlich aus dem
Jahr 1789/90. Die letzten auf dem Friedhof Beigesetzten auf dem Friedhof waren
1862 (Sara Rosenberg) und Max Dreyfuß aus Colmar (1863); beide waren Kurgäste
in der Stadt. 2017 wurden Überreste des dritten Grabsteines zwischen den beiden
sichtbaren Grabsteinen wiederentdeckt.
1864 plante die Gemeinde die Anlage eines neuen Friedhofes (II). Man konnte
hierfür ein
Grundstück an der "Lattkaute" (heute Homburger Straße)
erwerben. Der Friedhof wurde von 1865/66 bis 1902 belegt. Er umfasst etwa
50 Grabstätten, darunter auch Gräber von Kurgästen aus Polen, Russland,
Rumänien usw.
Ein dritter jüdischer Friedhof wurde im Bereich des städtischen
Friedhofes an der Homburger
Straße 1902 eröffnet (III); die Leichenhalle dazu wurde 1903 erbaut.
Auch auf diesem Friedhofsteil befinden sich zahlreiche Gräber von Kurgästen
aus dem Ausland.
Hinweis: auf dem alten (christlichen) Friedhof der Stadt Bad Nauheim
(in Benutzung von 1802 bis 1902) an der Wilhelmskirche befindet sich seit dem
27. Januar 1997 ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus mit
der Inschrift: "Zum Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus"
sowie hebräisch und deutsch: "Ihr Andenken soll von uns nie schwinden,
ihre Seele soll den Lebenden stets gegenwärtig sein". Fotos des Mahnmales
auf der Website des
Fördervereins "Alter Friedhof - Historischer Bürgerpark e.V.".
Berichte aus der Geschichte der Friedhöfe
Schwierigkeiten zur Finanzierung einer Leichenhalle (1900)
Ein in der Zeitschrift "Der Israelit" ausgetragener
Streit um die Finanzierungsfrage.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1900: "Bad
Nauheim. Obwohl in diesem Jahre die Zahl der Kurgäste nicht die des
vorigen Jahres erreicht, ist sie doch eine sehr große. Unter ihnen
befinden sich viele Israeliten aus allen Weltteilen, die hier Heilung und
Linderung suchen. Nicht allen Kranken wird aber die Freude zuteil, hier
das Gesuchte zu finden. Innerhalb drei Wochen, die ich hier weile, sind
mir bereits drei Fälle bekannt geworden, dass israelitische Kranke hier
starben. Für die Aufbewahrung israelitischer Leichen ist aber von der
kleinen israelitischen Gemeinde hierselbst bis jetzt gar keine Fürsorge
getroffen, ein Übelstand, der von vielen Israeliten in sehr unangenehmer
Weise empfunden wird. Wohl hat anlässlich eines Todesfalles ein Russe
1.000 Rubel zur Errichtung einer israelitischen Leichenhalle gespendet,
auch sind noch andere kleinere Spenden hinzugekommen; aber es fehlen noch
3-4000 Mark, um eine zweckmäßige, den religiösen Anforderungen
entsprechende Leichenhalle errichten zu können. Auf diesen Übelstand
sollen hiermit alle die Kreise aufmerksam gemacht werden, die seine
Entfernung beseitigen können. Es werden sich gewiss in der großen
israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main, deren Wohltätigkeitssinn sich
so oft glänzend bewährt hat, Männer finden, die in Bälde die
Herstellung der entbehrten Leichenhalle herbeiführen können, womit sie
vielen israelitischen Kurgästen eine Wohltat bereiten werden.
K." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1900: "Frankfurt
am Main, 26. August. (1900). Der 'Israelit' brachte jüngst nach
der 'Frankfurter Zeitung' eine Korrespondenz aus Bad Nauheim, die man
nicht unbeantwortet lassen darf. Es heißt da u.a., dass sich unter der
Zahl der Kurgäste viele Israeliten befinden und dass für die
Aufbewahrung israelitischer Leichen gar keine Vorsorge getroffen sei, ein
Überstand, der von den vielen Israeliten in Bad Nauheim in sehr
unangenehmer Weise empfunden würde. Anlässlich eines Todesfalles hätte
ein Russe 1000 Rubel zur Errichtung einer israelitischen Leichenhalle
gespendet und es fehlten jetzt noch 3-4000 Mark, um eine zweckmäßige
Leichenhalle errichten zu können. Nun würden sich gewiss in der großen,
israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main Männer finden, die in Bälde
die Herstellung der entbehrten Leichenhalle herbeiführen könnten. - -
Also sonst nichts? Der Einsender des Artikels meint es sicherlich gut,
aber in der Zumutung liegt doch - gelinde ausgedrückt - eine große
Kühnheit. Die Frankfurter israelitische Gemeinde, die ohnedies ganz
kolossal in Anspruch genommen ist, soll dem viel besuchten und reich
gewordenen Badeort Neuheim Mark 4.000 schenken! Bekanntlich haben gerade
in Bad Nauheim durch sein schnelles Emporblühen die Einwohner riesige
Summen verdient an Terrainverkäufen und gerade die jüdischen Bürger
dort zählen ein Vermögen nach Hunderttausenden. Dann verdienen die
dortigen jüdischen Geschäftsleute, Metzger, Restaurateure, Kaufleute
usw. viel Geld, ganz zu schweigen von den jüdischen Hotels und nicht zu
vergessen die beiden Haupt-Ärzte, die Herren Professor Dr. Schott und Dr.
Grödel, beide Juden, deren Einkommen zusammen auf Mark 250.000 taxiert wird.
Können alle diese Leute, die in Nauheim ihr Glück machten, die
notwendigen Mark 4.000 nicht aus eigenen Mitteln aufbringen? Und da geht
man nach Frankfurt und schämt sich nicht! Wahrlich, es ist weit gekommen
mit der Bettelei, welche Frankfurt auszustehen hat. Reiche Männer von Bad
Nauheim verhüllt Euer Antlitz und - schämt Euch!" |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. September
1900: "Bad Nauheim, im September (1900). Die Angriffe, die in einer
der jüngsten Nummern Ihrer werten Zeitung auf die hiesige Gemeinde
gerichtet waren, sind in keiner Weise gerechtfertigt. Gestatten Sie mir,
Ihnen den Sachverhalt in kurzer und objektiver Weise darzulegen: Es starb
hier ein frommer russischer Jehudi, und da man wohl überall in der Fremde
- vornehmlich aber in einem Badeorte - die Leiche so schnell wie möglich
aus dem Sterbehause zu entfernen hat, so musste der Tote, da wir kein
eigenes Leichenhaus haben, ins christliche Leichenhaus geschafft werden.
Es war der Tochter des verstorbenen frommen Mannes ein schrecklicher
Gedanke, dass die Hülle ihres Vaters, der ein wirklicher Zadik (Frommer)
war, nicht in herkömmlicher Weise aufgebahrt wurde und in hochherziger
Weise stiftete sie 1.000 Rubel zum Bau einer so dringend nötigen
Leichenhalle! Da nun noch einige Tausend Mark zur Herstellung einer solche
fehlen, so sandte ein hier anwesender Badegast die betreffende Notiz der
'Frankfurter Zeitung' ein, ohne dass der Vorstand oder jemand aus der
Gemeinde davon unterrichtet war.
Was die Leistungsfähigkeit unserer Gemeinde anlangt, so verzichte ich
darauf, die einzelnen Mitglieder, die Sie nur im allgemeinen bezeichnet
haben, an die Öffentlichkeit zu zerren; dagegen erwähnen Sie mit Namen
Herrn Prof. Schott und Herrn Medizinalrat Grödel! Darauf teile ich Ihnen
mit, dass Ersterer aus der Gemeinde ausgeschieden und letzterer sich nur
zu einem Maximal-Beitrag, der aber zu seinem Einkommen nicht im
Verhältnis steht, bereit erklärt hat. Was unserer kleinen Gemeinde von
15 Mitgliedern aber sonst an Opfern für arme jüdische Kranke, die hier
Genesung suchen, auferlegt ist, kann man sich wohl denken und haben wir
nach all diesem durchaus keine Veranlassung, uns die 'Augen zu verbinden!'
Wir können, wie Sie aus alledem wohl selbst schließen werden, unmöglich
aus eigenen Mitteln eine Leichenhalle hier errichten und hoffen wir, dass
nach diesen Darlegungen weder in Frankfurt am Main, noch anderwärts edle
Spender sich zurückhalten werden, für diesen wichtigen Zweck ihr
Scherflein beizutragen. Bei dem großen internationalen Verkehr, der sich
hier alljährlich vollzieht und namentlich bei dem großen Zustrom von
jüdischen Armen aus aller Welt, hat unseres Erachtens ganz Israel die
Pflicht, zu dem gedachten Zwecke beizutragen." |
Lage der Friedhöfe
Der älteste Friedhof (I) befindet sich an dem zum Johannisberg hinaufführenden
Weg: genauer in der Nähe des Waldsportplatzes an der sogenannten
"Rundfahrt", dem Ernst-Ludwig-Weg in Richtung Johannisberg auf der
linken Seite, etwa 30 Meter oberhalb des nach links abzweigenden
Lichtenbergpfades.
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Der 1862 angelegte Friedhof (II) liegt an der Homburger Straße, schräg
gegenüber der Einmündung der Gabelsbergerstraße
Der beim allgemeinen städtischen Friedhof 1902 angelegte Friedhof (III) liegt heute innerhalb des allgemeinen städtischen
Friedhofes (südwestlicher Bereich).
Lage der jüdischen Friedhofes
(II/III) in Bad Nauheim auf dem dortigen Stadtplan: rechts anklicken
und unter
"Behörden und öffentliche Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof, jüd., Bad Nauheim"
(Friedhof II)
beziehungsweise "Friedhof, israel., Bad Nauheim"
(Friedhof III) |
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Fotos
(Fotos: sw-Fotos des alten Friedhofes aus Arnsberg Bilder S. 154;
Farbfotos des alten Friedhofes von Thomas Schwab, Aufnahmen vom 10.3.2011; Hahn, Aufnahmedatum: 28./30.4.2008)
Friedhof I |
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Grabstein
des Ely Rosenberg auf dem bis 1866 belegten jüdischen Friedhof "am
Lichtenberg". Ely Rosenberg (geboren 1835) kam 1859 zur Kur nach Bad
Nauheim; er stammte aus Lindow in der Mark Brandenburg und fand bei einer Bootsfahrt
auf dem Teich im Kurpark den Tod. Neuere Fotos auf der Website
des Fördervereins "Alter Friedhof - Historisches Bürgerpark
e.V." Bad Nauheim |
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Der
zweite auf dem Friedhof erhaltene Grabstein (besser: Grabsteinfragment).
Die erhaltenen
Zeilen enthalten das Todesjahr und den üblichen
Segensspruch am Schluss einer Grabsteininschrift.
Die Jahreszahl ist
verwittert, vermutlich ist (5)550 zu lesen = 1789/90 |
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Friedhof II
(1865/66 - 1902) |
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Blick auf den an der Homburger
Straße
gelegenen Friedhof |
Hinweistafel |
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Das Eingangstor |
Eingangstor mit
großen und kleinen "Davidsternen" |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Kindergräber an der Mauer,
rechts
Grabstein für Süsschen Reiss
geb. Oppenheimer (gest. 1890) |
"Segnende Hände"
der Kohanim |
Grabstein für Abraham Löb
aus Münzenberg (gest. 1880) |
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Einer der ältesten Steine
dieses Friedhofes |
Kyrillisch beschriebener
Grabstein von
Juda Löb Maiselsohn aus Genitschek |
Grabstein links für
Rolsa
Rosenthal
geb. Schönberg (1847-1915), rechts für
Levi Rosenthal
(1839-1888) |
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Links Grabstein
für Golda Mendelsburg geb. Braude aus Warschau (geb. in Grodno -
Russland,
gest. 1897 in Bad Nauheim), rechts Grabstein für David Jawitz
aus Wilna |
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Friedhof III
(1902 - Gegenwart) |
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Das Eingangstor |
Hinweistafel |
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Die Trauerhalle
des Friedhofes |
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Blick in die Trauerhalle |
Blick von der Trauerhalle auf
den Friedhof |
Blick über den Friedhof zur
Trauerhalle |
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Teilansichten des
älteren Teiles |
Teilansicht |
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Grabstein mit den
"Segnenden Händen"
der Kohanim auf Grabstein von
Max Rose
(1864-1919) |
Grabstein für Jacob Lewin
aus
Kowno (gest. 1930) |
Grabstein für Zahnarzt Dr.
Leopold Feinstein (1872-1938) |
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Grabstein für
Himbar Abraham,
geb. in Rumänien 1906,
gest. in Bad Nauheim 1948 |
Grabstein für Hanna Rutman
(gest. 1947) |
Grabstein für Sal. J. Son
(aus Chicago,
geb. in Amsterdam 1786, gest. 1927) |
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Grabstein für Jakoff Bruskin
aus
Berislaw in Russland (1875-1923) |
Grabstein für Amalie
Oppenheimer geb.
Stein (1855-1927) und den Lehrer und
Kantor der
Gemeinde Bad Nauheim
Hermann Oppenheimer (1856-1940) |
Grabstein für Emma Simon geb.
Blank
(1873-1926) und Albert Simon (1865-1928) |
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Grabstein für Aron Löb
(1849-1914)
und Charlotte Löb geb. Lang
(1845-1921) |
Grabstein für den
Ehrenbürger der
Stadt Poltawa in Süd-Russland
Gregor Orloff (gest. 1905) |
Grabstein für Rabbiner
Moritz
Weissrock aus Berlin
(gest. 1910) |
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Grabstein für Nachmann
Zeitlin
aus Baku, Russland (1847-1903) |
Grabstein für John Koppel
aus
Kapstadt, Südafrika (gest. 1904) |
Grabstein für
Jakob
Rosenzweig
(1875-1916) mit Gedenkinschrift für
Rachel Rosenzweig (gest.
Schanghai 1942) |
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Grabstein für
Nette Loeb geb.
Ries
(1868-1930) und Jonas Löb (1864-1939) |
Levitenkanne |
Blick vom neuen Teil
zum
älteren Teil |
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Neuere Grabreihen |
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Presseberichte zum Friedhof
September 2011:
Vortrag über das jüdische Bestattungswesen |
Artikel in der "Wetterauer
Zeitung" vom 29. September 2011: "Die Kleidung zerreißen,
das Kaddisch sprechen. Bad Nauheim (ihm). Das jüdische
Bestattungswesen war Thema eines Vortrags in der Synagoge vor Mitarbeitern
der Kreisverwaltung. Anlass waren die Interkulturelle Woche und ein
aktueller Vorfall...."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei. |
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März 2018: Über
den alten jüdischen Friedhof auf dem Lichtenberg |
Artikel von Petra Ihm-Falle in der
"Frankfurter Neuen Presse" vom 28. März 2018: "Bad Nauheim.
Der (fast) vergessene jüdische Friedhof auf dem Lichtenberg
Ein verlassener, fast versteckter Friedhof mitten im Wald: Das klingt verwunschen, geheimnisvoll, wie ein Romanmotiv. In Bad Nauheim gibt es solch eine Stätte, den alten jüdischen Friedhof, dessen besterhaltener Grabstein eine tragische Geschichte in sich birgt.
Bad Nauheim. Der alte jüdische Friedhof in Bad Nauheim ist vielen Bürgern nicht mehr bekannt. Er liegt mitten im Wald, ist zwar denkmalgeschützt, aber weder eingezäunt noch als Kulturdenkmal ausgewiesen. Die Überreste der Anlage, die seit dem 17. Jahrhundert genutzt und 1866 aufgegeben wurde, können aber gefunden werde, wenn man der Wegbeschreibung exakt folgt.
'Er liegt in der Nähe des Waldsportplatzes an der sogenannten ,Rundfahrt', dem Ernst-Ludwig-Weg in Richtung Johannisberg auf der linken Seite, etwa 30 Meter oberhalb des nach links abzweigenden
Lichtenbergpfades.'
Die Leiche im Teich. Dies beschreibt der Förderverein Alter Friedhof – Historischer Bürgerpark, eine Initiative für ein altes christliches Grabfeld in der Kernstadt, in einem gesonderten Kapitel seiner Homepage. Dichtes Unterholz und Brombeerranken erschwerten den Zugang, heißt es da weiter. Tatsächlich sieht man den größten der beiden noch vorhandenen Grabsteine aber sofort, wenn man ab Lichtenbergpfad 30 große Schritte macht und anschließend den Kopf nach links wendet. Hier liegt der 24-jährige Ely Rosenberg begraben, der am Freitag, 20. Mai 1859, als Kurgast in Bad Nauheim ankam und dessen Geschichte der verstorbene Bad Nauheimer Lokalhistoriker Erich Brücher im Jahr 1966 aufschrieb. Rosenberg wohnte demnach im
'Speisehaus' von Samuel Rosenthal auf der Hauptstraße (Ritterstraße). Im Kurfremdenbuch wird er als
'Rentier' bezeichnet, jemand, der aus den Erträgen von Privatkapital lebt. Drei Wochen später, am Freitag, 10. Juni, ging er aus, kam aber abends nicht in seine Pension zurück. Spätabends meldete der Teichpächter der Polizeiwache, dass ein Herr, der schon öfters kleine Ruderbootfahrten unternommen habe, sich einen Kahn geben ließ. Der sei nun herrenlos angetrieben, ein Ruder fehlte, das Jackett und ein kleiner Spazierstock lagen darin. Die Ausweispapiere wiesen den Mann als Handlungsreisenden oder Kommissionshändler aus. Er stammte aus Lindow, war aber kurz zuvor nach Berlin gezogen. Zwei Tage später, am Sonntag, 12. Juni, trieb die Leiche von Rosenberg abends an der Insel im Teich an. Man ging von einem Unfall aus, wofür das fehlende Ruder spreche. Nach Aussage seines Pensionswirtes muss Rosenberg vermögend gewesen, denn er habe Wechsel und Effekten besessen und täglich Gold umgetauscht. Auch sein stattlicher Grabstein könnte ein Indiz dafür sein.
Die Mär vom Wolf. Lange hieß es, dass unter ihm ein junger Engländer begraben liege, schilderte der Lokalhistoriker Brücher. Denn auf dem verwitterten Grabstein soll sich Lindow wie London gelesen haben. Auch habe es wegen eines Übersetzungsfehlers aus der hebräischen Schrift lange geheißen, Rosenberg sei einem Wolf zum Opfer gefallen. Der zweite, allerdings nur als Fragment erhaltene Grabstein auf dem Lichtenberg stammt vermutlich aus dem Jahr 1789/90.
Nach Rosenberg wurden nur noch zwei weitere Tote dort bestattet: 1862 die Namensvetterin Sara Rosenberg, 50, ebenfalls Kurgast. 1863 wurde als letzter Toter auf dem Lichtenberg der Privatier Max Dreyfuß aus Colmar beigesetzt. Er wurde 60 Jahre. Wie der Förderverein berichtet, schien bei einer Begehung 2011 einer von drei bis dahin erhaltenen Grabsteinen verschwunden zu sein. Wie der Fördervereinsakteur Thomas Schwab schildert, habe er die Überreste aber vergangenes Jahr wiederentdeckt.
Fundament entdeckt. 'Zwischen den beiden noch existierenden Steinen kann man, wenn man genau hinsieht, ein Fundament entdecken. Ich habe ein bisschen gekratzt, da habe ich die Umrandung
gefunden.' 1866 wurde der neue jüdische Friedhof in der Homburger Straße errichtet. Dies geschah auf Bitten des Gemeindeältesten, denn der Friedhof im Wald bot nach Ansicht der jüdischen Gemeinde ein schlimmes Bild und sei nur schwer zu erreichen."
Link
zum Artikel |
|
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
 | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 2 S. 103-111. |
 | ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 153-154. |
 | Weitere Literatur zu Bad Nauheim siehe Seite
zur Synagoge in Bad Nauheim. |
 |
Hanno
Müller/Lothar Tetzner: Juden in Bad Nauheim und Steinfurth.
Hrsg. von der Ernst Ludwig Chambré-Stiftung in Lich. Lich 2020. 469 S.
Zahlr. Abbildungen.
Zu beziehen bei Hanno Müller Röntgenstr. 29 D-34563 Fernwald.
E-Mail: hanno.mueller@fambu-oberhessen.de
Internet:
http://www.fambu-oberhessen.de/
Mit einer umfassenden Dokumentation der jüdischen Friedhöfe und
Grabsteine in Bad Nauheim und Steinfurth. |

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