Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Argenschwang mit Spabrücken und Spall (VG Rüdesheim, Kreis Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Einzelne Nennungen zu Argenschwang in jüdischen Periodika 
Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)           
    
In Argenschwang bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Möglicherweise lebten auch bereits im 16./17. Jahrhundert Juden am Ort.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1858 66 jüdische Einwohner (14 % der Gesamteinwohnerschaft), 1895 48 (11 %). 
Zur jüdischen Gemeinde in Argenschwang gehörten auch die in Spabrücken und Spall lebenden jüdischen Personen. Die in Spabrücken lebenden jüdischen Einwohner hatten im 19. Jahrhundert vermutlich zunächst zur Kleingemeinde in Schöneberg gehört.     
     
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war.   
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Max Salomon (geb. 13.1.1879 in Argenschwang, vor 1914 in Kirchberg, Rheinpr. wohnhaft, gef. 26.9.1914), Moritz Schwarz (geb. 20.2.1876 in Argenschwang, vor 1914 in Essen wohnhaft, gef. 20.6.1918), Leopold Gamiel (geb. 31.12.1883 in Argenschwang, vor 1914 in Werlau wohnhaft, gef. 5.1.1915) und Heinrich Wolf. Ihre Namen stehen auf dem Gedenkstein für die Gefallenen der Weltkriege gegenüber dem ehemaligen Synagogengebäude.     
  
Um 1924, als zur Gemeinde noch 30 Personen gehörten (in acht Familien; 7,8 % von insgesamt etwa 450 Einwohnern), war Gemeindevorsteher Jakob Gamiel. Zur Gemeinde gehörten 1924 aus Spabrücken 12 jüdische Personen. Auch die 18 in Wallhausen lebenden jüdischen Personen waren inzwischen der Gemeinde in Argenschwang zugeteilt. 1932 war Gemeindevorsteher Jakob Gamiel III. Im Schuljahr 1931/32 wurde sechs jüdischen Kindern der Gemeinde Religionsunterricht erteilt.  
   
1933 lebten noch 29 jüdische Personen am Ort (von 385 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde in Spabrücken die Häuser von Leopold Wolf und Abraham Schwarz überfallen und völlig demoliert. 
  
Von den in Argenschwang geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Helene Gärtner geb. Gamiel (1888), Egon Edmond Gamiel (1834), Ernst Gamiel (1904), Mathilde Gamiel (1881), Klara Geisel geb. Gamiel (1878), Auguste Herrmann geb. Hirsch (1878), Arnold Hirsch (1927), Ida Hirsch geb. Harf (1900), Max Hirsch (1898), Elisa Kahn geb. Gamiel (1891), Moritz Kahn (1890), Blondine Levy geb. Salomon (1885), Karoline Mann geb. Salomon (1876), Emanuel Mayer (1883), Johanna Mayer geb. Gamiel (1887), Joseph Mayer (1862, siehe Kennkarte unten), Emil Salomon (1885), Moritz Salomon (1887), Hannelore Sass (1927), Johanette Wolf geb. Schwarz (1877), Leopold Wolf (1865).     
  
Aus Spabrücken sind umgekommen: Isaak Schwarz (1879), Karoline Schwarz (1874), Leo Schwarz (1872 (1872), Theodor Schwarz (1883), Leopold Wolf (1865).   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde        
   
 
Einzelne Nennungen zu Argenschwang in jüdischen Periodika        

Aus dem Bericht über den Verein für Westfalen und Rheinprovinz zur Bildung von Elementar-Lehrern und Beförderung von Handwerken und Künsten unter den Juden (1836)
Als Mitglieder im Verein werden aus Argenschwang genannt: "Argenschwang.
Hersch, M., Meyer, J. sen., Meyer, M. jun., Salomon Abr., Schollen L." 
 
Salomon Silberberg erlernt das Drechslerhandwerk (1836)   
Mitteilung im "Bericht über den Verein für Westfalen und Rheinprovinz zur Bildung von Elementar-Lehrern und Beförderung von Handwerken und Künsten unter den Juden" 1836 S. 28: "Salomon Silberberg aus Argenschwang Kreis Kreuznach, Regierungsbezirk Koblenz, erlernt daselbst das Drechslerhandwerk". 
 
Spendenliste "Für die Armen des heiligen Landes"  (1900)  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1900: "Eingegangene Spenden - Für die Armen des heiligen Landes. 
Genannt wird (zweite Zeile von unten): Frau Heinrich Gamiel II. in Argenschwang, Chalogeld 5.08 Mark". 
 
Nennung von Argenschwang im Verzeichnis der jüdischen Gemeinden (1925)   
Tabelle im "Verwaltungsblatt des Preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden" vom 21. Februar 1925: Genannt wird Argenzahl mit 58 jüdischen Gemeindegliedern, 1 Stimme im Preußischen Landesverband jüdischer Gemeinden." 
 
Nennung von Argenschwang im "Führer der israelitischen Gemeindeverwaltung und Wohlfahrtspflege" (1932) 
Ausgeschrieben: In Argenschwang besteht eine Synagogengemeinde. Der Ort hat 385 Einwohner, davon 29 jüdische. Von letzteren sind 13 Zenithen = Steuerzahler. Vorsitzender der Gemeinde ist derzeit Jacob Gamiel III. Telefon Amt Wallhausen 25. Der Kultusetat der Gemeinde betrug 1930 90 RM, der Unterrichtsetat 1930 144 RM. Die Synagoge ist in der Hauptstraße, auch vorhanden sind ein Friedhof und eine jüdische Religionsschule, in der derzeit 6 Kinder Religionsunterricht erhalten. 

         

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgende Kennkarte ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des aus Argenschwang
 stammenden Joseph Mayer  
 Argenschwang KK MZ Mayer Joseph.jpg (90515 Byte)   
   Joseph Mayer ist am 6. Juli 1862 in Argenschwang geboren. Er war später in Mainz wohnhaft. Im Februar 1939 ist er in die Niederlande emigriert Am 20. April 1943 wurde er inhaftiert und in das Sammellager Westerbork verbracht. Er ist umgekommen.     

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge             
    
Bei der ehemaligen Synagoge in Argenschwang handelt es sich um ein über 300 Jahre alte zweigeschossiges Fachwerk-Giebelhaus mit Rechteckfenstern und Obergeschoss. Dieses Gebäude wurde von der jüdischen Gemeinde im 18. Jahrhundert gekauft, um darin nach einer Erweiterung des Gebäudes eine Synagoge eingerichtet werden können. Der Betsaal war im Obergeschoss. Eine Frauenempore gab es nicht. Der Bereich für die Frauen war durch einen Sichtschutz abgetrennt. Der Betraum hatte eine gewölbte hölzerne Decke, die mit einem Sternenhimmel bemalt war. 
  
Fast 200 Jahre war die Synagoge in Argenschwang Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort. Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Innenraum verwüstet und beschädigt; nach anderen Angaben geschah nichts, da sich ein älterer Dorfbewohner den aus Kreuznach angerückten Männern entgegen gestellt habe. Im August 1939 kaufte ein Landwort das Anwesen für 262 RM zuzüglich 87,50 RM (Abgabe an das Reich). 1950 wurde das Gebäude an die Jüdische Kultusgemeinde Bad Kreuznach/Birkenfeld rückübertragen, die es später wieder verkaufte. 
 
Am 25. Juli 1980 wurde das Synagogengebäude als Kulturdenkmal eingetragen. Noch im selben Jahr wurde das Gebäude außen instandgesetzt. Im Inneren musste die Holzbalkendecke des Betsaals wegen statischer Schäden ausgebaut werden. Das Gebäude wird als Lager- und Abstellraum verwendet. Eine Hinweistafel ist vorhanden.
  
In der "Liste der Kulturdenkmäler in Argenschwang" (Wikipedia-Artikel) ist unter "Einzeldenkmäler" der Eintrag wie folgt: "Brunnenstraße 7: ehemalige Synagoge; dreiteilige Gruppe barocker Fachwerkbauten, 17. und 18. Jahrhundert".  
    
    
Adresse/Standort der Synagoge:     Brunnenstraße 7    
     
     
     

Fotos  
(sw-Foto obere Reihe: Landesamt s.Lit. S. 82)   

Die ehemalige Synagoge 
in Argenschwang (vor der
Außenrenovierung 1980)
Argenschwang Synagoge 110.jpg (66409 Byte)  
     
     
Die ehemalige Synagoge 
im September 2012 
(Quelle: Foto links: Wikipedia-Artikel "Argenschwang";
Foto rechts: J. Franzmann, Allenfeld) 
Argenschwang Synagoge 210.jpg (72378 Byte)  
   Hinweis: Das Foto findet sich in höherer Auslösung 
über den links genannten Wikipedia-Artikel 
  
 Hinweistafel: "Ehemalige jüdische Synagoge von
 Argenschwang. Gebäude vermutlich um 1650 erbaut;
Bethaus im 18. Jahrhundert angebaut
"

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

August 2020: Erinnerung an die Synagoge in Argenschwang       
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung" vom 6. August 2020: Abschnitt zu Argenschwang: "Argenschwang. In Argenschwang, direkt neben der evangelischen Kirche, steht eine der wenigen erhaltenen Fachwerk-Synagogen. Schon im 18. Jahrhundert hatte die jüdische Gemeinde das barocke Ensemble bestehend aus drei Häusern gekauft. Der Betraum war mit einer hölzernen Kuppel geschmückt, auf der ein Sternenhimmel aufgemalt war. Diese Decke ist heute nicht mehr erhalten. Fast 200 Jahre lang war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens. 1858 zählte Argenschwang immerhin 66 jüdische Mitbürger. In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurden nicht nur Wohnungen von Juden überfallen und zerstört, sondern auch die Synagoge. Im August 1939 kaufte ein Landwirt das Anwesen für 262 Reichsmark. Dieser Kaufvertrag wurde 1950 für nichtig erklärt und das Gebäude an die Jüdische Kultusgemeinde Bad Kreuznach rückübertragen, die es dann später wieder an einen Privatmann verkaufte. 1980 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und saniert. 21 jüdische Mitbürger aus Argenschwang wurden während der NS-Zeit umgebracht. Eine Tafel erinnert an die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Argenschwang".        

   
     

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Argenschwang   
bulletWebsite der Gemeinde Spabrücken 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Argenschwang (interner Link)   

Literatur:  

bulletDokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995 S. 521-532.   
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 82-83 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletThea Levinsohn: Lebensstationen einer deutschen Jüdin - verwurzelt in Rheinland-Pfalz - Alexandrien. Tiberias - Essen - Jerusalem. In: Sachor. Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz. 3. Jahrgang. Ausgabe 1/1993, Heft Nr. 4. S. 5-20. Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt - Achtung längere Ladezeit bei 23,7 MB; betr. u.a. die jüdischen Familien Braun, Seligmann und Schwarz aus Argenschwang).        

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Argenschwang  Rhineland. Jews probably settled in the mid-18th century, numbering 66 (total 454) in 1858 and 29 in 1932. Jews worked as cattle dealer, butchers, and horse traders. The community maintained a jewish school in the second half of the 19th century and at the outset of the Nazi era had a synagogue, cemetery, and mikve. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue, Jewish homes, and stores were extensively damaged. Although some Jews left for other German cities, they too were deported like the Jews who stayed behind.       
         
          

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020