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Friedhöfe im Vogelsbergkreis"
Angenrod (Stadt
Alsfeld, Vogelsbergkreis)
Jüdischer Friedhof
(erstellt unter Mitarbeit von Prof. Dr. Ingfried
Stahl, Alsfeld)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Angenrod
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der Friedhof wurde in der Mitte
des 18. Jahrhunderts angelegt. Er war zentraler Begräbnisplatz für die
jüdischen Gemeinden in Alsfeld, Romrod,
Leusel (hier nur einzelne Familien, die zu Angenrod gehörten), Ober-Gleen und Grebenau, bis diese
Gemeinden teilweise eigene Friedhöfe anlegten. Das Eingangstor wurde 1897 auf
Grund einer Stiftung neu erstellt. Während der NS-Zeit wurde der Friedhof um
über die Hälfte seiner ursprünglichen Fläche verkleinert. Die
Friedhofsfläche umfasst heute noch 14,39 ar. Der älteste Grabstein datiert von
1842. Die älteren Gräber befinden sich auf der östlich des heute noch
vorhandenen Friedhofareals befindlichen Wiesenfläche. Die Grabsteine wurden in
der NS-Zeit entfernt und anderen Zwecken zugeführt.
Eine Hinweistafel ist vorhanden. Auf dem
Friedhof stehen nach einer neueren Dokumentation (fotografische Erfassung von
Prof. Dr. Stahl) 201 Grabsteine.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt am Ortsrand
von Angenrod
Fotos
(Fotos erhalten von I. Stahl)
Flurkartenauszug des
Friedhofes
von 1929 |
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Blick auf den Friedhof |
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Die weiße
Markierung zeigt die Fläche mit den erhaltenen Grabsteinen |
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Grabsteine |
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Der älteste Grabstein
(Elchanan
Rothschild, gest. Dienstag, 11. Nissan
(5)602 = 22. März 1842)) |
Der jüngste Grabstein für
Sally Abt
(gest. 21.10.1940) |
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Grab von Eva Stern aus Leusel
(1835-1893) |
Grab von Ascher Stern aus
Leusel
(1838-1909) |
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Drei Grabsteine
von Angehörigen der Familie Sondheim
aus Ober-Gleen im jüdischen
Friedhof in Angenrod
(Fotos von Monika Felsing) |
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Grabstein für Hirsch
Sondheim
(Zwi Bar Josef, 15.3.1854-31.8.1927) |
Grabstein für Rebecka
Sondheim geb. Katz
(Riwka Bat Naftali HaKohen,
22.11.1856-8.8.1929) |
Grabstein für Robert
Gabriel Sondheim
(Gabriel Bar Elieser, 17.5.1926-6.8.1930) |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
August
2019: Zum
Friedhof in Angenrod wird eine Dokumentation erstellt
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Artikel
in der "Oberhessischen Zeitung" vom 3. August 2019 (Foto links von
Ingfried Stahl: der Friedhof Angenrod vor seiner Instandsetzung 1980):
"Größter jüdischer Friedhof im Kreis. In Kooperation mit der
"Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen", angesiedelt im
Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW), erfolgt nun auch die
Gesamtdokumentation des israelitischen Friedhofs in Angenrod.
ANGENROD - In Kooperation mit der "Kommission für die Geschichte der
Juden in Hessen", angesiedelt im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden
(HHStAW), erfolgt nun auch die Gesamtdokumentation des israelitischen
Friedhofs in Angenrod. Den aufwendigen Detailauswertungen mit
insbesondere auch digitalfotografischer Erfassung aller 206 Grabmale
widmet sich, unterstützt von Mitarbeitern der landesübergreifenden
Kommission, Angenrods Zeitgeschichtsforscher Dr. Ingfried Stahl. Der
Angenröder, der in den vergangenen Jahren bereits eine Reihe umfassender
Bücher und Beiträge zur örtlichen und regionalen Zeitgeschichte - neben
der Geschichte der Israeliten auch die umfassende Aufarbeitung der Ära
des Nationalsozialismus als weiterer Schwerpunkt - veröffentlichte, hat
bereits vor seiner Instandsetzung erste Fotos des damals noch maroden
jüdischen Friedhofs aufgenommen. Die teils bereits umgefallenen oder
gekippt stehenden Grabmale wurden in den Jahren 1980/81 im Auftrag der
Stadt Alsfeld von der Firma Ruhl fachgerecht aufgerichtet, gesichert und
in einen würdigen Zustand versetzt, dies insbesondere auch mit Blick auf
immer wieder die Gräber ihrer frühen Vorfahren aufsuchenden
israelitischen Nachfahren, sei es aus den USA, aus Großbritannien oder
auch aus Israel.
Erste Details des Prozederes der Dokumentation der noch vorhandenen
Grabmale auf dem Friedhof am westlichen Ortseingang wurden kürzlich in
Wiesbaden bei einer Zusammenkunft mit dem Geschäftsführer der
Kommission, Archivoberrat Dr. Hartmut Heinemann, erörtert. Den Kontakt
zu dem Experten für jüdische Sepulkralkultur vermittelte Michael Lenarz,
stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt. Lenarz
selbst hatte bereits im Oktober 2009 als Leiter einer
Bus-Exkursionsgruppe der Volkshochschule Offenbach auf den Spuren
jüdischen Lebens im Vogelsbergkreis auch dem Angenröder Friedhof einen
Besuch abgestattet (unsere Zeitung berichtete). In Auswertung der
Veranstaltungen der Friedenswoche Ende des Jahres 1988 hatten auch schon
zwei Jahrzehnte zuvor Pfarrer Walter Bernbeck und Rieko Becker sowie
Gemeindepädagoge Uwe Langohr unter anderem gefolgert, Angenrod könne
stolz auf seinen israelitischen Friedhof sein. Der evangelischen Kirche
sei es daher ein wichtiges Anliegen, diesen Friedhof in der Zukunft
gemäß den israelitischen Richtlinien in einen würdigen Gesamtzustand zu
versetzen.
Dem Sammelfriedhof, bezüglich Inschriften-Dokumentation angenommen,
hatte sich dann schon im August 2005 eine Besuchergruppe katholischer
Jugendlicher aus Polen, die anlässlich des Weltjugendkirchentags der
Katholiken in Köln eine Zwischenstation in Ruhlkirchen machte. Das
kleine Angenröder Projekt hatte damals Hans Rupp (Vockenrod), der
Pfarrgemeinderats-Vorsitzende der Pfarrei St. Michael (Ruhlkirchen),
initiiert und betreut. Notizen und Aufzeichnungen von diesem Projekt
sind allerdings archivisch nicht überliefert.
Auswertung. Kommissions-Geschäftsführer Heinemann (79) erklärte,
der Angenröder Judenfriedhof solle in der gleichen Weise dokumentiert
werden wie die bisher schon abgeschlossenen Friedhofsprojekte im übrigen
Hessen. Aktuell seien unter Fokussierung auf einige jüdische
Sammelfriedhöfe vor allem Mittel- und Südhessens schon rund 70
Ruheareale mit insgesamt 17 000 Grabstätten ausgewertet. Jüdische
Friedhöfe seien oft die einzigen noch sichtbaren Zeugnisse der vormals
reichen und dann in der NS-Zeit untergegangenen jüdischen Kultur
hierzulande, die es zu bewahren gelte, so das offizielle Paradigma.
Manchen Zerstörungen und Verlusten zum Trotz haben in Hessen noch fast
370 jüdische Friedhöfe mit vielen Tausend Grabsteinen die Zeiten
überdauert. Im Gegensatz zu den christlichen Grabstätten dürfen
israelitische Friedhöfe nicht aufgelassen werden. Aus religiöser
Tradition verstehen sie sich als für die Ewigkeit gedacht.
Im Verbund mit dem Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg
werden, wie Kommissionsgeschäftsführer Heinemann jetzt erläuterte, alle
analog ausgewerteten jüdischen Friedhöfe online gestellt: via des
Landesgeschichtlichen Informations-Systems Hessen (LAGIS). Im
Themenmodul "Jüdische Grabstätten" sind dann präzise Angaben zu den etwa
370 israelitischen Begräbnis-Plätzen abzurufen.
Wenn möglich, involvieren diese das Alter, die Zeit der Belegung und die
Flächengrößen und natürlich auch die Anzahl der noch vorhandenen
Grabsteine. Zudem soll eine kurze Darstellung der Friedhofshistorie
erfolgen, gepaart mit auch Hinweisen der Friedhofslage und dessen
Zugänglichkeit. Von den unter Koordination von Stefan Aumann (Marburg) -
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Landesamt und seit 2015 auch Mitglied
der Kommission - erarbeiteten Datensätzen werden Verweise auf die im
Modul bearbeiteten Grabsteine gegeben.
Spezialgebiet Dr. Heinemanns ist die Sepulkralkultur, im weiter
gefassten Sinne auch Trauer- und Begräbniskultur der jüdischen
Bevölkerung in Hessen. Seine Expertise belegen auch viele
Fachveröffentlichungen und die Publikation mehrerer Bücher und Bände auf
diesem Gebiet.
So hatte er auch schon 2001 gemeinsam mit Christa Wiesner als der
Hebräischen Schrift sehr kundigen Co-Autorin und auf Basis langjähriger
Forschungstätigkeit seiner Mitarbeiter einen Bildband zum
jüdischen Friedhof in Alsbach
(Bergstraße) herausgegeben.
Hessenweite Einordnung. Mit mehr als 2100 Grabsteinen auf einer
Fläche von über 22 000 Quadratmetern ist es (sc. Alsbach) der
weitaus größte Sammel-Landfriedhof hierzulande, mit Gründung im Jahr
1616 zudem einer der ältesten. Sein Einzugsbereich umfasste in einem
Umkreis von 20 Kilometern diesen als letzten Ruheplatz für die jüdische
Bevölkerung aus 32 Städten im hessischen Ried zwischen Rhein und
Bergstraße. Aber auch Angenrods israelitischem Friedhof kommt
regional mit großem Abstand Platz eins zu. Mit 207 Grabstätten, darunter
204 erhaltene Grabsteine, ist auch er, verglichen mit den anderen
jüdischen Gemeinden im heutigen Vogelsbergkreis - Alsfeld (133),
Bobenhausen II (40), Crainfeld (75), Einartshausen (35), Grebenau (120),
Homberg (68), Kestrich (60), Kirtorf (57), Lauterbach (54), Nieder-Ohmen
(41), Rülfenrod (2), Schlitz (31), Schotten (118) und Storndorf (100) -
der bei Weitem größte israelitische Friedhof im Kreis, dies sogar
ungeachtet der Tatsache, dass der älteste und westlich gelegene
Friedhofsteil des Angenröder Sammelfriedhofs der radikalen Verkleinerung
im Zuge der nationalsozialistischen Autokratie unter Hitler zum Opfer
fiel. "
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen.
1971 Bd. I S. 44. |
| Ingfried
Stahl: Die Israelitische Religionsgemeinde Angenrod. Reihe:
Mitteilungen des Geschichts- und Altertumsvereins Alsfeld. Heft 1 Juni
2007. |
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