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Dokumente aus den Sammlungen
der Alemannia Judaica
Eingestellt vom Webmaster der Alemannia
Judaica (Adresse siehe Eingangsseite)
Übersicht:
-
Autobiographie von Hilde Tod geb. Oppenheimer (1913-1972)
-
Lebenslauf und Briefe von Hans-Georg Kirchheimer (Jean Georg
Kirchheimer, 1914-1993)
Im Einzelnen:
 | 1.
Autobiographie von Hilde Tod geb.
Oppenheimer (1913-1972) (eingestellt als pdf-Datei, 10 mschr. Seiten,
kurz vor ihrem Tod von ihr selbst geschrieben).
Zur Person: Hilde Tod geb. Oppenheimer ist geboren am 27. Mai 1913 in
Heilbronn als Tochter von Simon Oppenheimer und Beate geb. Joseph.
Sie hatte von einen Bruder Friedrich (geb. 2. Oktober 1907), der
allerdings bereits am 13. August 1912, also vor der Geburt von Hilde
verstorben ist.
Der Vater Simon Oppenheimer ist als Sohn des jüdischen Metzgers
Tauber Oppenheimer und seiner Frau Karoline geb. Essinger am 23. September
1874 in Gemmingen geboren. Nach seiner Heirat
am 25. Dezember 1906 (in Heidelberg) mit Babette genannt Beate geb. Joseph hat er sein
Geschäft nach Heilbronn verlegt (Frankfurter Straße). Simons Bruder Salomon
Oppenheimer war als Anwalt tätig. Simons Schwester Emma heiratete Emil Tannhauser, ist
aber früh verstorben.
Die Mutter Beate geb. Joseph ist am 13. Januar 1887 in
Griesheim bei Darmstadt geboren als
Tochter von Hermann Joseph und seiner Frau Lina geb. Levi. Sie hatte einen älteren
Bruder Julius, eine ältere Schwester Erna (später NY) und zwei Schwestern
Selima und Ida (beide später Israel).
Hilde Oppenheimer ist in Heilbronn aufgewachsen und hat hier seit Mai 1920
die Schule besucht, nach der Volksschule das Realgymnasium (bis Frühjahr
1932). Im Sommersemester 1932 war sie eingeschrieben im Dolmetscherinstitut
in Mannheim. Im Zusammenhang mit dem Studium war sie 1932/33 für ein Jahr in Hove (Brighton) England. Hier erteilte sie auch Deutschunterricht. Nach dem
Jahr in England kehrte sie 1933 zunächst nach Heilbronn zurück, das Studium
in Mannheim konnte sie nicht fortsetzen. Hierauf war sie bis 1935 auf
Au-Pair-Stellen in Frankreich tätig (Versailles, Thionville, dann Grenoble).
In Grenoble war sie im Kinderheim "Le chalet" des Ehepaares Julius Kahn-Hut
(geb. 25. Mai 1891 in Ludwigsburg) und Bertha Kahn geb. Essinger
(geb. 16. Juli 1896 in Ulm, gest. 1994) tätig, die aus Stuttgart nach Grenoble
gezogen waren (Julius Kahn ist am 15. August 1935 bei einem Unfall in Talloires gestorben, danach wurde das Heim geschlossen). 1935 ist Hilde
Oppenheimer gemeinsam mit Bertha Kahn geb. Essinger und ihren drei Kindern
(siehe unten) nach England zurückgekehrt, wo beide nun bei Berthas Schwester
Anna Essinger in der Bunce-Court-Schule tätig waren (Hilde Oppenheimer bis Dezember 1940).
Hilde Oppenheimer traf in der Bunce-Court-Schule den englischen, nichtjüdischen
Geschichtslehrer Robert Tod, der hier ab September 1937 tätig war. 1939
konnten die Eltern von Hilde – Simon Oppenheimer und Beate geb. Joseph sowie
deren Bruder Julius Joseph – nach England kommen. Die Frau von Julius Joseph
(Clara Joseph geb. Neu, 1891-1942) konnte nicht mehr emigrieren und wurde
nach der Deportation
ermordet. 1939 heirateten Hilde Oppenheimer und Robert Tod. Seit 1940 war Hilde
Mitarbeiterin bei verschiedenen sozialen Einrichtungen, sie lebte mit ihrem
Mann in Toynbee Hall in
London. Am 28. September 1943 ist die Tochter Caroline geboren, am 12.
August 1946 der Sohn Mark, am 4. April 1950 der Sohn Harret.
Im Dezember 1946 starb die Mutter Beate Oppenheimer geb. Joseph.
Hilde Tod geb. Oppenheimer starb am 25. November 1972. Wenige Wochen
vor ihrem Tod verfasste sie ihre
Autobiographie (eingestellt als pdf-Datei).
Quellen:
- Hans Franke: Geschichte der Juden in Heilbronn. 1963 S. 364 mit
Adresse von Hilde Oppenheimer in Heilbronn Frankfurter Straße 47 und
Auswanderungsdatum USA 7.7.1936 (letzteres nicht korrekt; Hilde ist zu
keiner Zeit in die USA emigriert).
- Familienregister Heilbronn (Landesarchiv/HStA Stuttgart): Familie Simon
und Beate Oppenheimer
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445312-390 (Seite
eingestellt als Bild-Datei).
- Wikipedia-Artikel zu Anna Essinger
https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Essinger und zur Bunce Court School
https://de.wikipedia.org/wiki/Bunce_Court_School
Aus dem Wikipedia-Artikel zur Bunce Court School zu Hilde Oppenheimer-Tod:
"Hilde Oppenheimer-Tod wurde 'Hutschnur' genannt, da sie eines Tages auf
das Fehlverhalten eines Schülers mit dem Ausspruch 'Das geht mir aber über
die Hutschnur.' reagiert habe. Sie unterrichtete Französisch und war als
Hausmutter tätig. Verheiratet war sie mit Robert James Niebuhr Tod (* 13.
Februar 1917 – † März 1994), der als Autor von Büchern über Sozialarbeit und
Pflege, aber auch über Quäker-Mystik bekannt wurde." Sowie zu Bertha
Kahn: "Bertha Kahn, geborene Essinger, war eine der wenigen Personen, die
keinen Spitznamen hatten. Sie 'war für die Hausarbeit zuständig -
beispielsweise für den Wäscheschrank und unzählige andere anfallende
Arbeiten, die, wenn auch alles andere als glamourös, für das Leben der
Schule von grundlegender Bedeutung waren. Zu einer ihrer Aufgaben gehörte
das sparsame Austeilen unserer täglichen Lebertranration – eine Tätigkeit,
mit der sie sich bei den Kindern wohl kaum beliebt gemacht haben wird. Sie
hatte zwei eigene Kinder in der Schule und war eine sehr anständige Frau,
die der Schule treue Dienste geleistet hat.' Brent hat bei ihr ebenso wie
bei ihren beiden Schwestern eine Begräbnisrede gehalten."
- Wikiwand-Artikel
http://www.wikiwand.com/de/Landschulheim_Herrlingen
- Zum Ehepaar Julius Kahn-Hut und Bertha Kahn geb. Essinger:
http://calzareth.com/tng/getperson.php?personID=I8871&tree=tree1
- Über Julius Kahn-Hut bei Joachim Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg S.
428-429: "Julius Kahn, geb. 25. Mai 1891 in Ludwigsburg als Sohn von
Daniel Kahn(-Hut) und Fanny (Friedel) geb. Rothschild; war später als
selbständiger Kaufmann (Textilwarenvertretungen) in Ulm, dann in Stuttgart
tätig (nach Adressbuch 1932 wohnhaft Ludwig-Pfau-Straße 19,1); war
verheiratet mit Bertha geb. Essinger (geb. 16. Juli 1896 in Ulm); das
Ehepaar hatte drei Kinder: Liselotte (geb. 16. Februar 1921 in Ulm, 1935
nach England, 1953 nach Rhodesien, verheiratet mit Heinz Schmoll), Walter
Daniel (geb. 28. September 1928 in Ulm) wohnte um 1964 in
Otterdeen-Faversham, Kent/England), Ruth (geb. 9. Mai 1923 in Ulm, 1935 nach
England, wohnte um 1960 in London); Julius Kahn ist mit seiner Familie im
Oktober 1933 nach Grenoble (Frankreich) emigriert; am 15. August 1935 starb
er an einem Autounfall in Talloires (Frankreich), Frau Kahn ist daraufhin
mit den Kindern nach England, wo sie 1964 noch in Otterdeen-Faversham,
Kent/England lebte." - Familienseite zu Familie Essinger (Oberdorf - Ulm) von Rolf Hofmann:
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20Bayern/ESSINGER-1-A.pdf
- Judith Tydor Baumel-Schwartz: Never Look Back. The Jewish Refugee
Children in Great Britain. 1938-1945. Purdue University Press / West
Lafayette, Indiana 2012. Im Buch findet sich u.a. eine Auswertung der
Korrespondenz mit Bertha Kahn vom Mai 1980.
- Foto der vier Schwestern Essinger, darunter Bertha Kahn geb. Essinger aus
dem Flyer zur Ausstellung 2012: Pädagogik Deportation Literatur Herrlingen
1912-1947.
http://www.haus-unterm-regenbogen.de/elemente/2012/pix/faltblatt_ausstellung.pdf
|
 | 2.
Lebenslauf und Briefe von Hans-Georg Kirchheimer (Jean Georg Kirchheimer,
1914-1993)
erhalten sind und als Scans eingestellt:
Hans-Georg Kirchheimer: Curriculum vitae (Lebenslauf) verfasst am 4. April
1966
Hans-Georg Kirchheimer: Brief an seine Schulfreunde, ohne Datum, 2.
Jahreshälfte 1965
Brief an Hans-Georg Kirchheimer von Eugen Möhle, Eberstadt vom 6. Februar
1966
Hans-Georg Kirchheimer: Brief an Eugen Möhle, Eberstadt vom 10. April 1966
Hans-Georg Kirchheimer: Brief an Eugen Möhle vom 27. Dezember 1970
Zur Person: Hans-Georg Kirchheimer ist am 14. April 1914 in Frankfurt
am Main als erster Sohn des Friedrich (Fritz) Wilhelm Kirchheimer und
seiner Frau Johanna (genannt Anne) geb. Rosenthal geboren. Die Eltern
stammten beide aus Heilbronn und waren seit dem 11. März 1913 miteinander
verheiratet. Johanna geb. Rosenthal (1889-1971) war eine am 5. April
1889 geborene Tochter von Moses Rosenthal und Emma geb. Levin.
Vater Friedrich Wilhelm Kirchheimer (1888-1954; Sohn von Israel
Julius Kirchheimer und Friederike geb. Bär) war als Prokurist der Privatbank
Wertheimer in Frankfurt am Main tätig. Bei Kriegsbeginn 1914 stellte er sich
als Vize-Feldwebel in Heilbronn der Artillerie und wurde nach Kriegsende als
Offiziersstellvertreter mit dem EK II und weiteren Medaillen und Abzeichen
ausgezeichnet. 1918 wurde er Direktor der Heilbronner Filiale der
Darmstädter Bank und ab 1921 Direktor der Heilbronner Filiale der Dresdner
Bank. Aus dieser Stellung wurde er 1935 zwangsweise durch die
Nationalsozialisten entlassen.
Hans-Georg Kirchheimer absolvierte in Heilbronn das Abitur 1932 und
studierte danach Jura an der Universität Heidelberg. Im April 1933 ist er
nach Frankreich emigriert (Grenoble, dann ab Herbst 1933 Universität Paris).
1936 Abschluss des Studiums in Paris. Seine Familie ist 1935 nach
Argentinien emigriert. Hans-Georg Kirchheimer fand Arbeit unter anderem in
verschiedenen Anwaltsbüros als Übersetzer. Bei Kriegsbeginn 1939 wurde er
als ehemaliger deutscher Staatsangehöriger in ein Lager bei Orléans
interniert. Er wurde entlassen, als er sich für fünf Jahre in die
Fremdenlegion verpflichtete. Als solcher war er eingesetzt ab Anfang 1940 in
Marokko, krankheitshalber bei zahlreichen anderen Einsätzen, dann wieder
beim Militär in Tunesien, Argentinien, Italien, Frankreich (detailliert
beschrieben im
Lebenslauf). Er wurde mehrfach ausgezeichnet. Nach Kriegsende war er bei
der französischen Militärregierung in Baden-Baden, im Juni 1946 aus dem
Militärdienst entlassen, aber bis Ende 1948 weiter bei der Militärregierung
tätig. 1946 Verlobung mit Susanne Renée Marie Greuell (geb. 22. Juli 1919)
und zur katholischen Kirche konvertiert; Heirat 1947. 1949 sind beide nach
Argentinien ausgewandert und ließen sich in Buenos Aires nieder. Hans-Georg
Kirchheimer war als Vertreter von westdeutschen und französischen Verlegern
tätig und arbeitete zeitweise als Reporter und Redakteur bei einer
französischen Tageszeitung. 1950 wurde die Tochter France Therése Charlotte
geboren. 1952 eröffnete Hans-Georg Kirchheimer einen eigenen Verlag und
Vertrieb argentinische Bücher. Auf Grund der schlechten wirtschaftlichen
Bedingungen in Argentinien musste er den Verlag nach einigen Jahren wieder
aufgeben. 1969 Umzug nach Paris/Frankreich. Er starb am 30. Oktober 1993 in
Paris.
Quellen:
- Eintrag zu Hans-Georg Kirchheimer bei geni.com, von hier aus Links
zu Familienangehörigen:
https://www.geni.com/people/Hans-Kirchheimer/6000000035973016156
- Hans Franke: Geschichte der Juden in Heilbronn. 1963 S. 360 mit
Adresse der Familie Kirchheimer in Heilbronn Friedensstraße 23 und
Auswanderungsdatum Argentinien 31.3.1937 für Fritz Kirchheimer (geb. 25.
Juni 1888 in Heilbronn), Joh. Kirchheimer (5. April 1889 in Heilbronn), Marg.
Kirchheimer (geb. 30. Januar 1918 in Heilbronn), Martha Kirchheimer (geb.
28. März 1921 in Heilbronn).
- Familienregister Heilbronn 1812-1938 im Landesarchiv/Hauptstaatsarchiv
Stuttgart
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445312 Familienseite zu Familie
Fritz Kirchheimer:
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445312-503, allerdings
unvollständig (Kinder Hans-Georg und Marg. werden nicht genannt), dafür
statt Martha Kirchheimer ein Sohn Martin Julius (geb. 28. März 1921).
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