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Aach (VG
Trier-Land, Kreis Trier-Saarburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Aach lebten Juden bereits im 15. Jahrhundert. 1418
ließen sich einige der damals aus dem Kurfürstentum Trier ausgewiesenen Juden
am Ort nieder. Auch im 16. Jahrhundert dürften Juden am Ort gelebt haben (1589).
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 18.
Jahrhundert zurück. 1808 wurden 57 jüdische Einwohner gezählt, 1828 68, 1830 80, 1843
77 (bei insgesamt 310 Einwohnern), um 1850 die Höchstzahl von 86. Bis
1846 gehörten auch die in Butzweiler
lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Aach. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung
zurück. 1900 gab es noch 14 jüdische Familien in Aach.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule (1877 10, 1878 12 Kinder), ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter, teilweise auch als Schochet (Schächter)
fungierte. Bei anstehenden Neubesetzungen war die Stelle immer wieder neu zu
besetzen (siehe Anzeigen unten).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Mirtil Joseph
(geb. 21.10.1894 in Aach, gef. 16.3.1917), Adolf Levy (geb. 7.1.1898 in Aach,
gef. 3.10.1918) und Alfred Levy (geb. 20.4.1897 in Aach, gef. 30.11.1917).
Außerdem sind gefallen: Max Joseph (geb. 13.4.1877 in Aach, vor 1914 in
Bollendorf wohnhaft, gef. 9.11.1915) und Simon Joseph (geb. 22.6.1874 in Aach,
vor 1914 in Bollendorf wohnhaft, gef. 16.11.1918).
Die
Haupterwerbszweige der Aacher Juden waren der Viehhandel sowie der Handel mit
Pelzen, Fellen und Bienenwaben. Auch gab es jüdische Handwerker (einen
Schneider),
eine Gastwirtschaft und ein Kolonialwarengeschäft im Besitz jüdischer
Familien. Das Handelsgebiet der jüdischen Händler aus Aach erstreckte sich bis weit in die Bitburger Gegend.
Fast alle jüdischen Familien hatten auch kleinen
Landbesitz. Um 1925, als noch 64 jüdische Einwohner gezählt wurden, war
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Moses Joseph.
1933 lebten noch 38 jüdische Personen am Ort (in acht
Familien, 7,8 % der Gesamteinwohnerschaft von ca. 650 Personen), 1937 noch 15 Personen (3,2 % der
Gesamteinwohnerschaft). Einige Familien konnten in der NS-Zeit noch
auswandern, fünf davon in die USA. Mit den Deportationen im April 1942, Juli
1942 und März 1943 wurden die letzten in Aach noch lebenden jüdischen Personen
in die Vernichtungslager deportiert.
Von den in Aach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lina Geismar geb.
Joseph (1889), Amalie Herz (1862), Elise Joseph geb. Wolf (1863), Emma Joseph geb. Levy
(1890), Isaak Joseph (1863), Salomon Joseph (1888), Julie Kahn geb. Levy (1868),
Rosa Kahn geb. Simon (1866), Daniel Levy (1904),
Frieda Levy (1893), Heimann Levy (1876), Josef Levy (1892), Lazarus Levy (1873),
Lena Levy (1867), Margot Levy (1908), Nathan Levy (1870), Nathan Levy (1888), Ruben Levy (1853), Selma Levy (1890),
Selma Levy geb. Hirsch (1911), Sigmund Levy (1879),
Therese Levy (1894), Berta Lieser geb. Levy (1881), Delfine Mayer geb. Levy
(1889), Rosa Mayer geb. Levy (1868), Adele Müller geb. Fröhlich (1873), Leopold Müller (1877), Joseph Salomon
(1888), Regina Salomon geb. Levy (1886), Margot Schloss geb. Levy (1908), Fanny
Schmitz geb. Simon (1873), Israel Simon (1881), Moses Simon (1880), Regina Simon
(1882), Gertrud Wolf geb. Levy (1903).
Die in einigen Listen (Yad Vashem, Theresienstadt) mit
Bezug zu Aach angegebenen - aus Sieglar stammenden - Opfer Mathilde Meyer geb. Arnesberg
(1869) und Moses Meyer (1862) waren vermutlich zu keiner Zeit in Aach. Ihre
Namen könnten auf Grund eines Lesefehlers der Todesfallanzeige von
Theresienstadt in Bezug zu Aach gebracht worden sein. In dieser Todesfallanzeige
ist - nicht leicht lesbar - statt Aach wohl das Arbeitslager Much genannt, über
das Juden aus dem Kreisgebiet des (Rhein-Sieg-Kreises) deportiert wurden
(Hinweis von Stefan Eich vom 11.12.2023).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Lehrer- und Vorbeterstelle 1877 / 1878 / 1884 / 1900
/ 1901 / 1902
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1877:
"Die Lehrerstelle zu Aach bei Trier wird am 7. Februar nächstkommend
erledigt. Es wird zu deren Besetzung ein Religionslehrer und Vorbeter
gesucht. Kann auch als Schächter fungieren. Kinder 10, als Gehalt wird
ausgesetzt sechshundert Mark ohne Nebenverdienst. Bewerber können sich
sofort schriftlich an den Vorstand wenden.
Der Vorsteher: Simon
Levy-Gottlieb." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1878:
"Am 8. April dieses Jahres wird die Lehrerstelle zu Aach bei Trier
vakant. Zu deren Besetzung wird gesucht ein Religionslehrer und Chasan
(Vorbeter); derselbe kann auch als Schächter fungieren. Kinder: zwölf.
Gehalt 600 Mark und Nebeneinkünfte. Bewerber wollen sich schriftlich an
den Vorstand wenden.
Simon Levy Gottlieb." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1884:
"Vakanz.
Wir suchen einen alleinstehenden, jungen Mann, der
die Religionslehrer- und Vorbeterstelle, sowie die Stelle eines Schochet
übernehmen könnte. Fixer Gehalt 600 Mark und Nebenverdienste.
Bewerber
wollen sich bei mir schriftlich melden.
Salomon Levy-Alex, Vorsteher, in Aach, Regierungsbezirk Trier." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1900:
"Die israelitische
Religionslehrerstelle
von Aach (bei Trier) ist
vakant. Seminaristisch gebildete Lehrer, welche auch zugleich Vorbeter
sein müssen, wollen sich baldigst bei dem Unterzeichneten melde. Gehalt
800 bis 900 Mark.
Für die israelitische Gemeinde Aach: Moses Joseph". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1901:
"Die israelitische Religionslehrer- und Vorbeterstelle zu Aach bei
Trier in vakant. Bewerber, welche auch Vorbeter sein müssen, wollen sich
baldigst an den unterzeichneten melden. Gehalt Mark 900 und verschiedene
Nebenverdienste.
Für die Synagogen-Gemeinde Aach: Moses Joseph". |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Oktober 1902: "Die israelitische Kultusgemeinde in Aach
bei Trier sucht für sofort einen unverheirateten seminaristisch
gebildeten
Religionslehrer,
welcher auch Vorbeter sein muss. Gehalt Mark 900-1000 bei freier
Wohnung. Bewerber wollen sich gefälligst neben Abschrift ihrer Zeugnisse
an den Unterzeichneten melden.
Moses Joseph." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal beziehungsweise eine erste Synagoge vorhanden.
1808 wird berichtet, dass die Aacher Synagoge auch von den Juden aus Butzweiler
und Welschbillig besucht wurde.
In den 1850er-Jahren bemühte sch die
jüdische Gemeinde in Aach auf Grund der gestiegenen Zahl der
Gemeindeglieder um einen Synagogenneubau. Da dieser die finanziellen
Möglichkeiten der relativ kleinen Gemeinde überstieg, wurde 1859 eine
Kollekte für den Neubau der Synagoge in umliegenden Gemeinden veranstaltet. Ein
geeignetes Grundstück war zwar bald gefunden, doch bereitete die exakte
traditionelle Ostung des Gebäudes auf diesem Grundstück Schwierigkeiten. Der
Trierer Architekt Christian Wilhelm Schmidt, der zwei Jahre zuvor die Trierer
Synagoge erbaut hatte, wurde mit der Planung beauftragt. Er entwarf zwei
alternative Pläne für die Lage der Synagoge, wobei sich die bessere
Ausnutzung des Grundstückes bei einer Ausrichtung der Synagoge nach
Nordosten ergab. Dadurch konnte der Eingang von der Straßenseite her geplant
werden. Im anderen Fall hätte der Eingang von der hinteren Seite angelegt
werden müssen. Der
zuständige Trierer Rabbiner Dr. Josef Kahn entschied, dass die Aacher Synagoge
auch in nordöstlicher Richtung gebaut
werden könne und begründete seine Ansicht in einem Beitrag, der am 10. Juni
1860 in der Zeitschrift "Der israelitische Volkslehrer"
veröffentlicht wurde:
"Über die Richtung der heiligen Lade in unseren
Synagogen". Die in ganz Israel allgemein übliche Sitte in den
Synagogen, die heilige Lade nach Osten (LeZad Misrach = nach der Ostseite) zu
richten, verursacht beim Neubau von Synagogen öfters große Schwierigkeiten in
Beziehung auf Erwerbung eines geeigneten Bauplatzes, Ausführung des Planes und
Anbringen des Einganges in die Synagoge. Dieser kann deshalb häufig nicht an
der Seite, die zur offenen Straße liegt, sondern muss entweder an der
entgegengesetzten, nach hinten, oder südlich und nördlich angebracht werden,
wodurch sowohl das äußere Ansehen der Synagoge entstellt, als auch die
Symmetrie gestört wird. Ein in meiner Praxis im vorigen Sommer mir
vorgekommener Fall überzeugte mich, dass dieser Übelstand hier und da noch
häufig dadurch vermehrt wird, dass beim Bauen von neuen Synagogen man ohne
Weiteres die Richtung der alten zum Maßstab nimmt, was aber durchaus nicht
immer so maßgebend ist, dass eine Abweichung von derselben nicht gestattet
werden könne, weil die östliche Richtung selten präzis, ja in vielen
Synagogen sehr ungenau und unbestimmt ist.
Dieses bewährte sich in der mir zur Entscheidung vorgelegten Frage: ob beim
Bauen der neuen Synagoge in der Gemeinde Aach, von der Richtung der alten
abgewichen werden dürfe? auf das Eklatanteste. - Nach Aufnahme der
Himmelsrichtung vermittelst eines Kompasses durch den Architekten, - es ist
dieses der Ihnen als Anfertiger des Planes unserer hiesigen Synagoge persönlich
bekannte Herr Architekt Schmidt, welcher mich hierauf aufmerksam machte und sich
mit wahrem Eifer und heiligem Interesse auch dieser Sache annahm, - der den Plan
und eine Zeichnung der betreffenden Himmelsgegenden angefertigt hatte, ergab
sich ein für die Sache günstiges Resultat. - |
Nach der bestimmten Erklärung
des Architekten nämlich, wovon auch ich mich überzeugt hatte, könnte, wenn
die Synagoge in nordöstlicher Richtung erbaut würde, der Plan vollkommen
ausgeführt werden, der Eingang von der Straße aus sein, die Synagoge von allen
Seiten das Sonnenlicht erhalten und würde alsdann als Musterbau für andere
kleinere Synagogen dienen können; hingegen nach der Richtung der alten Synagoge
würde der Plan nicht ausgeführt werden können und die Synagoge einen hässlichen
Eingang von der hintern Seite und nur wenig Sonnenlicht haben. Auch behauptete
er, dass bei mehreren alten Synagogen, wie bei denen in Trier und Worms, er
wahrgenommen habe, dass in diesen die heilige Lade noch mehr nordöstlich liegt,
als seine Zeichnung angibt.
Ich trug daher keine Bedenken zu erlauben, die neue Synagoge nach nordöstlicher
Richtung zu erbauen. Denn unser Gebrauch, uns beim Gebete gegen Osten zu
wenden, und somit auch diese Richtung der heiligen Lade, gründet sich auf die
Beraitha im Talmut Berachot 30a, in welcher es heißt: "Die außerhalb
Palästina (BeChuz LaAaräz = außerhalb des Landes) Wohnenden sollen sich gegen
Palästina beim Gebete wenden, somit die in Westen nach Osten." Dieses ist
auf uns anwendbar, da wir westlich von Palästina liegen. Siehe Rosch, Tur und
Rema (Schulchan Aruch Chaim Kap. 94,2). Nur soll die Richtung der heiligen Lade
nicht ganz nach Osten sein, wegen der Sektierer nach der Ansicht das Rab
Scheschet (siehe Talmud Baba-Batra Fl. 25 a und den Rema an der angeführten
Stelle). Dieses befolgte man denn auch allgemein und allenthalten. Und wenn
auch, nach der Ansicht des Lebusch (siehe die Zeichnung im Magen Abraham an der
angeführten Stelle) die Richtung der heiligen Lade vorzüglich eine
südöstliche sein soll, weil wir 1( nach Nordwesten von Palästina liegen und
somit uns ganz direkt nach Palästina wenden würden (siehe Beer Hagole zur
Stelle) und 2) hierdurch der Ansicht des Rabbi Josua ben Leby (Baba Batra an
dieser Stelle) entsprechen (siehe Hagahot Ascher zu Stelle) - so ward doch
hierauf häufig keine Rücksicht genommen, sondern hauptsächlich nur beachtet,
dass die Richtung nach Osten sei, wenn sich solche auch nach Norden neigt, wie
solches viele alte Synagogen beweisen, wie die Hauptkasuisten nur schlechtweg
sich äußern: "Wir, die wir nach Westen liegen, wenn wir uns beim Gebete
nach Osten wenden, so richten wir uns gegen Jerusalem" (siehe Rosch und Tur
zur Stelle). Dazu kommt noch, dass viele Amoraim (an der angeführten Stelle Baba
Bathra) der Meinung sind, wir können uns nach allen Richtung hin beim
Gebete wenden, weil die Gottheit überall ist; eine sogar Westen, ein anderer Norden
und wieder ein anderer Süden vorzieht. |
Der ausgezeichnete Talmudgelehrte ,Herr Moses Leby in Merzig - in diesen
Blättern schon rühmlichst erwähnt - dem ich diese meine Ansicht mitteilte und
ihn um die seinige bat, stimmte mir ganz zu. Er verwies noch auf die
Rechtsgutachten des Jad Elia und Baal As, die auch behaupten, dass es Synagogen
gäbe, in welchen die heilige Lade nicht südöstlich, nach der Zeichnung des
Lebusch, gerichtet sind. Er ist auch der Ansicht, dass nach den Poskim, es nur
darauf ankommt, dass die heilige Lade sich nach Osten richte und zwar etwas
seitwärts, aber nicht zu weit ab von Osten, so dass Jeder beim Aus- und
Eingehen sich leicht überzeugt, dass sie nach Osten hin gerichtet ist. Alsdann
darf sie auch nordöstlich sein. Nur darf man es nicht zu sehr erleichtern, um
die Richtung ganz zu ändern, wodurch die Halacha und die Verordnung der Alten
eingerissen und umgestoßen würden.
Die neue Synagoge zu Aach wird nun, auf diese Entscheidung hin, in
nordöstlicher Richtung gebaut und wird sie in der Tat ein Musterbau für kleine
Gemeinden werden. Es möchten nun Gemeinden und Rabbiner bei Neubauten hierauf
Rücksicht nehmen.
Trier, im Februar 1860 J. Kahn
*Es ist dieses auch in der alten Synagoge zu Frankfurt
am Main der Fall gewesen, deren Richtung bei unserem Neubau beibehalten wurde.
|
Die Synagoge wird noch im Laufe des Jahres 1860 erbaut worden sein.
Die Ähnlichkeit des Gebäudes mit der vom selben Architekten erbauten Synagoge
in Trier ist auffallend. Den Bau prägen neuromanische Elemente, von denen
teilweise bis heute Lisenen, Rundbogenfenster und Rundbogenfriese erhalten
sind.
Beim Novemberpogrom 1938 richteten zwei "Sturmkolonnen" von
Nationalsozialisten aus Trier schwere Verwüstungen in Aach an. Die jüdischen
Häuser wurden demoliert, die Synagoge schwer geschändet. Dabei wurde die
Inneineinrichtung völlig zerstört, großenteils auf die Straße vor die
Synagoge geworfen und vernichtet. Eine Brandstiftung wurde versucht, wegen der Gefahr eines
Großbrandes wurde das Feuer jedoch wieder gelöscht. 1942 verkaufte die
Reichsvereinigung der Juden in Deutschen unter Zwang das Gebäude an die
Gemeinde Aach. Während der Kriegszeit
wurde das Synagogengebäude als Pferdespital der Wehrmacht, später als Gefangenenlager
zweckentfremdet.
1950 wurde das Synagogengebäude bei Feuerwehrübungen beschädigt.
Noch im selben Jahr kam das Gebäude zunächst in den
Besitz der Erbengemeinschaft der jüdischen Gemeinde Aach mit Sitz in London. Von dieser wurde es 1954 an Privatleute in Aach
verkauft, die das Gebäude 1956 unterkellerten und zu einem Wohnhaus mit
zwei Wohnungen umbauten. Eine Restaurierung
des seit 1995 denkmalgeschützten Gebäudes erfolgte zuletzt 1996 unter Einbeziehung öffentlicher
Zuschüsse. 1998 wurde eine Gedenktafel am Gebäude angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Neweler Straße 2
Fotos / Darstellungen:
Ältere Fotos |
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Historische Aufnahme der
Synagoge (Quelle: Landesamt
s.Lit. S. 67) |
Die ehemalige Synagoge vor der
Restaurierung 1996 (Quelle:
Kulturdatenbank
Region Trier) |
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Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 19.4.2006) |
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Die 1998 angebrachte
Gedenktafel |
Die südwestlich
(links) beziehungsweise nordöstlich (rechts) orientierten Giebelseiten. |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
April 2014:
In Aach sollen "Stolpersteine"
verlegt werden |
Artikel von Harald Jansen im "Trierischen
Volksfreund" vom 28. September 2014: "Zwei Mahnmale für zwei Schicksale
Aach. An das jüdische Leben in Aach erinnert heute vor allem noch der
jüdische Friedhof. Nun sollen zwei Stolpersteine an zwei Aacher erinnern,
die im Konzentrationslager ermordet worden sind. Zuvor muss noch der
Gemeinderat entscheiden.
Aach. Vier Jahre lang dauert die Ungewissheit. Erst Anfang 1946 erfahren die
Kinder von Ruben Levy, dass ihr Vater tot ist. Mit 89 Jahren ist der
gebürtige Aacher gestorben. 1942. Im Konzentrationslager Theresienstadt. So
steht es in einer Anzeige, die Familienangehörige in der in New York
erscheinenden Zeitung "Aufbau" 1946 aufgegeben haben. Aufgeführt in der
Liste mit dem Vermerk "Aufenthalt unbekannt" ist auch Rubens Tochter Frieda.
Was die Angehörigen zu dieser Zeit wohl nur ahnen, ist, dass sie auch tot
ist. Sie wurde ebenfalls nach Theresienstadt deportiert, starb jedoch nach
Informationen der Gedenkstätte Yad Vashem im KZ Auschwitz-Birkenau. 1943.
Nun sollen sogenannte Stolpersteine an die beiden Aacher erinnern (siehe
Extra). Dabei handelt es sich um knapp zehn Mal zehn Zentimeter große
Gedenktafeln aus Messing. Diese werden jeweils vor den Wohnhäusern im
Bürgersteig eingelassen, in denen Menschen gelebt haben, die von den
Nationalsozialsten getötet worden sind. Die Inschrift auf den Steinen
beinhaltet neben dem Namen auch die Lebensdaten. Im Fall von Ruben Levy,
dessen nach Vallendar verheiratete Tochter Regina ebenfalls von den Nazis
ermordet wurde, würde die Inschrift beispielsweise lauten "Hier wohnte Ruben
Levy, geboren 14.4.1853, deportiert und ermordet." Ehe es den Stolperstein
gibt, muss erst der Gemeinderat Aach seine Zustimmung geben. Das Gremium
trifft sich am heutigen Montag, 19.30 Uhr, im Gemeindehaus. Das Dekanat
Schweich-Welschbillig war nicht nur Initiator der Studie "Leben in Aach",
deren Ergebnisse vor einigen Tagen vorgestellt worden sind (der TV
berichtete). Das Dekanat ist auch in der Gedenkarbeit involviert.
Pastoralreferent Matthias Schmitz befürwortet grundsätzlich, dass dieser
Teil der Geschichte aufgearbeitet wird. Er hat Ortsbürgermeister Ralf
Kierspel vorgeschlagen, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich mit dem Thema
Gedenkarbeit/Stolpersteine auseinandersetzen wird. Schmitz selbst will sich
in solch einer Gruppe einbringen. Kierspel will den Vorschlag aufgreifen.
Entscheiden sich die Aacher für Stolpersteine, kann damit ein Wunsch von
Frances Kallman in Erfüllung gehen. In der Trierer Neustraße sollen
Stolpersteine für ihre Angehörige verlegt werden. Bei den Vorbereitungen für
die Aktion stellte sich heraus, dass ihr Großvater Ruben und ihre Tante
Frieda in Aach gelebt hatten, ehe sie deportiert wurden. Die Verlegung der
Trierer Steine ist für April 2015 geplant. Zu diesem Termin wollen Frances
Kallman und ihr Mann aus den USA anreisen. Dann könnten - so der Plan - die
Steine in Aach verlegt werden.
Die von Gunter Demnig verlegten Stolpersteine kosten pro Stück 120 Euro. Die
Trierer Arbeitsgemeinschaft Frieden (AGF) sucht noch Sponsoren.
Informationen gibt es bei der AGF, Telefon 0651/9941017, E-Mail
buero@agf-trier.de
Extra. Stolpersteine ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit
Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der
Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder
in den Suizid getrieben wurden. Mittlerweile gibt es rund 45 000 Steine, in
Trier sind es derzeit 146. Daneben gibt es Stolpersteine unter anderem in
Konz, Wiltingen und Pellingen. Seit 1418 haben in Aach Juden gelebt. Die
jüdische Gemeinde mit einer eigenen Synagoge entstand im 19. Jahrhundert. Um
1850 war jeder fünfte Aacher jüdischen Glaubens. Während der Nazizeit gelang
einigen Familien die Auswanderung. Beim Novemberpogrom 1938 wurden jüdische
Häuser demoliert und die Synagoge geschändet. 1942 und 1943 wurden die
letzten in Aach lebenden jüdischen Bürger in die Vernichtungslager
deportiert. Laut Gedenkbuch des Bundesarchivs sind 28 in Aach geborene
jüdische Bürger dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer
gefallen."
Link zum Artikel |
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Januar 2015:
Aacher Bürger begeben sich auf Spurensuche |
Artikel von Harald Jansen im "Trierischen
Volksfreund" vom 20. Januar 2015: "Aacher begeben sich auf historische Spurensuche
(Aach) 1943 wurden die letzten jüdischen Mitbürger aus Aach deportiert. Nur noch ein Friedhof und die zu einem Wohnhaus umgebaute ehemalige Synagoge erinnern daran, dass in der Gemeinde Christen und Juden über Jahrhunderte hinweg zusammengelebt haben.
Nun haben sich rund ein Dutzend Interessierte zusammengefunden, die sich auf historische Spurensuche in ihrem Heimatort begeben wollen. Matthias Schmitz, Pastoralreferent im Dekanat Schweich-Welschbillig, ist zufrieden mit der Resonanz auf die Einladung zum ersten Treffen des Arbeitskreises.
'Das war mehr, als ich erwartet habe', sagt er. Das Dekanat hatte sich am Forschungsprojekt über das Leben in Aach beteiligt. Bei der Auswertung der Fragebögen und der Interviews mit Aachern war die jüdische Geschichte des Orts immer wieder als Thema genannt worden.
Eine Gruppe Interessierter hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, Zeitzeugen-Interviews auszuwerten. Eine weitere möchte Zeugnisse und Spuren der jüdischen Geschichte sammeln und sichern. Zudem soll in Archiven geforscht werden, was aus den Menschen wurde, die aus ihrer Heimat flüchten mussten oder die deportiert worden sind.
Bei der nun beginnenden Suche werden die Aacher auch von den Soziologieprofessoren Alois Hahn und Waldemar Vogelgesang unterstützt.
Ende Februar soll es nach Auskunft von Matthias Schmitz ein nächstes Treffen geben. Was später einmal mit den Ergebnissen der Arbeit der Spurensucher wird, steht bisher noch nicht fest. Einen Antrag auf Verlegung von sogenannten Stolpersteinen hatte der Gemeinderat Aach zurückgestellt. Die Stolpersteine werden versehen mit den Lebensdaten der aufgrund der Herrschaft der Nationalsozialisten ums Leben gekommenen Menschen vor deren letzter bekannter Wohnung verlegt. har."
Link zum Artikel
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Robert Reichard / Thomas Heidenblut:
Synagogen im Landkreis Trier-Saarburg. Trier 2000. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 67-68 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Willi Körtels: Die jüdische Schule in der Region
Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online
zugänglich (pdf-Datei). |
| Arbeitskreis "Jüdisches Aach". Hrsg. Aacher
Dorfgemeinschaft. Flyer für einen Rundgang "Auf jüdischen Spuren in Aach"
(eingestellt
als pdf-Datei)
vgl.
https://www.lux-trier.info/a-juedischer-rundgang-in-aach |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Aach Rhineland.
Jews arrived in 1589, reaching a peak population of 77 (total 310) in 1843,
which steadily declined due to emigration to 38 in 1933. A synagogue was
consecrated in 1859. Most Jews were farily prosperous cattle traders. Their
businesses were destroyed in the Nazi era. By 1938, five of the village's eight
Jewish families had emigrated to the United States. The synagogue was wrecked on
Kristallnacht (9-10 November 1938) along with Jewish homes. The last Jews
were deported in 1942-43; at least ten perished in the camps.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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